Es wird Dich rufen (German Edition)
und dennoch war es ihnen nicht gelungen, rechtzeitig den Gral zu finden, um das vor langer Zeit festgeschriebene Ritual abzuhalten und ihre Macht damit dauerhaft zu sichern.
Nun aber war der Jahrtausendwechsel nah. Die Zeit war reif, es ein weiteres Mal zu versuchen.
»Ich bin mir sicher, dass wir den Gral in den nächsten Tagen in den Händen halten«, wiederholte der General sein Versprechen.
»Beeilen Sie sich bitte!«, sagte der Superior und schob etwas nach, das beinahe wie eine Drohung klang. »Enttäuschen Sie uns nicht! Sie wissen, dass wir unsere ganze Hoffnung in Sie setzen!«
»Das werde ich nicht!«
»Wir wollen Ihnen dabei helfen, indem wir Ihnen ab sofort einen unserer Männer zur Seite stellen. Verstehen Sie mich richtig, General: Wir wollen Sie nicht kontrollieren, denken aber, es ist besser, wenn Sie mit bestimmten Informationen versorgt werden, deren Zugang Ihnen ansonsten unmöglich wäre.«
»In Ordnung«, knurrte der General. Wirklich einverstanden war er mit diesem Vorschlag allerdings nicht, denn er kam einer klaren Anordnung gleich. Da er sich selbst für nahezu unfehlbar hielt, brauchte er auch keinen, der ihm auf die Finger schaute. Dennoch blieb ihm vorerst keine andere Wahl, wollte er den Zugang zu den Mitteln, die er zur Verwirklichung seines Plans brauchte, nicht verspielen.
16
Jean saß mittlerweile nicht mehr in der Lobby des Hotels, wo ihn Mike eigentlich vermutete, sondern im Speisesaal, wo er es sich, gemeinsam mit der Hotelchefin Caroline, bequem gemacht hatte und in aller Ruhe eine Tasse Kaffee trank. Vor den beiden stand eine mit Sahnehäubchen verzierte, bereits angeschnittene Erdbeertorte. Jean hatte ein halb verspeistes Stück davon auf dem Teller vor sich liegen.
»Ah, da sind Sie ja, junger Freund!«, bemerkte der alte Mann und bot Mike einen Stuhl an.
»Danke!«
Mike legte den Umschlag auf den Tisch.
»Ein Stück Kuchen?«, fragte Jean.
»Gerne!«
Der Alte bat Caroline, einen weiteren Teller zu bringen, damit der junge Deutsche von ihrer köstlichen Torte probieren könne, woraufhin diese freudestrahlend in die Küche eilte.
»Caroline ist eine alte Freundin von mir!«, erzählte Jean inzwischen. »Sie ist eine wirklich gute Seele, auf die Verlass ist!«
»Das glaube ich sofort!«, sagte Mike. »Entschuldigen Sie, dass ich Sie warten ließ ...«
»Das macht überhaupt nichts!«, betonte Jean gelassen. »Caroline und ich, wir haben uns gut unterhalten.« Mit einem verschmitzten Lächeln fügte er hinzu: »Wenn wir uns treffen, dann haben wir uns immer viel zu erzählen, wissen Sie?«
Caroline kehrte wenig später mit einem weißen Teller aus Porzellan zurück und reichte ihn Mike mitsamt einer silbernen Gabel.
»Voila, Monsieur!«, sagte sie und bat ihn, sich ein Stück von der Torte zu nehmen. Ein Wunsch, dem Mike gerne nachkam, auch wenn Kaffeekränzchen normalerweise nicht sein Fall waren. Die Torte sah einfach zu lecker aus, als dass er sie nicht hätte probieren wollen.
»Sie schmeckt traumhaft!«, lobte Mike, nachdem der erste Bissen in seinem Rachen verschwunden war. »Wirklich wunderbar!«
»Caroline hat sie selbst gebacken!«, bemerkte Jean. »Sie ist eine großartige Bäckerin, müssen Sie wissen!«
»Offensichtlich!«, nickte Mike. »Sagen Sie ihr doch bitte, dass die Torte ganz ausgezeichnet ist! Ich habe lange keinen so guten Kuchen mehr gegessen!«
Caroline strahlte wegen des Lobs über die gesamte Breite ihres Gesichts.
»Sie sollen so viel essen, wie Sie mögen«, gab der Alte ihre Bitte an den jungen Journalisten weiter. Dann ließ sie die beiden Männer alleine, weil diese noch einiges zu besprechen hatten, wie Jean ihr zu verstehen gab.
»Sie ist immer ganz glücklich, wenn ihre Koch- und Backkünste bei den Leuten so gut ankommen«, bemerkte Jean, nachdem die Hotelchefin durch die Drehtüre in den Küchenbereich verschwunden war, der nur dem Personal zugänglich war. Seine Blicke fielen auf den Umschlag, den Mike auf den Tisch gelegt hatte.
»Sind die Dokumente darin?«, fragte er.
»Ja!«
»Dann lassen Sie uns nachsehen!«
Mike zückte die Papiere aus dem Umschlag hervor und reichte sie dem alten Mann. Er schien überrascht, als er sie in den Händen hielt. Er befühlte das Papier, indem er es vorsichtig zwischen Daumen und Zeigefinger rieb, roch an ihm, studierte intensiv die Schrift, indem er seine Brille zu Hilfe nahm, roch schließlich ein weiteres Mal an dem Pergament, um es dann beinahe ehrfürchtig wieder in den
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