Es wird schon nicht das Ende der Welt sein
Trommeln im Hänger auf und Reg tauchte mit Rick auf. Reg hielt den Daumen hoch und gab Elliot das Zeichen, das nächste Rind durchzulassen. Sein Gesicht war nur ein bisschen roter geworden im Hänger, das war auch schon alles.
Die beiden Kühe in Jacks Abschnitt erinnerten mittlerweile an alte Boxer. Sie waren zu erschöpft, um weiter miteinander zu kämpfen. Wir ließen die Rinder, die wir markiert hatten, zum Verladen zu Rick und Bob durch. Sobald sie aus dem Weg waren, schlossen wir das Tor, und Jack machte seines auf. Die Färse stolperte voran und bohrte dabei der anderen Kuh die Hufe in den Rücken. Sobald sie in unserem Abschnitt angekommen war, schlug Jack das Tor wieder zu. Reg neben ihm bückte sich, so wie man es macht, wenn man unter den Pick-up guckt. Er wollte herausfinden, warum die ältere Kuh sich nicht von der Stelle rührte.
Sobald wir die hektische Färse markiert und zum Hänger durchgelassen hatten, öffnete Jack sein Tor wieder, er wollte nämlich versuchen, die Kuh zum Aufstehen zu überreden. Sowohl er als auch Reg benutzten ihre Viehtreiber, um sie anzustacheln. Sie gaben ihr einen schnellen Piks in den Hintern, aber sie wirkte leblos, bis auf dieses langsam keuchende Geräusch, das sie jetzt von sich gab. Reg schaute zu Dad. Er verzog das Gesicht und sagte: »Die gefällt mir nicht, Derek.« Dad sprang vom Zaun und kam rum, damit er sich die Sache aus der Nähe ansehen konnte. Er schüttelte den Kopf und Jack machte sein Tor wieder zu.
Sie lösten den Teil der Abzäunung, gegen den die Kuh sich lehnte, während Elliot einen Bullenfänger holte. Dad ging zu seinem Geländewagen. Er meinte es ernst, das merkte man. Als Jack das Zaunteil wegschaffen wollte und durch den Sand schleifte, kam der Körper der Kuh hinterher, bis sie ganz auf die Seite gefallen war. Eins ihrer Hinterbeine war schief und gebrochen und hing schlaff unter ihr raus. Bei dem Anblick zuckten wir alle zusammen. »Himmel«, sagte Reg leise.
Dad kam mit seinem Gewehr zurück, das er lud und in einem Zug an die Schulter hob, zielte und auf den Kopf der Kuh abfeuerte. Nach dem Schuss herrschte einen Moment Stille, anscheinend horchte die ganze Wüste auf. Der Körper der Kuh entspannte sich und lag ruhig da. Jack bückte sich und untersuchte ihr gebrochenes Hinterbein. Er hielt es in seinen großen Händen. Die Schwielen auf seinen Händen waren so dick, es sah aus, als würde er Handschuhe tragen. Er strich mit den Händen über die dünne Haut, die die gebrochenen Knochen bedeckte, berührte sie ganz vorsichtig, wie ein Arzt, der seinem Patienten nicht wehtun will. Er schaute auf die Kuh runter, ich konnte also nur die Oberseite von seinem großen Hut sehen, der sich von einer Seite zur anderen bewegte wie ein träge wedelnder Schwanz. »Das ist schlimm«, sagte er leise.
Elliot legte eine Kette um die Kuh, und Emily sprang hinten vom Pick-up, wo sie mit Bobbie gesessen hatte. Als Dad sie plötzlich an seiner Seite sah, war es, als ob sein Ärger über den Verlust der Kuh versiegte. »Willst du surfen, Em?«, fragte er, und sie lächelte auf diese breite, blöde Art, die sie immer einsetzt, wenn sie was will. Elliot wartete mit laufendem Motor im Bullenfänger, während Emily auf den Körper der toten Kuh kletterte und staubige orangefarbene Stiefelabdrücke auf ihrem Fell hinterließ. Sie fand ihr Gleichwicht auf dem runden Bauch und winkte Elliot zu, damit er wusste, dass sie so weit war. Als er losfuhr, streckte sie die Arme aus und tat so, als würde sie surfen. Ihr Gesicht war ganz ernst, ein bisschen so, wie sie geguckt hatte, als ich ihr beibringen wollte, wie man sich die Schuhe zubindet. Elliot schleppte die Kuh langsam weg und sie hinterließ eine traurige Spur im Wüstensand.
Emily war noch nicht sehr erfahren im Kuhsurfen, sie lernte noch. Sie hatte es noch nicht richtig drauf, und wenn sie die Knie nicht genug beugte, gingen ihre Arme nach oben. Sie tat ihr Bestes, um im Gleichgewicht zu bleiben, aber dann fingen ihre Stiefel auf dem kurzen Fell zu rutschen an. Im Fallen ruckte ihr Kopf nach hinten auf den Berg von einem Kuhbauch, und ihr Hut schob sich in ihr Gesicht, sodass sie nichts mehr sehen konnte. Dann rutschte sie in den Sand, während die Kuh ohne sie weiter auf der Staubwelle ritt. Ich machte die Augen zu und wartete, dass sie anfing zu heulen wie sonst immmer, aber sie weinte nicht. Sie lag auf dem Boden und lachte. Dad ging sie aufsammeln und setzte sie auf seine Schultern wie einen Champion,
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