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Es wird Dich rufen (German Edition)

Es wird Dich rufen (German Edition)

Titel: Es wird Dich rufen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Cross
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persönlich glaube, er hat das auch deshalb getan, weil er als hochintelligenter Mann geahnt haben muss, was im Zusammenhang mit der Revolution auf ihn zukommen würde. De facto musste er 1792 ins Exil fliehen – nach Spanien. Es waren dann nur noch eineinhalb Jahre, die er zu leben hatte. Sein Wissen hat er kurz vor seinem Tod anderen Priestern übergeben – so sagt man es wenigstens.«
    »Das ist eine ganz nette Geschichte bis hierhin«, gab der Journalist zu. »Nur frage ich mich, wo bleibt Abbé Saunière? Ich nahm an, dass er der Hauptakteur in dieser Story ist?«
    »Er ist einer von mehreren Hauptakteuren, die wir kennen. Mitwisser waren auch noch der damalige Bischof und Abbé Gélis, der in Coustaussa, ebenfalls nicht weit von hier, sein Amt ausübte. Gélis ist brutal ermordet worden – er wurde mit einer Axt in seiner Küche erschlagen. Genau einen Tag, bevor er in den Ruhestand ging. Sein Mörder wurde nie gefasst.«
    Nicht schon wieder ein Toter, dachte Mike. Mehr und mehr gewann er den Eindruck, dass das Wissen um das Geheimnis offenbar lebensbedrohliche Ausmaße annehmen konnte. Er musste an den Unbekannten in Rennes denken, der überfahren worden war. Ob auch er das Geheimnis gekannt hatte und deswegen sterben musste?
    »Ein gewisser Pater Rescanières, der Nachfolger von Saunières Amtsbruder Boudet in Rennes-les-Bains, wurde übrigens nach nur einem Jahr Amtszeit ebenfalls getötet«, sagte Jean fast gleichgültig. »Angeblich hatte er herauszufinden versucht, was sein Vorgänger getrieben hatte. Das war sein Todesurteil gewesen. Abbé Boudet ließ zwar noch nach dem Bischof schicken, weil er Licht in die Angelegenheit bringen wollte, allerdings …«, Jean gönnte sich eine kurze Atempause, um die Dramatik seiner Schilderung noch zu steigern, »starb Boudet bereits, bevor die Gesandten des Bischofs bei ihm eintrafen«.
    »Drei tote Priester, in so kurzer Zeit?«
    Mike war betroffen von dem, was er hörte. Das hatte er beileibe nicht erwartet. Schon gar nicht in einer so friedlich wirkenden, abgelegenen Gegend.
    »Genau genommen waren es möglicherweise sogar vier«, korrigierte Jean. »Es heißt nämlich, dass auch Abbé Saunière ermordet worden ist. Ganz genau weiß man das aber nicht, da er schon ziemlich alt war, als er starb. Einige behaupten jedoch, dass er mit Rattengift vergiftet wurde. Wer weiß …?«
    Mikes Zweifel daran, ob er sich der Geschichte tatsächlich annehmen sollte, wurden immer größer. Ausnahmslos jeder, der etwas gewusst hatte, schien damit auch sein Todesurteil unterschrieben zu haben.
    »Tut mir leid, Jean!« Er steckte Notizblock und Stift weg. »Das sind mir entschieden zu viele Morde für ein Geheimnis. Ich glaube nicht, dass ich mehr darüber erfahren möchte. Mein Leben ist mir zu wichtig, um mich mutwillig der Gefahr auszusetzen!«
    »Welcher Gefahr denn, junger Freund?« Der alte Mann schien wenig Verständnis für Mikes sorgenvolle Miene zu haben und versuchte, sie mit einem vertrauenerweckenden Lächeln verschwinden zu lassen. »Es gibt keine Gefahr, außer der, die man sich selbst macht!«
    »Finden Sie? Das sehe ich, nach allem was ich bis jetzt gehört habe, ein bisschen anders!«, entgegnete Mike.
    »Sie dürfen das alles nicht überinterpretieren, junger Freund«, versuchte Jean beschwichtigend auf ihn einzuwirken. »Ich will Ihnen ein Beispiel geben. Die Bundeslade ist Ihnen sicherlich ein Begriff?«
    Mike nickte. Er kannte die alttestamentarischen Geschichten, die die Wirren der Zeit überdauert hatten. Soweit er wusste, gab es aber keinen Beweis dafür, dass eine solche Lade jemals existiert hatte. Weshalb Jean sie ausgerechnet jetzt ins Spiel brachte, begriff Mike nicht.
    »Sehen Sie: Von der Lade sagt man, dass sie töten kann.«
    »Ich hörte davon, ja«, erinnerte sich Mike.
    »Nun steht in den Schriften aber auch geschrieben, dass die Lade nicht per se lebensgefährlich ist. Nur diejenigen, die sich ihr näherten, ohne die Vorschriften einzuhalten, starben. Wer sich vorbereitet hatte, wie die Priester, die die Lade bewachten, dem passierte, wie wir wissen, nichts.«
    »Interessant, aber was hat das mit dieser Sache zu tun? Die Priester werden ja kaum deswegen gestorben sein, weil sie die Bundeslade berührt haben!«, bemerkte Mike süffisant.
    »Davon ist in der Tat nicht auszugehen«, lächelte Jean. »Dennoch kommt es immer darauf an, wie man einer Sache begegnet und – vor allem – wie man sie dann behandelt. Tut man das mit Respekt, ist

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