Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
Anliegen einzugehen. „Bist du dir denn sicher, dass du dich überhaupt mit einem Abendessen aufhalten willst, Francesca? Anstatt unseren romantischen Abend damit zu verbringen, Champagner zu schlürfen und Kaviar zu essen, könnten wir doch bei Kerzenschein Detektivarbeit in den Slums von Downtown leisten.“
Sie hörte den Humor aus seiner Stimme heraus und war unglaublich erleichtert, die kurzzeitige Krise überwunden zu haben. „Danke, dass du so verständnisvoll bist.“
Er kam zu ihr und nahm sie am Arm. „Verständnis gegenüber anderen gehört nicht zu meinen Stärken, aber bei dir werde ich mir Mühe geben.“ Wieder erschien er ihr viel zu nachdenklich, was bei ihr Unbehagen auslöste.
„Ich hoffe, du bist nicht allzu hungrig“, meinte sie, woraufhin er zu lachen begann und sie zur Haustür führte, wo der Butler ihnen die Tür öffnete. „Um ehrlich zu sein, ich bin völlig ausgehungert“, entgegnete er. „Aber ich muss auch sagen,dass ich sehr fasziniert bin. Dich bei deinen Ermittlungen zu begleiten, dürfte weitaus interessanter sein als das, was wir ursprünglich geplant hatten.“
„Ist das dein Ernst?“, fragte sie verblüfft.
„Ja, das ist mein Ernst.“ Seine Augen funkelten amüsiert, während er anfügte: „Das verspricht mit einem Mal ein sehr ungewöhnlicher Abend zu werden.“
7. KAPITEL
Mittwoch, 23. April 1902
19 Uhr
Peter tauchte fast wie aus dem Nichts auf, als Bragg in die Diele kam. Wortlos nahm der Bedienstete ihm den Staubmantel ab, aber der Diener, der ein Alleskönner war, sprach ohnehin nur dann, wenn es unbedingt erforderlich war. Bragg blieb stehen, während Peter zur Garderobe ging, und lauschte angestrengt. Von oben konnte er Katies leises Lachen hören.
Er war zu angespannt, als dass ihm das Geräusch ein Lächeln hätte entlocken können.
Im nächsten Moment kreischte Dot vergnügt auf, lediglich von seiner Frau war nichts zu vernehmen.
„Peter.“
Der über sechs Fuß große Schwede hielt inne. „Sir?“
„Ich darf annehmen, dass der Transport meiner Frau aus dem Krankenhaus problemlos verlaufen ist?“, fragte er.
„Ja, Sir.“
Braggs Schuldgefühle wurden noch stärker. So wie die Ärzte hatte auch er darauf bestanden, dass Leigh Anne nach Hause kam. Womöglich als Strafe dafür, nicht im Bellevue bleiben zu können, hatte sie ihn gebeten, er solle Peter schicken, damit der sie nach Hause brachte und er seinen übervollen Terminplan nicht ihretwegen umstellen musste. Wie höflich sie gewesen war, wie ruhig und wie distanziert. Er hatte sich damit einverstanden erklärt, obwohl er genau wusste, dass sie nicht mit Rücksicht auf seine Termine gehandelt hatte. Und selbst wenn sie ihn nicht bestrafen wollte, war ihr auf jeden Fall daran gelegen, ihm so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen. Er konnte es ihr nicht verdenken.
Er fragte sich jetzt, ob es richtig gewesen war, sie gegen ihren Willen nach Hause zu holen, auch wenn er es für das Beste gehalten hatte – für sie und für die Kinder. Hier waren die Menschen, die sie liebten, hier war das neu eingestellte Pflegepersonal, das sich um sie kümmern konnte.
Vielleicht aber hatte ihn auch nur sein eigener Egoismus dazu verleitet. Trotz der erdrückenden Schuldgefühle, die auf ihm lasteten, wollte er sie zu Hause wissen, dort, wo ihr Platz war. Obwohl er sich hin- und hergerissen fühlte, war der Wunsch, sich um sie zu kümmern, stärker als das Verlangen, vor allem die Flucht zu ergreifen.
„Mrs Bragg war sehr glücklich darüber, die Kinder zu sehen“, sagte Peter ruhig, zögerte dann aber.
Bragg bemerkte die Sorge in dem Verhalten seines Dieners. „Was ist? Irgendetwas bedrückt Sie doch?“
„Sie weiß nicht, wie sie mit dem Stuhl umgehen muss, den Sie für sie bestellt haben, Sir. Sie ist deswegen sehr bedrückt. Und sie hat den Pfleger nach Hause geschickt.“
„Sie hat Mr McFee entlassen?“, gab Bragg zurück.
„Nein, Sir, aber sie sagte ihm, er solle erst morgen wieder kommen.“
Sofort fühlte er sich erleichtert. Ohne den Krankenpfleger würde sie nicht zurechtkommen. „Sie wird sich in Kürze an den Rollstuhl gewöhnt haben“, sagte er, allerdings mehr zu dem Zweck, sich selbst zu beruhigen.
Peter nickte. Er war blond und hatte blaue Augen, sein Haar war schütter, das Gesicht hatte eine rundliche Form. „Werden Sie zu Abend essen, Sir?“
„Nein, danke“, gab Bragg zurück. Bei all den Sorgen war ihm der Appetit vergangen. Er legte eine Hand auf das
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