Es wird schon nicht das Ende der Welt sein
erreichen könntest, wenn du so viel Energie in deine Schularbeiten stecken würdest, Danny.« Und Mum sagte: »Oder diese Aufgaben.« Ich weiß nicht, warum Erwachsene immer alles kaputt machen müssen. Ich dachte an Dad und die Jungs und wünschte, ich könnte zaubern und bei ihnen sein statt bei all den Mädels.
Ich hörte Dad über den Staub klagen. Die Erde war so trocken, und wenn all das Vieh in den Gattern war, wirbelte es jede Menge Staub auf. Dad sagte, das sei wie ein schrecklicher Sturm. Die Jungs kriegten Staub in die Augen und Ohren und in ihre Lungen beim Atmen. Überall kroch er hin. Normalerweise nahmen sie einen Schlauch und pumpten in den Gattern Wasser auf den Boden, damit es nicht so staubte, aber wegen der Dürre mochte Dad das nicht tun. Der Staub war allerdings so schlimm, sie mussten irgendwas unternehmen, es war einfach unmöglich. Ich erinnerte mich noch an diesen Ring um Simpson’s Dam, bis zu dem das Wasser gestanden hatte, die Pommie und ich hatten ihn gesehen, als wir uns Arthurs Stein angeschaut hatten. Das war nun aber schon eine Weile her – und ich überlegte, wie tief das Wasser wohl inzwischen gesunken sein mochte.
Mum sagte, sie hoffe, Sissy gehe es gut. Sie sagte, der Geburtstermin wäre erst eine Woche nachdem der Viehtrieb voraussichtlich zu Ende war. Sie hatte immer gesagt, sie würde nach Alice fahren, wenn Sissy damit anfing, das Baby zu kriegen. Sie sagte, es würde Stunden dauern, bis es tatsächlich geboren wäre, also bliebe ihr genug Zeit, um hinzukommen. Mit Dr. Willis, ihrem Boss in der Klinik, hatte sie gesprochen, meinte sie. Er war einverstanden, ihr noch mehr Urlaub aus familiären Gründen zu geben.
Als ich auf Jonnys Bett aufwachte, wurde es noch nicht mal hell. Ich musste mir die Soldaten angeschaut haben, die er bemalt hatte, und dabei eingeschlafen sein, denn morgens fand ich welche, die sich in den Laken versteckt hatten. Ich zählte sie, um sicherzugehen, dass alle siebenundvierzig da waren, auf meinen Liebling gab ich besonders acht. Das war der Soldat, an dem Jonny zuletzt gearbeitet hatte. Er war leicht wiederzuerkennen, weil er nur Hosen hatte. Jonny hatte den Unfall wohl, ehe er den Rest der Uniform aufmalen konnte.
Sobald ich wusste, dass sie alle da waren, packte ich sie sorgfältig weg und zog mich an. Ich beschloss, das Sortieren der Gläser in Dads Schuppen abzuschließen. Als ich ins Esszimmer kam, sah ich, dass in der Küche Licht an war, also ging ich gucken, wer da war. Von der Tür aus sah ich Dad auf seinem hohen Hocker am Tresen sitzen. Er hatte den Rücken zur Tür und den Hut neben seiner Kaffeetasse. Mit den Fingern rieb er sich die Schläfen. Er hatte mich nicht gehört, und ich wollte ihn nicht erschrecken, also machte ich so ein kleines Hustgeräusch, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Er drehte sich um und sagte: »Hey, Danny. Was machst du denn schon so früh?« Seine Stimme klang komisch, irgendwie krächzig. So als hätte er Halsweh oder so. Ich zuckte die Achseln und sagte, ich wär gerade aufgewacht. Einen Augenblick lang schauten wir uns an, dann fragte Dad, ob ich Frühstück wollte. Ich sagte, ich hätte ein paar Sachen zu erledigen und würde später frühstücken, wenn alle anderen auf waren. Er nickte und sagte, es würde ihn freuen, dass ich mit der richtigen Einstellung an die Aufgaben ging. Ich glaub, das sollte heißen, er war froh drüber, dass ich die Sachen machte.
Es wurde gerade hell, aber die Sonne war noch nicht da, also war alles grau. Doch das Licht reichte mir, um den Weg in den Schuppen zu finden und die Tür aufzumachen. Drinnen standen noch alle Gläser auf dem Boden, wo ich sie stehen gelassen hatte. Eins nach dem anderen nahm ich hoch, schraubte den Deckel ab und guckte, ob wirklich nur Beilegscheiben oder Muttern oder Bolzen oder Nägel drin waren. Am Anfang war das nicht so einfach, eigentlich war es noch nicht hell genug dazu, aber nach einer Weile steckte die Sonne ihren Kopf über den Wüstenrand, und das erleichterte die Sache. Ich achtete darauf, dass alle Gläser wieder auf die Regale kamen, auf die sie gehörten, dann machte ich die Schuppentür hinter mir zu. Ich holte die Liste raus, die Mum und Dad mir gegeben hatten, und hakte diese Aufgabe ab. Als ich nachguckte, was ich noch zu tun hatte, fing mein Magen an zu knurren. Ich faltete das Stück Papier zusammen und steckte es in meine Hemdtasche, als die Sonne die Welt orange färbte.
Ich ging zurück zum Haus, Lloyd und Elliot
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