Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
dich zu machen, so wie Vater auch.“
Sie nickte zustimmend, auch wenn sie ihn für seine Worte beinahe hasste.
„Wenn du die Verlobung aber auflöst, wirst du niemals wissen, was vielleicht gekommen wäre.“
„Ich will die Verlobung nicht auflösen“, beteuerte sie.
„Dann tu es auch nicht. Du solltest ihn nicht verurteilen, nur weil über ihn geredet wird. Bislang hat er dich ausnahmslos respektvoll behandelt.“
Das stimmte. Sie nickte und fühlte sich etwas besser. „Außerdem hat er vor mir noch bei keiner anderen Frau eine Heirat in Erwägung gezogen“, fügte sie an.
„Das ist wahr, und es spricht Bände.“ Wieder lächelte Evan, dann stand er auf. „Ich muss zurück an die Arbeit. Hast du mich deswegen besucht?“, neckte er sie. „Um dir einen fragwürdigen Rat von dem schwarzen Schaf der Familie einzuholen?“
Sie erhob sich ebenfalls, froh darüber, das Thema wechseln zu können. „Eigentlich nicht. Ich wollte dir von dem Fall erzählen, an dem ich momentan arbeite, weil ich mir Sorgen um Maggie mache.“
Sofort war er auf das Schlimmste gefasst. „Wieso? Ist Maggie etwa in Gefahr? Oder die Kinder? Was ist mit Ihnen?“, wollte er sofort wissen.
Überrascht von dem plötzlichen Ernst in seiner Stimme musterte Francesca ihren Bruder. „Ich weiß es nicht, aber ich will es nicht hoffen. Hast du über den Schlitzer gelesen, Evan?“
Er riss entsetzt die Augen auf. „Verdammt, Francesca, nun sag schon, was los ist! Hat Maggie irgendetwas mit dem Schlitzer zu tun?“
Sie berührte ihn besänftigend. „Beruhige dich doch. Wahrscheinlich ist alles in Ordnung. Aber am Montag gab es ein drittes Opfer. Diesmal war es Mord. Die Frau lebte nur zwei Häuser weiter. Ich möchte bloß, dass Maggie auf sich aufpasst. Deshalb schlug ich ihr vor, dass sie nächsten Montag bei uns übernachtet, da der Schlitzer wohl seinem bisherigen Muster treu bleiben und dann wieder zuschlagen wird.“
Evan war kreidebleich geworden. Grimmig sagte er: „Ich hasse die Verhältnisse, in denen sie lebt! Wie soll sie da die Kinder großziehen? Ehe ich mich von meinem Vermögen verabschiedet hatte, war es mein Wunsch gewesen, sie und die Kinder in ein besseres Viertel umziehen zu lassen. Abersie war zu stolz, um das Angebot anzunehmen. Ich wusste es gleich. Nun habe ich dafür nicht mal mehr die finanziellen Mittel. Francesca, es ist einfach nicht hinnehmbar, sie in diesem Slum leben zu lassen.“ Seine blauen Augen funkelten vor Zorn.
„Evan, ich weiß, du magst die Kennedy-Kinder“, gab Francesca zurück, die über so viel Leidenschaft in seinen Worten mehr als verblüfft war. „Aber steckt nicht doch mehr dahinter? Hast du … hast du Maggie mehr als nur gern?“ Sie war verwirrt, und es verwunderte sie, als sie sich diese Fragen stellen hörte.
Erschrocken wich Evan vor ihr zurück. „Was? Natürlich habe ich Mrs Kennedy gern. Wie könnte ich das auch nicht tun? Sie ist eine wunderbare Frau, nett, mitfühlend, warmherzig. Und bei Gott, sie hat ganz allein diese Kinder großgezogen, während sie sich auch noch zu Tode schuftet, damit sie ein vernünftiges Zuhause haben. Aber was genau willst du mit deinen Worten sagen?“ Seine Fassungslosigkeit steigerte sich noch ein wenig. „Du willst mir doch nicht unterstellen, von meiner Seite könnten da irgendwelche romantischen Gefühle im Spiel sein?“
„Ich weiß nicht“, gab Francesca zögerlich zurück.
Er lachte ungläubig auf und entfernte sich ein paar Schritte, dann aber ging er konsterniert im Zimmer auf und ab.
Francesca beobachtete ihn aufmerksam. War es möglich, dass er doch mehr für sie empfand, sich aber selbst weigerte, das anzuerkennen?
Schließlich drehte er sich zu ihr um. „Ich möchte, dass sie umgehend in eine bessere Wohnung zieht. Ich werde mit Mutter sprechen und sie bitten, alles Nötige in die Wege zu leiten.“
Nach diesen Worten war Fran sich sicher, dass Maggie Evan mehr bedeutete, als er zugeben wollte. Aber es gab auchnoch die Countess in seinem Leben. Von daher wusste sie nicht, was sie von dem Ganzen halten sollte. „Sie ist stolz, wie du selbst gesagt hast. Wir beide wissen, wie sehr ihr Mildtätigkeit zuwider ist. Sie war nur mit Mühe davon zu überzeugen, wenigstens am Montag bei uns zu bleiben, Evan. Daher bezweifle ich, dass sie noch heute ihre Sachen packen und die Wohnung verlassen wird.“
„Doch, das wird sie“, sagte er mit Nachdruck. „Ich nehme den Nachmittag frei, zum Teufel mit allem. Sie wird sich
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