Es wird schon nicht das Ende der Welt sein
es so vor, als würden wir alle Ärger kriegen, wegen ihrem Bauch. Die Pommie nahm mich am Arm und zog mich in die Küche. Ihre Stimme war wie ein lautes Flüstern: »Danny, du kannst nichts sagen. Das ist nicht dein Geheimnis. Wenn Sissy sich mit Gil treffen will, dann geht dich das nichts an.«
Dann kam Elliot rein und sagte: »Hallo, Viehtreiber«, dabei zog er den Hut. Die Pommie hörte auf zu reden. Sie sah aus, als wäre sie diejenige, die mit einem Gin erwischt worden wäre. Mein Lächeln war derart aufgesetzt, dass ich schon dachte, es würde mir aus dem Gesicht rutschen. Zum Glück war Elliot so damit beschäftigt, über den Viehtrieb zu labern, dass er nichts merkte.
Den ganzen Morgen konnte ich nur an Gil Smith denken, die Sache wollte mir nicht aus dem Kopf. Ich glaub, der Pommie ging es genauso, denn beim Smoko ertappte ich sie dabei, wie sie mich mit total ernstem Gesicht ansah. Ich wünschte, sie würde es sein lassen.
Die Jungs waren den ganzen Tag mit Regs Leuten draußen und bauten die Gatter bei Jaben Point ab. Wenn ich nach der Schule mit meiner Gin-Jockey-Schwester zu Haus bleiben sollte, würde ich explodieren, das wusste ich. Also nahm ich den Alten Rover und fuhr sofort raus, um den Jungs zu helfen – ich fragte nicht mal, ob ich vom Mittagessen aufstehen durfte. Bobbie brüllte mir was hinterher, und ich brüllte zurück, dass ich nach Jaben Point rausfahren würde, damit sie wusste, wo ich war.
Das mit den Gattern machte aber keinen Spaß. Ich konnte nicht aufhören, an Sissy und Gil zu denken. Zaunelemente zu stemmen, ist auch nicht gerade spannende Arbeit. Mein Hirn fühlte sich am Ende ganz tot an. Ich war froh, als Dad sagte, wir hätten nicht mehr genug Licht und sollten Feierabend machen. Er und die Jungs wollten mit Reg und seinen Leuten draußen am Jaben Point bleiben, damit sie morgens früh loslegen konnten. Ich sagte, ich wollte auch bleiben, aber er schüttelte den Kopf. Er meinte, ich müsse morgens zur Schule gehen, er wollte nämlich nicht, dass ich der Klassentrottel war, wenn ich auf dem Internat anfing. Ich glaub, er wusste, dass ich enttäuscht war, denn er sagte, ich könne nach der Schule zum Helfen rauskommen. Ich fragte, ob ich dann mit ihnen campen durfte – er würde drüber nachdenken, sagte er. Ich wollte keinen Ärger machen und meine Chancen, im Camp bleiben zu dürfen, nicht ruinieren, deshalb gehorchte ich. Er sagte, ich solle funken, sobald ich auf der Farm war, damit er wusste, dass ich gut heimgekommen war. Als ob ich ein Kleinkind wäre!
Auf der Fahrt zur Farm dachte ich an Buzz und was er lernen sollte. Als ich auf den Hof fuhr, war es so zwischen Tag und Nacht. Nicht so dunkel, dass die Hand vor Augen verschwand, aber auch nicht mehr hell genug, um zu verhindern, dass ich über den Kälbereimer fiel. Ich rannte zum Kälberpferch, weil ich zu Buzz wollte, aber erst als ich hinkam, sah ich, dass das Tor aufstand. Mann, ich kriegte die Panik. Nur Charlotte war da.
Alle anderen waren abgehauen.
Ich trat gegen den leeren Eimer, als ich zurückrannte und nach den anderen brüllte, sie sollten mir helfen, Buzz zu finden. Mum war zu Hause. Als sie mich brüllen hörte, kam sie raus und entdeckte Tough, Pod, Elaine und Archie in ihrem Garten, wo sie dabei waren, ihre Pflanzen abzukauen. Sie wurde total wütend – ich konnte sie schimpfen hören. Buzz war aber nicht bei ihnen. Da wurde es dann richtig eng in meiner Brust. Als ob es nicht schon schlimm genug gewesen wäre, das mit Sissy und Gil rauszukriegen … nun hatte ich auch noch Buzz verloren.
Ich versuchte, ruhig zu bleiben, zu überlegen, wo Buzz hingelaufen sein könnte. Ich nahm ein paar Züge aus meinem Inhalator, dann rannte ich ins Haus. Es wurde dunkler, ich holte mir also eine Taschenlampe und ging auf den hinteren Hof, auf dem ich Buzz normalerweise trainierte. Immer wieder rief ich seinen Namen und hoffte, das Glitzern seiner Augen in dem Lichtstrahl einzufangen, den ich vor mir über der Wüste hin und her wandern ließ.
Keine Ahnung, wie lange ich da draußen war, die Wüste absuchte und immer wieder im Kreis ums Haus herumlief. Auf dem Hof war es still geworden. Ich glaube, sie hatten die Kälber eingefangen und wieder in ihren Pferch gebracht. Eine Weile später hörte ich Bobbie und Liz auch nach Buzz rufen. Mum musste Emily zum Baden reingeholt haben.
Der Spinifex kratzte meine nackten Beine. Ich fiel ein paar Mal hin, und im Schein der Taschenlampe konnte ich sehen, dass ich
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