Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
„Tatsächlich?“ Seine Stimme machte keinen Hehl aus seiner Skepsis. „Und das belastet dich jetzt so sehr?“
Wäre er doch bloß nicht so wachsam! „Nein“, sagte sieleise und zwang sich zu einem Lächeln. „Ich habe mich so auf heute Abend gefreut, Calder. Ich muss nicht meine tiefsten, finstersten Geheimnisse mit dir teilen, nicht wahr?“
Nachdenklich sah er sie an, erst dann entgegnete er: „Natürlich musst du das nicht, Darling.“ Seine Stimme klang jedoch ein wenig befremdlich und kühl.
Ihr schauderte. Er war nicht glücklich darüber, das konnte sie ihm anmerken. Aber so sollte dieser so kostbare Abend nicht beginnen.
Auf einmal strich er mit einem Finger über ihren Hals bis zum Schlüsselbein. „Wie ich sehe, hast du dich heute Abend mit dem Ankleiden sehr beeilt.“
Es kam ihr fast so vor, als würde er sich von ihr zurückziehen. „Ja.“
„Und wie kommt dein nächster Fall voran?“ Ihm war offenbar bewusst, dass die fehlende Sorgfalt auf ihre Ermittlungen zurückzuführen war.
„Wir haben herausgefunden, dass es das Werk des Schlitzers war, Calder, und wir müssen den Fall mit allen Kräften lösen, ehe er am nächsten Montag wieder zuschlagen kann.“
Er sah sie von der Seite an und lächelte flüchtig.
Auch wenn er nichts sagte, war ihr klar, dass er darüber nachdachte, wen sie mit „wir“ meinte. Einen Moment später wandte er seinen forschenden Blick von ihr ab und machte eine nachdenkliche Miene, während er die Hände in die Hosentaschen steckte und langsam in Richtung Kamin schlenderte.
Francesca merkte, wie es mit diesem Abend unaufhaltsam bergab ging. Bevor sie aber zu ihm gehen konnte, um die Tatsache abzuschwächen, dass sie mit der Polizei und seinem ärgsten Rivalen zusammenarbeitete, fiel ihr Blick auf Joel. Der stand nur ein Stück weit von ihr entfernt und trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen, weil er unbedingt etwas berichten wollte.
Sie hatte ihn völlig vergessen. „Joel, was hast du herausgefunden?“, fragte sie. „Hat jemand den Mann gesehen, der Margaret Coopers Wohnung verließ?“ Oh, wie sehr sie doch hoffte, genau das würde der Fall sein.
„Tut mir leid“, erwiderte er betrübt. „Aber anscheinend hat niemand irgendetwas gesehen, Miss Cahill.“
„Und warum kommst du dann zu so später Stunde noch hierher?“
„Es geht um Miss O’Neil, Bridgets Mum.“
Francesca sah ihn beunruhigt an. „Ist ihr etwas zugestoßen? Bragg und ich waren vor ein paar Stunden noch bei ihr.“ Im gleichen Moment verdammte sie ihre Unachtsamkeit, dass sie Bragg erwähnte, obwohl Hart praktisch neben ihr stand. Er reagierte aber mit einem Lächeln, das nicht erkennen ließ, was wirklich in ihm vorging.
„Weiß ich nicht. Aber ich bin zu Bridget gegangen, und Miss O’Neil hat die ganze Zeit über nur geweint. Sie hat solche Angst.“
„Hat sie irgendetwas gesagt?“
Der Junge schüttelte den Kopf. „Nein. Aber sie ist immer wieder zum Fenster gelaufen und hat auf die Straße geguckt. Dann ist sie jedes Mal zurück in die Küche. Als hätte sie draußen nach jemandem gesucht. Aber so, dass man sie nicht sehen kann. Ich weiß nicht, aber ich finde das seltsam, Miss Cahill. Irgendwas stimmt da nicht.“
Francesca teilte sein Gefühl. Gwen war ihr nervös erschienen, als sie und Bragg das letzte Mal mit ihr sprachen. Sie wirkte dabei genauso beunruhigt wie am Tag zuvor. War etwas geschehen, wovon sie nichts erwähnt hatte, als sie beide sie in ihrer Wohnung aufgesucht hatten? Francesca war daran gewöhnt, dass Menschen Dinge vor der Polizei geheim hielten, weshalb es manchmal besser war, ohne die Anwesenheiteines Polizisten Befragungen durchzuführen.
„Ich glaube, Sie müssen mit ihr reden, Miss Cahill. Ich weiß, Sie haben heute Abend was Schickes vor, aber kann das nicht warten?“, fragte er hoffnungsvoll.
Sie strich über seine Wollmütze. „Ich glaube, du hast recht. Hart und ich können auch etwas später zu Abend essen. Und wenn wir schon dabei sind, können wir dich auch gleich zu Hause absetzen.“ Sie lächelte ihn an und sah zu Hart. „Calder? Bist du mit dem Zwischenstopp einverstanden?“
„Gwen O’Neil?“, fragte er nur.
Während sie bejahend nickte, betete sie, es möge ihm nichts ausmachen. „Ich habe mich nach keinem Zapfenstreich zu richten“, fügte sie ernst an. „Also können wir auch später essen.“
Hart schüttelte den Kopf, allerdings lächelte er gleichzeitig. Sie wusste, er war tolerant genug, um auf ihr
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