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Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben

Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben

Titel: Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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erst recht nicht zum Ton ihrer Haut, zu ihren Augen oder ihrem Haar.
    „Ich bin ja so froh, dass du herkommen konntest“, rief Sarah ein wenig atemlos.
    Francesca umarmte sie zur Begrüßung. „Woher kommt dieses Funkeln in deinen Augen? Ich weiß, es kann kein Mann sein. Lass mich raten. Hat es etwas mit dem Bild zu tun?“, neckte sie sie.
    „Komm schnell mit“, meinte Sarah grinsend. Ihr langeslockiges Haar hatte sie nachlässig zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammengebunden. Ein paar Locken, die ihr ins schmale, herzförmige Gesicht hingen, klebten zusammen, da sie mit Farbe verschmiert waren. In ihren großen braunen Augen, die von langen Wimpern gesäumt wurden, war eindeutig ein Funkeln zu erkennen. Je mehr Zeit sie mit Sarah verbrachte, umso mehr musste sie ihren ersten Eindruck von ihr korrigieren. Sarah wirkte inzwischen keineswegs schlicht oder zurückhaltend. Vielmehr war Francesca noch nie einer Frau begegnet, die faszinierender war und die mehr vor Leben sprühte als Sarah.
    „Führst du mich in dein Studio?“, fragte sie, als sie zügig durch den langen Flur gingen, der in den hinteren Teil des Hauses führte.
    „Natürlich“, erwiderte Sarah amüsiert. Die Tür stand offen, der Raum dahinter war voll gestellt mit Leinwänden. Manche zeigten fertige Bilder, andere Motive waren erst noch in der Entstehung begriffen. Sarah porträtierte am liebsten Frauen und Kinder, allerdings gab es auch zwei Landschaftsbilder. Eine Zeit lang hatte sie sich eindeutig von den Romantikern beeinflussen lassen, später folgten die Impressionisten. Ihre Bilder jüngeren Datums waren farbenfroh – sie bevorzugte deutlich erkennbar die Arbeit mit Farben –, aber sie waren auch weit realistischer, als man es von ihr erwartet hätte. „Ich habe dein Porträt fertig gestellt“, erklärte Sarah und blieb vor einer Staffelei stehen, die von einem Tuch verhangen war.
    Francescas Herz machte einen erwartungsvollen Satz. Hart hatte das Porträt vor einer Weile in Auftrag gegeben, als sie noch glaubte, sie sei in Bragg verliebt. Seine einzige Absicht war es gewesen, sie mit diesem Porträt zu ärgern, und genau dieses Ziel hatte er auch erreicht. Anfangs war Francesca aus zeitlichen Gründen nicht in der Lage gewesen, für Sarah Modell zu sitzen, doch als sich ihre Beziehung zu Hart änderte,wurde der Gedanke immer verlockender, dass er das Bild in seine Privatgemächer hängen wollte. Vor einem Monat hatte er Sarah dann gebeten, aus dem reinen Porträt ein Aktgemälde zu machen, und Francesca war damit einverstanden gewesen.
    Voller Ungeduld fragte sie: „Wie ist es geworden?“ Es war sicherlich schamlos, doch sie konnte es kaum erwarten, dass Hart zu Hause ein Bild aufhängte, das sie völlig nackt zeigte.
    Sarah strahlte vor Freude, dann erwiderte sie: „Warum bildest du dir nicht selbst ein Urteil?“ Dann zog sie den Stoff weg.
    Francesca starrte verblüfft das fertige Gemälde an.
    Die nackte Frau, die mit dem Rücken zum Betrachter saß und ihn über die Schulter anblickte, sah atemberaubend aus. Francesca wusste, sie war keine Schönheit, doch die Frau auf dem Bild hatte eindeutig ihr Gesicht. Allerdings wirkte dieses Gesicht nicht alltäglich, so wie sie es erwartet hätte. Sie wusste nicht, wie Sarah das geschafft hatte, aber es war ihr gelungen, sie fesselnd abzubilden.
    Das Porträt zeigte ihr glänzendes honigfarbenes Haar sorgfältig frisiert, als wolle sie auf einen Ball gehen, dazu trug sie eine Perlenkette. Dass sie sonst nichts am Leib hatte, machte die Kette umso verführerischer. Francesca spürte, dass ihre Wangen zu glühen begonnen hatten. Schließlich fand sie den Mut, auch den Rest des Porträts zu betrachten.
    Ihr Körper war genauso verführerisch wie ihr Gesicht, was Francesca erstaunte. Der Rücken war lang und elegant, ihr Po war auf eine sinnliche Weise wohlgeformt. Unter einem Arm hindurch war eine Brust im Profil zu sehen, und ein Stück weit von der Stelle entfernt, an der sie auf diesem Bild saß, lag ein rotes Ballkleid, das den Eindruck erweckte, als habe man es in aller Eile abgestreift.
    Dieses Porträt war unglaublich eindeutig in seiner Aussage. Francesca zog am Kragen ihrer Bluse, während das Blutin ihren Ohren rauschte. Sah sie wirklich so aus? Sah Hart sie so, wenn er sie betrachtete? Zweifellos hatte Sarah alle Partien ihres Körper übertrieben positiv dargestellt.
    „Und, was denkst du?“, flüsterte Sarah.
    Sie biss sich auf die Unterlippe, da ihr die Worte fehlten.

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