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Es wird schon nicht das Ende der Welt sein

Es wird schon nicht das Ende der Welt sein

Titel: Es wird schon nicht das Ende der Welt sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Lewis
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hatte, was Sissy und dieser Scheißer von einem Köter getrieben hatten. Er schüttelte den Kopf und sagte, er könne gar nicht glauben, dass Sissy so was machen konnte. »Gil Smith«, sagte er noch einmal, so als ob das eine Frage wäre.
    Kurze Zeit später sagte er, Mum solle Tante Ve in Alice anrufen und sie überreden, Sissy zu nehmen, bis die Sache sich beruhigt hatte. Da fing Mum ein bisschen an zu weinen. Das hasste ich. Ich wollte nicht, dass Sissy zu Tante Ve ging. Nicht wirklich. Jedenfalls nicht für immer. Nur bis sie das Baby gekriegt hatte vielleicht. Dann konnte sie es dalassen und nach Hause kommen, so ganz normal.
    Dad stand auf. Er ging auf Emilys Zimmer zu. Ich verhielt mich echt ruhig. Er musste durch Emilys Zimmer durchgegangen sein und die Tür von Sissys Zimmer aufgemacht haben, denn eine Sekunde lang konnte ich ihre Musik hören. Sissy watschelte hinter ihm her, als er wieder rauskam. Sie hatte keine Schuhe an und ihre Füße waren total fett. Er rückte ihr einen Stuhl zurecht, auf den sie sich setzen sollte.
    Ich dachte, Sissy würde wieder flennen – tat sie aber nicht. Dad sprach ganz ruhig. Er sagte ihr, er würde es auf keinen Fall dulden, dass sie und das Gin-Baby unter seinem Dach wohnten. Er sagte, sie müsse eine Weile zu Tante Ve gehen. Sissy starrte ihm ins Gesicht. Mum sagte: »Derek, bitte?« Aber Dad ließ sich nicht erweichen. Er sagte, Mum solle Tante Ve sofort anrufen und so schnell wie möglich alles organisieren. Ich sah, wie er Sissys dicken Bauch anguckte und dann wieder wegschaute. Er guckte auf seine Hände und sagte, wenn das Baby kam, musste Sissy sowieso in Alice sein – so wäre sie einfach ein bisschen früher da als ursprünglich geplant. Das war alles.
    Mum fummelte mit einem Taschentuch herum. Sissy rührte sich nicht. Mum putzte sich die Nase, und ihre Stimme wurde komisch, als sie sagte, alle würden rauskriegen, wer der Vater war. Ich glaub, sie rechnete damit, dass Sissy verlegen wurde oder dass es ihr leidtat oder so. Sissy zuckte nur die Achseln, als wäre ihr ganz egal, ob das ganze Territory wusste, dass sie ein Gin-Jockey war. Ich dachte, Dad würde deswegen wütend werden, er mochte es gar nicht, wenn wir aufmuckten oder so. Aber nichts.
    Eine Ewigkeit schien zu vergehen, dann sagte Dad, trotzdem müsse er los zu Mick und Gil. Als Sissy das hörte, guckte sie verschreckt und sagte: »Wozu? Wenn ich nicht hier bin, was soll das dann?« Ich glaub, wir wussten alle, dass er Gil windelweich prügeln wollte. Sissy guckte Mum an, als ob die Dad dazu bringen sollte, seine Meinung zu ändern. Aber Mum sagte nichts. Ich glaub, sie fand auch, dass Gil eine Tracht Prügel verdient hatte – egal was das Gesetz sagte. Sissy muss gewusst haben, dass sie nichts machen konnte, also guckte sie auf ihren dicken Bauch. Sie fragte, ob sie gehen dürfe. Mum schaute Dad an und er nickte, da stand sie auf und watschelte zurück in ihr Zimmer.
    Als Tante Veronica mit ihrem Auto in Timber Creek anrollte, brauchte sie eine Weile, bis sie sich hinter dem Lenkrad rausgehievt hatte. Sie ging über den Hof und packte das Geländer, um sich die Treppen zur Tür hochzuziehen. Dad hielt ihr die Tür auf. Er sagte Hallo. Sie lächelte, er aber nicht. Ich glaub, er konnte kein Lächeln finden, das er ihr schenken konnte. Ich wurde rausgeschickt, ich sollte mit Emily spielen, während sie mit Tante Ve redeten.
    Emily saß auf dem Zaun wie eine Krähe und aß einen Apfel, während ich bei Buzz war und überlegte, was wohl im Haus geschah. Ich wusste, dass Sissy ihre Sachen für Alice Springs packte.
    Nachdem wir alle Mittag gegessen hatten, ohne dass jemand ein Wort gesagt hatte, wuschen Mum, Tante Ve und die anderen ab, also ging ich zu Sissys Zimmer. Ich blieb vor der Tür stehen, weil ich nicht wusste, was ich machen sollte. Am Ende hab ich geklopft, so wie die Pommie. Sissys Stimme drang ganz leise zu mir durch, sie fragte, wer da war. Ich sagte, ich, Danny, und sie fragte, was ich wolle. Ich wusste nicht, was ich wollte – nicht genau jedenfalls. Ich versuchte, mir zu überlegen, was ich sagen sollte. Am Ende fragte ich bloß, ob ich reinkommen könne. Ich hörte Sissys Füße auf den Dielen drinnen lauter werden, bis sie auf der anderen Seite der Tür stehen blieben. Wenig später ging die Tür auf und ich hatte ihr Gesicht vor mir. »Was ist?«, fragte sie. Sie hatte geweint. Ich zuckte die Achseln und fragte, ob sie okay sei. Sie zuckte auch bloß die Achseln. Keiner von

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