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Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben

Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben

Titel: Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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Sarah hatte eine großartige Leistung vollbracht. Das Gesicht auf dem Gemälde war unverkennbar Francescas, aber der Ausdruck war nicht der einer unschuldigen jungen Frau oder der einer geschickten Kriminalistin, sondern der einer leidenschaftlichen Liebhaberin, einer Kreatur der Nacht, die sich im Bett am wohlsten fühlte.
    „Gefällt es dir nicht?“
    Francesca drehte sich abrupt zu ihr um. Sie vermutete, dass sie einen hochroten Kopf hatte. „Es ist wunderbar“, antwortete sie. „Aber wie hast du das geschafft, Sarah? Das bin nicht ich, und zugleich bin ich es doch! Dieses Porträt zeigt mich fast so verführerisch wie Daisy.“
    Erleichtert strahlte Sarah sie an. „Einen Moment lang dachte ich, es gefällt dir nicht. Glaubst du, Hart wird es mögen? Oder bin ich zu weit gegangen? Ich wollte deine sinnliche Seite zeigen, aber es könnte zu gewagt sein, wenn man bedenkt, dass du eines Tages seine Frau sein wirst.“
    Francesca wusste, Hart würde das Gemälde lieben. Aber vor ihrem geistigen Auge sah sie immer wieder Daisy, deren Worte ihr nicht aus dem Kopf gehen wollten.
    Du weißt, welchen Ruf er hat, und du weißt, dass er den Tatsachen entspricht. Glaubst du, du kannst seine Aufmerksamkeit auf Dauer auf dich und nur auf dich lenken?
    „Francesca?“, unterbrach Sarah die unangenehme Erinnerung an die Begegnung.
    „Es ist nicht zu gewagt für Hart, da bin ich mir völlig sicher.“
    Nach dir wird es abermals eine andere Frau sein, Francesca. Früher oder später wird er seinen Blick schweifen lassen – seinen Blick und sein Interesse. Wenn das geschieht, dann weißt du so gut wie ich, dass seine Versprechen bedeutungslos werden.
    „Wenn es dir gefällt und wenn du glaubst, er wird es mögen, warum blickst du dann so besorgt drein?“, wollte Sarah wissen und zupfte nervös an ihrem Ärmel. Die Stirn hatte sie sorgenvoll in Falten gelegt.
    Sie nahm Sarahs Worte kaum wahr, da sie im Geiste wieder an der Handschuhtheke von Lord and Taylor stand und Daisy ansah, die so hübsch und so verführerisch war wie die Frau auf dem Porträt, die aber wirklich existierte und schon das Bett mit Hart geteilt hatte.
    Wie sollte sie mit einer solchen Rivalin mithalten? Erschwerend kam hinzu, dass es Hunderte von Frauen wie Daisy Jones gab. In der ganzen Stadt gab es Frauen, mit denen sich Hart die Zeit vertrieben hatte. Ihre eben noch so gute Laune verwandelte sich in Trübsal.
    Dann drehte sie sich zu Sarah um. „Würde ich tatsächlich so aussehen, dann hätte ich vielleicht eine Chance“, sagte sie mit verzweifeltem Tonfall.
    Sarah musterte sie verwundert. „Was sagst du denn da? Natürlich siehst du so aus. Ich habe dich gemalt, nicht irgendein Produkt meiner Phantasie. Was soll das heißen, du hättest dann vielleicht eine Chance?“
    Francesca holte tief Luft und betrachtete wieder das Porträt. Trotz ihrer Befürchtungen musste sie das Gemälde ebenso bewundern wie die Frau, die es darstellte. Ein aufgeregtes Kribbeln jagte durch ihre Adern. Hart würde das Bild mögen, ohne Zweifel. „Sarah, ich bin Kriminalistin, eine Frau, die ihren gesunden Menschenverstand einsetzt, eine Geschäftsfrau, eine Frau mit Intellekt. Ich bin wohl kaum ein solch verführerisches Geschöpf.“Ihre Freundin schürzte die Lippen und straffte die Schultern. „Ich bin da aber anderer Meinung“, widersprach sie schließlich.
    „Was?“
    „Als du für mich Modell gesessen hast, da warst du nicht die berüchtigte Amateurkriminalistin. Du hast an Hart gedacht, nicht an irgendeinen kaltblütigen Mörder oder an irgendwelche Beweise. Und so hast du dabei ausgesehen, so und nicht anders“, beharrte sie. „Ich gab mir sehr große Mühe, um deinen Ausdruck so treffend wie möglich einzufangen.“
    „Tatsächlich?“ Sie wollte Sarah zu gern glauben.
    „Du hast kein klares Bild von dir, Francesca, vielleicht, weil Hart in dir eine Seite geweckt hat, mit der du nicht vertraut bist. Diese Seite habe ich gemalt, dieses verführerische Geschöpf, von dem du gesprochen hast. Weil es so neu für dich ist, konntest du es nicht erkennen.“
    Francesca horchte auf. Es bestand kein Zweifel daran, dass Calder Hart in ihr eine Leidenschaft geweckt hatte, von der sie zuvor nicht einmal zu träumen gewagt hätte. Wenn sie in seinen Armen lag, verlor sie sich in ebendieser Leidenschaft. Dann kannte sie kein Hier und Jetzt, keine Vergangenheit und keine Zukunft. Dann war da nur Harts Berührung, sein Duft, sein Kuss und dieses Stück vom Himmel, das

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