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Es wird Dich rufen (German Edition)

Es wird Dich rufen (German Edition)

Titel: Es wird Dich rufen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Cross
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Glaubensgenossen kämpfen mussten, nachdem einige Christen die Pilger im Heiligen Land überfielen. Man spricht in dem Zusammenhang von der Templerkrise.«
    »Sehr lange hat sie aber nicht gedauert«, ergänzte Jean, während Mike sich zunehmend wie in einem Strudel der Geschichte fühlte. Es kam ihm beinahe so vor, als würden all die Bilder des Museums zu neuem Leben erwachen und ihn förmlich in sich hineinziehen. Die Geschichte wurde vor seinem Auge lebendig.
    »Im Jahre 1127«, fuhr Jean fort, »kehrten fast alle Ritter nach Europa zurück. Ein triumphaler Empfang erwartete sie. Innerhalb kürzester Zeit stiegen Macht und Ansehen des Ordens immens an. Nur ein Jahr später wurde der Templerorden auf der Synode von Troyes offiziell bestätigt – auf Betreiben des Bernhard von Clairvaux, zu jener Zeit einer der bedeutendsten und einflussreichsten Wortführer des Christentums. In seinem Traktat ›Lob der neuen Ritterschaft‹ würdigte er die Ziele und Tugenden der Templer und erklärte sie zum Ideal und Inbegriff aller christlichen Werte.«
    »Wie der sagenumwobene Aufschwung von nur neun Rittern zum mächtigsten Ritterorden aller Zeiten gelang, das wissen wir heutzutage leider nicht mehr«, bemerkte Pellier.
    »Vielleicht haben sie etwas gefunden, das sie dazu in die Lage versetzt hat?«, vermutete Mike.
    »Ja«, bestätigte Pellier. »Derlei Spekulationen gibt es tatsächlich. Ganz interessant ist, dass einer der neun Gründer des Templerordens, der später als Johannes von Jerusalem bekannt werden sollte, sich als Prophet einen Namen machte. Vielleicht haben Sie von ihm gehört?«
    Johannes von Jerusalem, dieser Name war Mike tatsächlich ein Begriff. Erst vor wenigen Jahren war er durch die Presse gegangen, nachdem seine Schriften von einem französischen Historiker in Russland wiederentdeckt worden waren. Mike hatte sich damals jedoch nicht näher damit beschäftigt. Der Sensationsfund war dem »Komet« allerdings einen ausführlichen Leitartikel wert gewesen.
    »Dieser Johannes von Jerusalem ist ein Phänomen für die moderne Wissenschaft«, erklärte Jean. »Bei den Schriften fand man eine merkwürdig verschlüsselte Beschreibung seines Charakters. Er wurde als einer bezeichnet, der ›Aug und Ohr aller Sterblichen war, der die Zeichen lesen und dem Firmament zu lauschen vermochte und der dort weilte, wo All und Erde sich berühren ‹. Und man sagte, dass er in der Lage war – ich zitiere – ›den Pfaden zu folgen, die in diesen Sphären zu den Rätseln leiten, zweimal von der Zahl des Siegels berührt, dann von Gott gerufen‹.«
    »Eine merkwürdige Umschreibung seiner Person«, stellte Mike fest. »Sie haben vollkommen recht, junger Freund. Und es wäre sicher interessant zu wissen, was sich hinter dieser Botschaft verbirgt, aber die Forschungen sind noch nicht abgeschlossen. Erstaunlich finde ich jedoch, dass seine Prophezeiungen, die er für das dritte Jahrtausend geschrieben hat, ausgerechnet wenige Jahre vor ihrem Eintreten gefunden werden – also fast 900 Jahre nachdem er sie verfasst hatte!«
    »Vielleicht handelt es sich um Fälschungen?«, vermutete Mike.
    »Davon ist nicht auszugehen«, bemerkte Pellier. »Die Dokumente sind umfassend untersucht worden. Ihre Echtheit gilt als bestätigt.«
    »Aber es ist doch ganz unmöglich, dass ein Mensch des zwölften Jahrhunderts wissen konnte, was so lange Zeit nach ihm geschehen würde!«, argumentierte Mike dagegen.
    »Wenn Sie die derzeitig gültigen Theorien zugrunde legen, dann sicherlich nicht. Wir sollten aber nicht vergessen, dass die Menschen vor einigen hundert Jahren noch davon ausgegangen sind, dass die Erde eine Scheibe ist. Heute fliegen wir sogar zum Mond.«
    »Und weit darüber hinaus …« Mike ahnte, was Jean ihm anzudeuten versuchte, dass er nicht das Recht hatte, anzunehmen, dass es dem Menschen schlicht unmöglich sei, die Zeit zu überwinden, nur weil er es für undenkbar hielt. Vielleicht gab es tatsächlich geheime Methoden und Techniken, die das erlaubten. Umsonst hatte Jean das Beispiel mit der Erde als Scheibe sicherlich nicht gebraucht.
    »Propheten hat es zu allen Zeiten gegeben«, erklärte der alte Mann. »Nicht nur im Alten Testament, auch noch wesentlich später. Johannes von Jerusalem war einer von ihnen. Michel de Notredame, den Sie vielleicht eher als Nostradamus kennen, war ein anderer.«
    Wer kannte diesen Namen nicht: Nostradamus. Ein Star der Esoterik-Szene. Dessen vermeintliche Weltuntergangsprophezeiungen

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