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Es wird Dich rufen (German Edition)

Es wird Dich rufen (German Edition)

Titel: Es wird Dich rufen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Cross
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»Bitte setzen Sie sich doch.«
    »Danke.«
    »Kardinal, ich muss Sie über etwas aufklären«, begann der Großmeister. Seine Worte klangen bedeutungsschwer. »Und ich muss Sie bitten, absolutes Stillschweigen zu bewahren!«
    Der Kardinal schaute verwundert auf Bruder Thomas, der noch im Raum anwesend war. »Und was ist mit ihm? Das ist nicht gegen Sie persönlich gerichtet«, erklärte er und wandte sich wieder dem Großmeister zu. »Wenn es aber um derart sensible Dinge geht, dann wäre es vielleicht besser, wenn wir…«
    »Wenn wir alleine wären?« Der Großmeister schüttelte sanft den Kopf. »Das ist nicht nötig, Kardinal. Bruder Thomas ist mein engster Mitarbeiter und absolut vertrauenswürdig. Es kann sein, dass er eines Tages auch Ihnen noch wertvolle Dienste leisten kann und wird!«
    Der Kardinal zeigte sich einverstanden.
    »Weshalb wollten Sie mich sprechen, Euer Eminenz?«
    Der Großmeister kam direkt zur Sache: »Mir ist offenbar ein Fehler unterlaufen, den ich korrigieren muss – unter allen Umständen!«
    »Was haben Sie vor?«, fragte der Kardinal.
    »Sie müssen mich einige Zeit vertreten. Es gibt da ein paar Dinge, die ich persönlich klären muss.«
    Der Großmeister starrte auf das vor ihm liegende Papier mit den Sternenkonstellationen. Dann stand er auf, ging zu dem Regal an der hinteren Wand und griff nach einem sehr alten Buch, das in einer der oberen Reihen stand.
    Der Kardinal und Bruder Thomas beobachteten ihn dabei mit fragenden Mienen. Keiner von beiden wusste, was für ein Buch der Großmeister in diesem Moment in seinen Händen hielt und was genau er darin suchte.
    »Sehen Sie, liebe Freunde«, sagte der Großmeister, während er mit dem verstaubten Buch zu seinem Schreibtisch zurückkehrte. »Auch ich stehe dem Orden gegenüber in einer Verantwortung, die ich respektieren und nach der ich handeln muss.«
    »Sie wollen doch nicht etwa zurücktreten?«, erkundigte sich der Kardinal besorgt. Eine solche Möglichkeit bestand zwar grundsätzlich, wenngleich aber niemandem daran gelegen sein konnte. Ganz im Gegenteil: Die Bruderschaft schätzte den Obersten des Ordens, weil er ihn immer zuverlässig geleitet hatte – nach den Regeln, wie sie in den alten Schriften beschrieben standen.
    »Nein«, beruhigte der Großmeister die beiden Ordensbrüder schnell. »Das habe ich nicht vor, aber ich werde für meinen Fehler persönlich einstehen.«
    »Es hat mit Bruder Gérard zu tun?«, vermutete der Kardinal.
    »Es hat in der Tat mit ihm zu tun – wenn auch nur am Rande. Sehen Sie, Kardinal, die Zeit rückt näher, da wir einen neuen Wächter für den Schrein brauchen«, erklärte der Großmeister.
    »Also hatte Bruder Gérard tatsächlich dieses Amt inne?«, griff der Kardinal seine zuvor in der Versammlung gestellte Frage auf.
    »Bruder Gérard war nicht der Wächter«, versicherte der Großmeister. »Aber ich hatte ihn mit einem heiklen Auftrag betraut. Er sollte den neuen Wächter finden und an seine Aufgabe heranführen. Das ist auch der Grund, weshalb er die Papiere bei sich trug!«
    Der Kardinal begriff. »Dann ist dieser junge Mann, von dem Sie vorhin sprachen, der Auserwählte?«
    »Das vermute ich, ja.«
    Für einen Augenblick legte der Großmeister das dicke Buch zur Seite, um sich wieder dem Stück Papier auf seinem Schreibtisch zu widmen. Er nahm es in die Hand und reichte es dem Kardinal.
    »Sie sind sich dessen nicht sicher, Eminenz?«
    »Leider nein …«, räumte der Großmeister ein. Er kannte die Sensibilität der Zeitlinien. Schon kleine Nuancen konnten alles verändern.
    »Bruder Gérard war beauftragt, den jungen Mann zu studieren. Er sollte ihn kennenlernen, sich mit ihm unterhalten; schauen, wie er auf die Dokumente reagieren würde. Aus irgendeinem Grund ist es zu diesem Gespräch jedoch nicht mehr gekommen, wie Sie wissen.«
    Dem Kardinal schoss ein fürchterlicher Gedanke durch den Kopf, der sich in einem konkreten Verdacht manifestierte.
    »Sie meinen, in unseren Reihen befindet sich ein Verräter?«
    »Ich kann es nicht ausschließen«, seufzte der Großmeister.
    »Das wäre schlimm!«, warf Bruder Thomas ein.
    »Das wäre es in der Tat!«, pflichtete der Großmeister bei. »Viel verheerender ist im Moment allerdings, dass wir nun nicht wissen, ob derjenige, auf den meine Wahl gefallen ist, auch wirklich geeignet ist, das Allerheiligste zu schützen.«
    Der Großmeister zeigte auf das Blatt Papier, das nun Di Trampa vor sich hatte.
    »Das hier ist sein Horoskop.

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