Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
fauchte sie David an, der mit einem verächtlichen Laut reagierte.
Die Kleine drückte sich fester an Francesca, der es nicht gelang, die komplizierten Verhältnisse in dieser Familie zu entwirren. „Joel, gehst du mit Bridget bitte für einen Augenblick in den Flur?“, bat sie.
Joel wurde zwar rot, als er zu Bridget ging, verhielt sich aber freundlich. „Komm mit. Dein Papa hat noch genug Zeit für dich, wenn Miss Cahill und Mr Hart fertig sind.“
Besorgt sah die Kleine zu Gwen. „Mommy?“
„Geh ruhig, Baby“, flüsterte Gwen so leise, dass sich ihre Lippen kaum bewegten. „Es wird nicht lange dauern, ich hole idch gleich wieder.“
Joel nahm ihre Hand, dann begaben die Kinder sich in den Hausflur. Francesca trat einen Schritt vor. „Sind Sie heute Nachmittag Ihrer Frau gefolgt, als sie von der Arbeit nach Hause fuhr?“, fragte sie Hanrahan geradeheraus.
Er machte eine finstere Miene. „Und wenn ich’s gemacht habe? Es ist mein gutes Recht.“
Hart erhob sich abrupt. Es war eine bedrohliche Geste, und Hart ließ keinen Zweifel darüber aufkommen, wie ernst es ihm war. „Kein Mann hat das Recht, seiner Frau nachzustellen“, warnte er ihn leise.
David Hanrahan sah ihn boshaft an. „Sie ist meine Frau, und das heißt, sie gehört zu mir. Sie hatte kein Recht, wegzulaufen und nach Amerika zu gehen. Sie hat kein Recht, überhaupt keines!“ Dann fügte er ein klägliches „Sir“ an.
Dem Gesetz nach hatten Frauen tatsächlich kaum die Freiheit zu entscheiden, was sie aus ihrem Leben machen wollte. So weit stimmte Hanrahans Behauptung. Gwen konnte sogar gezwungen werden, mit ihm heimzukehren.
„Du hast mich weggeschickt!“, hielt Gwen dagegen. Ihre Hände zitterten. „Du hast gesagt, du willst mich niemals wieder zu Gesicht bekommen!“
„Ich hab’s mir anders überlegt“, konterte er trotzig. Er zitterte ebenfalls, jedoch vor Wut.
„Wie lange sind Sie Ihrer Frau schon gefolgt?“, wollte Francesca wissen.
Er zuckte mit den Schultern.
„Dann möchten Sie doch lieber zum Polizeipräsidium gebracht werden?“, fragte Hart beiläufig.
David wurde bleich. „Ich bin ihr nicht gefolgt“, beteuerte er, aber Gwen reagierte nur mit einem abfälligen Schnauben.
„Wirklich nicht! Ich war auf der Straße, ich hatte gehofft, mit ihr reden zu können. Aber sie will ja nicht mit mir reden! Sie haben’s doch selbst gesehen! Ich will sie zurückhaben, und sie spricht nicht mal mit mir.“ Er sah zwischen Francesca und Hart hin und her, als erhoffte er sich von ihnen Unterstützung für sein Anliegen.
Gwen ging zur Spüle und stellte sich so, dass sie den Besuchern den Rücken zuwandte. Sie drehte den Wasserhahn nicht auf, hielt aber krampfhaft einen leicht gesprungenen Teller in den Händen.
Was für ein seltsames Verhalten, wunderte sich Francesca. „Gwen? Ich habe das Gefühl, nicht sehr zu überraschen, dass Ihr Mann Ihnen bis nach Amerika gefolgt ist und eine Versöhnung anstrebt“, sagte sie und ging zu der Frau. „Wie lange wissen Sie schon, dass er im Land ist?“
Gwen rührte sich nicht, als sie antwortete: „Seit ein paarWochen etwa.“
„Wann ist er aus dem Gefängnis gekommen? Stimmt es überhaupt, dass er wegen versuchten Mordes verurteilt worden war, wie Sie sagten?“, fragte Francesca.
„Sie konnten mir gar nichts nachweisen!“, rief David dazwischen.
„Ja“, bestätigte Gwen nach kurzem Zögern.
„Er zog die Anzeige zurück“, knurrte David. „Der Lord gab zu, dass es eine Lüge war. Er gab zu, dass ich nie versucht habe, ihn umzubringen.“
Gwen schluchzte laut, während sich Francesca zu David umdrehte. Sie zweifelte daran, dass er die Wahrheit sprach. Er hasste Lord Randolph, vielleicht sogar so sehr, dass es zu einem Mordversuch reichte. Hatte Randolph tatsächlich die Anzeige zurückgezogen? Oder war Hanrahan in Wahrheit geflohen? „Woher wussten Sie, wo Sie Ihre Frau und Ihre Tochter finden würden?“
„Sie erzählte einer Nachbarin, Mrs Reilly, dass sie über Father Culhane zu erreichen sei. Sie hatte seine Adresse hinterlassen. Der gute Father war sehr hilfsbereit und verriet mir, wo ich meine Familie finden konnte.“ David starrte Gwen an; von Francesca schien er keine Notiz zu nehmen.
„Ich komme nicht mit zurück“, erklärte Gwen mit heiserer Stimme. „Nicht nach Irland und auch nicht zu dir!“
„Du machst einen großen Fehler“, erwiderte er.
Das war unüberhörbar eine Drohung an Gwens Adresse. „Haben Sie beide schon über eine
Weitere Kostenlose Bücher