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Es wird schon nicht das Ende der Welt sein

Es wird schon nicht das Ende der Welt sein

Titel: Es wird schon nicht das Ende der Welt sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Lewis
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dass ich nachgedacht hätte.
    Dad hielt den Finger hoch und sagte: »Wag. Es. Ja. Nicht.«
    Da hielt ich die Klappe und gehorchte. Ich wusste, wenn ich anfangen würde zu heulen oder mich zu beklagen, würde ich noch größeren Ärger kriegen. Für Dad gab es nichts Schlimmeres als einen Jammerlappen. Sie gingen die Liste mit mir durch. Dad sagte, je eher die Aufgaben erledigt waren, desto früher könnte ich raus ins Camp zu ihm und den Jungs. Aber er sagte, er würde kontrollieren, und wenn ich die Arbeit nicht ordentlich machte, würde er mir noch mehr zu tun geben. Und da sagte Mum dann, ich müsse es nach der Schule machen, und ich überlegte, wie ich dann noch Zeit zum Trainieren mit Buzz finden sollte. Dad sagte: »Darüber hättest du nachdenken sollen, bevor du weggelaufen bist. Alles, was man tut, hat Konsequenzen, Danny. Das geht deiner Schwester gerade auf.«
    Ich musste den Laden ausfegen, in jedem Zimmer des Hauses Staub wischen, die Regale im Kühlraum aufräumen, mein Zimmer sauber machen und meine Wäsche zusammenlegen – ordentlich . Ich musste den Hühnerstall ausmisten und den alten Schweinepferch reparieren und herrichten, damit Mos entwöhnte Ferkel reinkonnten. Ich musste Liz helfen, die ganzen Kälber und die Schweine zu füttern, und den Laden aufmachen, wenn irgendwelche Blackfellas vorbeikamen. Ich wollte fragen, was ich machen sollte, wenn Mick oder Gil kamen, hatte aber Schiss vor Dads Antwort, deshalb hielt ich den Mund.
    Dad wollte, dass ich einen von seinen Schuppen aufräumte, das Holz und die Blechstücke da drinnen ordentlich hinlegte. Er sagte, ich müsse auch alle Gläser und Kisten mit Muttern, Bolzen, Schrauben, Beilegscheiben und so Sachen in einem anderen der großen Schuppen durchsehen und dafür sorgen, dass alles ordentlich war. Da standen Hunderte von Gläsern und Kisten, alles durcheinander, Schrauben bei den Beilegscheiben, große Nägel bei den Bohraufsätzen, alles Mögliche. Das würde schweißtreibend und langweilig werden.
    Am nächsten Tag ging Mum zur Arbeit wie gewöhnlich. Sie schien nicht besonders froh darüber zu sein. Sie schärfte mir und Emily ein, dass wir es ihr gleich sagen mussten, wenn Tante Ve oder Sissy anriefen. Sie brüllte uns diese Anweisungen zu, als würde sie schon mit uns schimpfen, ehe wir vergessen hatten, was wir machen sollten. Ganz groß schrieb sie die Nummer der Klinik in Marlu Hill, in der sie arbeitete, auf ein Blatt Papier und heftete es an die Wand neben dem Telefon, damit wir sie auch ja nicht verloren. Aber an diesem Tag klingelte das Telefon nicht, und Mum sprach abends, als sie wieder zu Hause war, mit Sissy und Tante Ve. Danach legte sie auf und sagte, Sissy gehe es gut, es gäbe keine Neuigkeiten , und dann funkte sie Dad an und erzählte ihm dasselbe. Das kapierte ich nicht. Warum funkte man jemanden an, um ihm zu sagen, dass man ihm nichts zu sagen hatte?
    Tage saß ich auf der Farm fest. Die längsten meines Lebens, schien mir. Dad und die Jungs arbeiteten rund um die Uhr bei Wild Ridge. An manchen Tagen kamen sie gar nicht nach Hause. Ich verpasste es, wie sie da das Vieh zusammentrieben – das war immer das Beste. Da Dad abends oft draußen blieb, war das Abendessen seltsam. Am Tisch waren so viele leere Plätze. Das gefiel mir nicht. Ich war traurig wegen Jonny, und ich wünschte, Sissy würde ohne den dicken Bauch wieder nach Hause kommen. So ganz normal.
    Buzz war das Einzige, was normal war. Auch wenn ich alle diese Sachen zu erledigen hatte, hatte ich mir geschworen, dass ich, komme, was wolle, jeden Tag mindestens eine Stunde mit ihm verbringen würde. Keine Ahnung, ob er das kapiert hatte, jedenfalls war er ganz schön eingebildet in dieser Woche. Er war ein fürchterlicher Schlingel. Er rannte herum, bäumte sich auf und trat um sich, als würde er tanzen oder so. Ein oder zwei Mal dachte ich, ich müsste einen Stock holen, aber nach ein paar Minuten beruhigte er sich wieder. Irgendwie fand er es so aufregend, aus dem Gatter und von diesen blöden Kälbern wegzukommen, dass er rumspringen wollte, als hätte er eine Million gewonnen.
    Liz sah uns eines Abends nach unserem Training wieder auf den Hof kommen, und später beim Abendessen erzählte sie allen, wie klasse Buzz und ich wären. Dad und die Jungs waren aber nicht da, sie waren draußen am Simpson’s Dam im Lager geblieben. Dahin waren sie umgezogen, nachdem sie bei Wild Ridge fertig geworden waren. Bobbie sagte: »Stell dir bloß mal vor, was du

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