Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
Leigh Anne, die die Hände immer noch im Schoß liegen hatte.
„Arbeitet er immer noch eng mit Francesca zusammen?“, fragte Bartolla und schaffte es, eine neutrale Miene zu bewahren.
„Natürlich. Sie ist Kriminalistin, und sie ist sehr gut, musst du wissen.“
„Ich würde es nicht wollen, dass mein Mann mitten in der Nacht mit einer anderen Frau in der Stadt unterwegs ist“, erklärte Bartolla ernst. „Du bist so großzügig.“
„Francesca scheint glücklich zu sein“, gab Leigh Anne zurück, deren Wangen noch kräftiger gerötet waren, „seit sie mit Calder Hart verlobt ist.“
Bartolla begann zu lachen. „Das nenne ich einen Coup! Unsere schlaue Dame und Calder Hart! Ich frage mich, wie lange dieses ungleiche Paar wohl durchhalten wird.“
„Ich glaube, Calder ist endlich verliebt“, sagte Leigh Anne leise und senkte wieder den Blick.
„Oh, bitte! Er will sie in sein Bett bekommen, und sie ist klug genug, sich ihm zu verweigern. Damit ist sie zweifellos die einzige Frau, die das bislang geschafft hat. Ich frage mich, wie er sich wohl fühlt, wenn sie mit deinem Mann in der Stadt unterwegs ist.“
Leigh Anne warf ihr einen stechenden Blick zu. „Ich glaube kaum, dass er sich Sorgen macht. Hart ist der selbstsicherste Mann, den ich je kennen gelernt habe.“
„Hart ist kein Narr. Ich kann mir gut vorstellen, dass er Francesca schon bald an die Leine nehmen wird. Du kannst ruhig zugeben, meine Liebe, dass du erleichtert sein wirst, wenn sie verheiratet ist und nichts mehr mit deinem Mann zu tun hat.“
Nach einer kurzen Pause erwiderte Leigh Anne: „Ich mag Francesca. Ich glaube, eines Tages werden wir sogar Freundinnen sein.“
Für einen Moment dachte Bartolla, die Worte seien ernst gemeint, dann aber nahm sie sie doch als Scherz. Es konnte nicht anders sein. Bartolla begann zu lachen, aber Leigh Anne unterbrach sie prompt: „Wie geht es Evan?“
„Großartig.“ Nach kurzem Zögern beugte sie sich vor und flüsterte: „Er ist ein erstaunlicher Mann, wenn du verstehst, was ich meine.“
„Ich freue mich ja so für dich“, sagte Leigh Anne, ließ aber nicht erkennen, ob sie die Anspielung auf Evans sexuelle Raffinesseverstanden hatte. „Ja, er ist schon etwas Besonderes. Dass er seine Familie hinter sich zurücklässt, um seinen eigenen Weg im Leben zu finden, dass er sein Erbe aufgibt – ein wenig erinnert er mich an Rick. Wie ich leider hörte, hat Evans Vater ihn enterbt.“
„Das ist nur ein vorübergehender Familienzwist, das kann ich dir versichern.“
Leigh Anne schien sie nicht gehört zu haben. „Und er ist so großzügig, nicht wahr? Meine Freundin Beth Tyler kam heute vorbei und erzählte mir, dass sie ihn gestern gesehen hat.“
Bartolla versteifte sich. „Wie nett“, brachte sie heraus und hörte sich gleich danach fragen: „Wo?“ Am gestrigen Abend hatte Evan ihr eine unverständliche Notiz zukommen lassen, mit der er seine Pläne absagte.
„Sie sah ihn im Fifth Avenue Hotel.“
Erleichterung erfasste sie. „Dort wohnt er derzeit.“
„Er war mit einer reizenden rothaarigen Frau und drei kleinen Kindern dort. Wie es scheint, haben sie gemeinsam zu Abend gegessen.“ Leigh Anne lächelte übertrieben freundlich.
Bartolla erstarrte zur Salzsäule. Das Blut rauschte so laut in ihren Ohren, dass sie fast nichts anderes mehr hören konnte. „Wie bitte?“
Leigh Anne zog mit Unschuldsmiene die Augenbrauen hoch. „Ich fürchte, mehr als das weiß ich auch nicht. Beth kannte die Frau nicht, aber Evan war so in ein Gespräch mit ihr und den Kindern vertieft, dass er die Tylers gar nicht sah.“
„Maggie Kennedy“, zischte Bartolla, die fast schon rotsah.
„Wie bitte?“, fragte Leigh Anne, doch ihr Gast nahm die Frage nicht wahr.
Es war unfassbar und unglaublich, dass Evan ihre gemeinsamen Pläne absagte, um seine Zeit mit dieser langweiligen, unglücklichen Näherin zu verbringen. Schließlich war Bartolla eine Countess, verdammt noch mal!
Doch es war nicht so völlig unmöglich, vorausgesetzt, Leigh Anne sagte die Wahrheit. Aber wenn es stimmte, dann hatte er sie am gestrigen Abend wegen einer anderen Frau versetzt. Schon einmal war sie für einen kurzen Augenblick der Meinung gewesen, zwischen ihrem Geliebten und dieser Arbeiterin sei ein romantischer Funke übergesprungen. Doch diesen Gedanken hatte sie schnell wieder verworfen.
Jetzt aber wusste sie, dass es kein Irrtum gewesen war.
Sie musste diesem Unfug ein für alle Mal ein Ende
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