Es wird Dich rufen (German Edition)
nach.«
»Tun Sie das bitte, junger Freund!« Jean schien nervös. »Wir müssen uns unbedingt etwas einfallen lassen!« Seine Worte klangen besorgt und mahnend zugleich. »Die Dokumente müssen so schnell wie möglich in Sicherheit gebracht werden.«
»Ich wollte sie ja dem rechtmäßigen Besitzer zurückgeben«, erklärte Mike nochmals die Absicht seiner Fahrt nach Rennes-le-Château, die Jean inzwischen ohnehin kannte. »Nur musste ich feststellen, dass er bereits seit vielen Jahren tot ist.«
»Sie glauben, dass Abbé Saunière der eigentliche Besitzer der Manuskripte ist?«, fragte Jean verwundert.
»Sagten Sie das nicht?«, nickte Mike, der davon überzeugt war.
»Das ist ein Irrtum«, widersprach Jean. »Sehen Sie: Saunière hat die Dokumente nur wiederentdeckt. Das bedeutet aber nicht, dass sie auch sein Eigentum waren!«
»Ja – aber …, wem gehören sie denn dann?«
»Das ist das Problem!«, meinte Jean. Es war eine der vielen Aussagen des alten Mannes, mit denen Mike nur sehr wenig anzufangen wusste.
»Wo ist das Problem?«
Jean lehnte sich nun ebenfalls gegen die steinerne Brüstung der Veranda. Ihm war bewusst, dass er sich mit dem, was er dem Journalisten zu sagen hatte, nicht zu weit aus dem Fenster lehnen durfte. Noch nicht.
»Sie erinnern sich daran, dass Saunière im Auftrag gehandelt hat?« »Soweit ist mir das klar«, bestätigte Mike.
»Was ich Ihnen nicht sagte, ist der Name der Auftraggeber. Bislang sprach ich immer nur von einzelnen Personen. Sie müssen aber wissen, dass sie Teil einer geheimen Gesellschaft waren, die sich die ›Bewahrer des Lichts‹ nannten.«
»Die ›Bewahrer des Lichts‹?«, wiederholte Mike. Hatte nicht auch der Priester in Rennes diesen Ausdruck benutzt, kurz bevor er in Mikes Armen gestorben war?
»Wer sind die ›Bewahrer des Lichts‹?«
»Streng genommen weiß das niemand so genau. Es ist eines der großen Geheimnisse in dieser Geschichte. Man weiß nur, dass es sich um einen Orden handelt, der im Verborgenen agiert, und der hier irgendwie seine Finger im Spiel haben muss, sofern es Abbé Saunière und Rennes-le-Château betrifft. Man sagt, dass es die ›Bewahrer des Lichts‹ sind, die das Geheimnis des Heiligen Grals hüten.«
Mike war verwirrt. Was hatte denn jetzt ein Geheimorden mit der ganzen Sache zu tun? Und wieso nannte Jean sie die Hüter des Grals?
»Dann ist die Bruderschaft also auch der rechtmäßige Besitzer der Dokumente?«
Sollte dies so sein, hätte Mike tatsächlich ein unerwartetes Problem. Wie sollte er einen geheimen Verbund kontaktieren? Ein solches Vorhaben zu realisieren war praktisch unmöglich. Er musste sich also etwas anderes einfallen lassen!
»Und wenn wir den Umschlag einem Nachfahren von Saunière übergeben?«, schlug Mike vor.
»Das wäre natürlich eine Möglichkeit«, erklärte Jean. »Aber das wird uns in der Sache nicht weiterbringen. Wenn Saunière gewollt hätte, dass seine Verwandten in den Besitz dieser Papiere gelangen, dann hätte er sie ihnen vererbt. Genau das ist aber nicht geschehen. Stattdessen hat er seine Haushälterin Marie als Alleinerbin eingesetzt. Sie besaß auch diese Dokumente.«
»Sie erwähnten das bereits«, sagte Mike. »Wissen Sie denn auch, was sie damit gemacht hat?«
»Marie behauptete immer, dass sie die Bewahrer persönlich kennt und ihnen die Papiere eines Tages anvertrauen wolle, wenn ihre Zeit kommt«, erinnerte sich Jean. »Ob sie das dann auch getan hat …, das entzieht sich meiner Kenntnis.«
»Was also raten Sie mir, Jean?«
»Ich weiß es nicht. Wir müssen abwarten. Ich bin sicher, die Bewahrer werden sich bei Ihnen melden!«
»Das kann aber lange dauern.«
Mikes Ungeduld wollte das nicht so recht gefallen. Mit dem enthusiastischen Blick eines engagierten Journalisten fixierte er stattdessen Jean. Warum sollte dieser eigentlich nicht die Manuskripte in Verwahrung nehmen? Er war tiefer in diese Geschichte verwurzelt, als Mike es je sein würde. Außerdem wusste der alte Mann sicherlich auch, wie er weiterverfahren musste, wenn Mike schon längst wieder zuhause an seinem Schreibtisch saß und seiner regulären Arbeit nachging.
»Was ist mit Ihnen, Jean? Wäre es nicht das Beste, wenn ich die Papiere Ihnen gebe?«
»Mir?« Der alte Mann war überrascht. Mit diesem Gedanken konnte er sich allerdings überhaupt nicht anfreunden. »Das ist ja nett, dass Sie an mich denken, junger Freund. Aber ich habe nicht das Recht, diese Papiere zu besitzen!«
»Sie haben
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