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Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben

Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben

Titel: Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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setzen.
    Zum Glück hätten die Umstände nicht besser sein können.

10. KAPITEL
    Donnerstag, 24. April 1902
15 Uhr
    Julia hatte mit großer Sorgfalt ausgewählt, was sie bei ihrem Treffen mit Calder Hart tragen wollte. Dabei war ihre Wahl auf ein dunkelrotes Kostüm gefallen, ergänzt um ein paar dezente Diamanten und den rubinroten Samthut mit rotem Band. Sie hatte Hart noch vor der Frühstückszeit eine Nachricht zukommen lassen, mit der sie ihn um ein Gespräch bat. Julia war von Natur aus ein ordentlicher und konventioneller Mensch, und da so viel auf dem Spiel stand, wagte sie es nicht, sich über das Protokoll hinwegzusetzen.
    Sein Büro befand sich in der No. 1 Bridge Street, gleich gegenüber den Docks. Das vierstöckige Gebäude im gregorianischen Stil war einladend und gepflegt, so wie sie es auch erwartet hatte. Der Zahn der Zeit hatte an den Ziegelsteinen genagt, doch die Fassade war frisch gestrichen und wirkte gepflegt.
    Sie vermutete, dass seine Räumlichkeiten das oberste Stockwerk beanspruchten, von wo aus er einen ungehinderten Blick auf den Hafen und das monumentale Geschenk der Franzosen – die Freiheitsstatue – hatte. Julia betrat das Foyer mit seinem glänzenden Holzboden, das mit prachtvollen Perserteppichen, ausladenden Kristallleuchtern und verschiedenen Sitzecken eingerichtet war. Ein Angestellter saß am anderen Ende gleich neben der geschwungenen Treppe an seinem Schreibtisch aus edlem Holz. Sie durchquerte den weitläufigen Eingangsbereich und ging auf den Mann zu.
    Der Gentleman erhob sich und streckte seine Hand aus. „Mrs Cahill, darf ich annehmen?“ Er lächelte sie an. „Mr Hart erwartet Sie.“
    „Ich bin ein wenig zu früh hier“, erwiderte sie und ließ ihren Blick über die Kunstwerke an den Wänden schweifen. Harts große Leidenschaft war die Kunst, und seine Sammlung galt als berüchtigt, da er einige schockierende Arbeiten besaß, die er öffentlich auszustellen wagte. Ihr war von einer schrecklich provozierenden, lebensgroßen Skulptur einer Nackten im Foyer berichtet worden, doch da sie zuvor nie hergekommen war, konnte sie nicht sagen, ob die Behauptungen zutrafen. Auch von einem unverhohlen atheistischen Ölgemälde hatte sie gehört, doch sie war sich sicher, dass Hart kein Atheist war. Genauer gesagt betete sie, das möge nicht der Fall sein, da Francesca von einer solchen Marotte restlos fasziniert sein würde. Es war zu hoffen, dass auch dieses Gerücht jeglicher Grundlage entbehrte.
    Die Kunstwerke im Foyer erwiesen sich überwiegend als sehr geschmackvoll. Es gab einige große Landschaftsbilder, eine romanische Schlachtszene, dazu mehrere stilvolle Porträts, die aus den unterschiedlichsten Epochen stammten. Zuordnen konnte Julia nur die Gemälde, die aus dem frühen neunzehnten Jahrhundert stammten, aber viel schwerer wog die Erleichterung, weder skandalöse Akte noch frevlerische Bilder zu Gesicht zu bekommen.
    „Mr Hart hat mich angewiesen, Sie nach oben zu bringen, sobald Sie eintreffen“, sagte der Mann. „Leider haben wir keinen Auf zug.“
    „Ich habe nichts dagegen, die Treppe zu nehmen“, erwiderte Julia, was sie auch so meinte. Bereits vor Jahren hatte sie festgestellt, dass sie ihre jugendliche Figur umso länger halten konnte, je mehr sie sich bewegte. Es fiel ihr schwer, Mitleid mit jenen Bekannten zu haben, die einfach nur fett geworden waren und sich unentwegt darüber beklagten, während sie weiter auf ihrem dicken Hinterteil saßen.
    Sie hoffte inständig, das Richtige zu tun.
    Andrew war nach wie vor nicht von der Verlobung überzeugt, da Harts Vergangenheit seiner Ansicht nach Bände sprach und er nicht der geeignete Mann für Francesca war. Dieser Widerwille hatte Julia mehr als einmal eine schlaflose Nacht bereitet. Ein Teil von ihr wollte sich wirklich nicht in diese Beziehung einmischen, doch es widerstrebte ihr noch mehr, lediglich tatenlos zuzusehen.
    Sein Büro befand sich tatsächlich im obersten Stockwerk, und der Blick auf Hafen, Freiheitsstatue und den Ozean war schlicht atemberaubend. Als Hart ihr entgegenkam, sie anlächelte und sie ihn in seinem dunklen Anzug mit Krawatte sah, ließ sie seine Eleganz ebenso auf sich einwirken wie die der Umgebung. Sie war sich sicher, mit ihrer guten Meinung über ihn und seine Beziehung zu Francesca richtig zu liegen.
    „Julia, einen guten Tag“, begrüßte er sie und schüttelte ihr die Hand. Er schien sehr erfreut zu sein, sie zu sehen. Ein breites Lächeln umspielte seine Lippen,

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