Escape
immer schnell, stark und unbesiegbar. Manchmal wünschte ich, die Jungs könnten mich dabei sehen - ich wollte ihnen zeigen, dass ich mehr draufhatte als Plätzchen backen und Akten sortieren.
Während ich auf den Toast wartete, stand ich an der Spüle und beobachtete, wie sich die Bäume im Wind wiegten. In einiger Entfernung stiegen lange Staubfahnen in den Himmel, ein Konvoi von schwarzen Suburbans wirbelte die unbefestigte Straße auf, die zu unserem Haus führte.
Ich schreckte hoch. Connor. Ich hatte völlig vergessen, dass er heute kommen wollte.
Sofort rannte ich wieder nach oben, zog meinen Schlafanzug aus und stattdessen schnell eine Jeans und ein Hemd über. Als ich in meine Turnschuhe schlüpfte, bogen die großen Wagen gerade in die Auffahrt und parkten, wo immer sich ein Fleckchen Platz bot. Riley stieg als Erster aus, hinter ihm folgte Connor mit ein paar Agenten.
Die Männer formierten sich um Connor und begleiteten ihn zum Haus. Er hielt sich nicht damit auf, vorher anzuklopfen, sondern betrat wie selbstverständlich das Haus. Ich stieß auf den paar Stufen, die zur Küche führten, zu ihnen.
»Morgen«, sagte Connor, sein Lächeln entblößte unnatürlich weiße Zähne. Er war groß und imposant, charismatisch auf allen Ebenen und überhäufte mich immer mit Komplimenten, die definitiv nicht zutrafen.
Normalerweise machte ich mich rar, wenn er bei uns auftauchte, weil ich von seiner bloßen Anwesenheit eine Gänsehaut bekam. Doch dieser Besuch war anders. Bisher war er nie mit Begleitung erschienen. Und erst recht nicht in diesem Aufzug.
Die Agenten trugen schwarze Jacken, die Schulter- und Ellbogenpartien gepolstert. Die Kragen der Jacken waren hochgeschlossen und lagen durch einen zusätzlichen Riemenverschluss eng am Hals an.
Über den Jacken befanden sich dicke, schwarze Westen. An ihren Gürteln hingen Pistolen, die über die schwarzen Hosen ragten. Ihre Hände steckten in schwarzen Handschuhen, die Finger waren teilweise mit Gummi verstärkt.
Sie sammelten sich zwischen Küche und Esszimmer und warteten auf neue Befehle. Neben Connor und Riley waren es sieben Männer und eine Frau. Zwei Uniformierte für jeden der Jungs.
Keiner von ihnen sah mir direkt in die Augen, auch nicht, als ich sie herausfordernd anstarrte. Waren das kugelsichere Westen? Plötzlich war ich in absoluter Alarmbereitschaft.
»Folgen Sie mir!« Connor ging seinem Team voraus Richtung Keller. Ich folgte ihnen so leise wie möglich, damit ich nicht entdeckt und weggeschickt wurde.
Riley tippte den Sicherheitscode ein und schon zischte die Tür zur Seite. Dads Stimme drang bis zu mir, als er erst Connor und dann Riley begrüßte.
»Arthur.« Connor legte seinen Arm fest um Dads Schultern. »Die Einsatzzentrale hat heute Morgen signalisiert, dass wir das Projekt einstellen. Wir sind hier, um die Einheiten abzuholen.«
Dad erwiderte nichts. Die Uniformierten stellten sich paarweise vor die Zellen. Connor und Riley flüsterten mit Dad, während Sam die beiden Männer vor seiner Zelle mit geballten Fäusten fixierte. Ich schnappte Trevs Blick auf, Panik lag darin.
»Nein.« Das Wort war über meine Lippen, bevor ich es verhindern konnte. Alle drehten sich zur Mündung des Korridors, wo ich stand.
Die Jungs bewegten sich in ihren Zellen. Rückten näher zusammen, als wollten sie sich formieren, wären da nicht Wände zwischen ihnen gewesen. Sams Blick ruhte auf mir.
»Wie bitte?«, schnauzte Riley. Er war um einiges älter als Connor, ungeduldig und knallhart.
Mir wurde durch die plötzliche, geballte Aufmerksamkeit und das grelle Licht der Neonröhren ganz heiß. »Das geht nicht... Ich meine... Sie sind noch nicht bereit. Wir können -«
Sam schüttelte den Kopf und ich verstummte.
»Sie hat recht«, stimmte Dad mir zu. »Sie sind noch nicht bereit.«
Connor lächelte Dad auf eine Weise an, die nur verdeutlichte, dass er allmählich genug Ausreden gehört hatte und es sowieso besser wusste. »Das sagst du jedes Mal. Da bekommt man ja den Eindruck, sie sind dir zu sehr ans Herz gewachsen.«
Dad wollte gerade widersprechen, doch ich war schneller. »Wir müssen noch mehr Tests durchführen.«
Connor kam zu mir herüber und legte nun mir einen Arm um die Schultern. »Ich weiß, dass du dich in den vergangenen Monaten hier im Labor sehr engagiert hast. Das wird nicht umsonst gewesen sein. Wann machst du deinen Schulabschluss, Anna?«
Ich hatte noch sechs Monate vor mir bis zu den Prüfungen, und das sagte ich
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