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Es wird schon nicht das Ende der Welt sein

Es wird schon nicht das Ende der Welt sein

Titel: Es wird schon nicht das Ende der Welt sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Lewis
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Küche – war keiner da, deshalb dachte ich, ich mach mir ein Sandwich mit Braten. Den Teller nahm ich mit in mein Zimmer, damit mich keiner essen sah. Mum findet das nie gut, wenn wir zwischen den Mahlzeiten essen. Als ich die Tür zu meinem Zimmer aufmachte, sah ich, was die Pommie mit Jonnys Sachen angestellt hatte, und da rastete ich so richtig aus.
    Sie hatte in unserem Zimmer sauber gemacht.

9
    BEIM FRÜHSTÜCK AN DIESEM MORGEN hatte Mum der Pommie aufgetragen, meine Bettwäsche zu waschen. Meine. Nicht Jonnys. Aber sie war so blöde … sie hatte beide Betten abgezogen und alles gewaschen! Damit nicht genug, sie hatte auch alle Sachen unter Jonnys Bett herausgeholt. Sie hatte alle Bücher genommen, die er da drunter geschoben hatte, kurz bevor er das Licht zum Schlafen ausgeknipst hatte, und sie zu den anderen aufs Regal gestellt. Sie hatte die Plastikkästen mit Autos und Spielen so aufgeräumt, dass die Deckel schlossen. Sogar alle seine Soldaten – die, die er angemalt hatte, hatte sie vom Nachttisch geräumt, wo er sie zum Trocknen hingestellt hatte. Der Teller, den ich in der Hand hielt, fiel mir runter und ging kaputt. Das Bratensandwich landete auf der belegten Seite und hinterließ eine fettige Bremsspur auf dem Boden. An diesem Morgen hatte ich keine Gelegenheit gehabt, Jonnys Bild zu berühren. Immer ging was schief, wenn ich es nicht anfasste.
    Ich lief zurück ins leere Esszimmer und schaute aus der Glastür. Da wurde mir klar, dass die Laken, die da draußen mit Eierblut beschmiert hingen, unsere waren. Die Wäsche von beiden Betten flatterte an der Leine. Im grellen Sonnenschein wirkte sie blass, die braunen blutigen Flecken von der Eierschlacht sahen aus wie Wunden oder so. Ich stieß die Türen auf und spürte, wie die Nachmittagshitze mir den Atem nahm. Ich rannte einfach raus in den Garten und packte die Laken. Ich zerrte sie von der Leine, schleppte sie ins Haus. Im Badezimmer konnte ich einen Wasserhahn laufen hören, also ging ich da rein. Da war die Pommie, sie hatte sich über das Waschbecken gebeugt und spritzte sich Wasser ins Gesicht. Mein Gesicht brannte und meine Brust fühlte sich wie zugeschnürt an, sogar beim Ausatmen. Als die Pommie merkte, dass ich hinter ihr stand, fing ich an zu zittern. Ich hatte alles Mögliche zu sagen, aber alles, was ich ihr mitteilen wollte, kam mir fedrig vor und flatterte in meinem Kopf herum. Sie hatte alles kaputt gemacht. Was hatte sie mit Jonnys Sachen zu schaffen? Die durfte keiner anfassen. Alles musste genau so bleiben, wie er es hinterlassen hatte . Aber als ich meinen Mund aufmachte, hörte ich nur: »Du blöde Kuh, du hast Jonnys Laken gewaschen!«
    Sie schaute mich an, wobei das Wasser ihr vom Kinn tropfte, mit einem Gesichtsausdruck, als hätte sie eine Schraube locker. Da ging mir auf, dass sie nicht mal wusste, wer Jonny war, keiner hatte sich die Mühe gemacht, es ihr zu erzählen. Und da hasste ich Mum und Dad, weil sie ihn vergessen hatten, genauso wie die Pommie, weil sie unser Zimmer kaputt gemacht hatte. Ich fing ein bisschen an zu heulen, und als ich in mein Zimmer rannte, hoffte ich, dass Jonny das vom Himmel aus nicht sehen konnte.
    Ich zerrte die Laken auf mein Bett und legte mich darauf, mit dem Gesicht nach unten. Ich atmete den Geruch des Waschpulvers ein und wusste, es hatte den letzten Hauch von Jonny mitgenommen. Wo auch immer er war, da wollte ich hin.
    Als ich ein leises Klopfen an der Tür hörte, war mir klar, es war die Pommie. Sonst klopfte nie einer. Zuerst beachtete ich das Klopfen gar nicht. Ich wollte sie niemals wiedersehen. Aber dann klopfte sie ein bisschen lauter, und ich hörte, wie der Türgriff sich knirschend drehte, also sagte ich: »Hau ab!« Sie kam aber trotzdem rein und setzte sich auf Jonnys Bett. Ich sagte: »Runter von Jonnys Bett oder ich hol mir einen Stock und verprügele dich.« Und sie stand wieder auf und ging.
    Da musste ich raus aus unserem Zimmer. Es fühlte sich auf einmal verkehrt an. Als ob Jonny mich von jedem Regal, aus jeder Ecke, sogar aus den Gardinen anschrie. Die Pommie hatte sie wieder mit Schleifen zusammengebunden, hübsch, wie Fremde. Ich wusste nicht so recht, ob nun sie oder ich nicht hierhergehörten.
    Ich stieß die Fliegentür auf und rannte die Stufen zum Hof hinunter. Es war total still. Der Generator war ausgefallen, musste überhitzt gewesen sein. Als Buzz mich kommen sah, brüllte er – stieß eine Fanfare aus. Von so weit weg hatte er Ähnlichkeit mit

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