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Escape

Escape

Titel: Escape Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rush
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üblicherweise das Labor betrat und verließ. Wobei ich auch nicht davon ausgegangen war, dass Connor oder Riley uns mit unserem herkömmlichen Code hier eingeschlossen hatten.
    Nick warf mir einen stechenden Blick zu, als er an mir vorüberging, woraufhin ich mich nur noch dichter an die Wand presste. Trev tippte die Zahlen ein und sofort öffnete sich die Tür.
    »W...wie-«, stotterte ich.
    Sam entfernte das Magazin der Pistole. Da es leer war, warf er es einfach beiseite und suchte in der Weste eines Agenten nach Ersatz. Das neue Magazin rammte er in den Griff. Klick, klack. »Die Tasten piepen, wenn man daraufdrückt. Man muss nur wissen, welcher Ton zu welcher Taste gehört.«
    Ich starrte ihn fassungslos an. Er wusste die Zahlenkombination, weil er sie gehört hatte? Während auf ihn geschossen wurde?
    »Und jetzt?«, fragte Cas. Er und Sam schielten zu meinem Vater.
    Dads Adamsapfel bewegte sich, als er schluckte, und ich fragte mich, ob ihm auch nach Brechen zumute war. »Mach schon«, sagte er.
    Ich löste mich von der Wand. »Mach schon? Was -«
    Sam richtete die Waffe auf Dad und drückte ab.
    Ein Keuchen blieb mir tief im Hals stecken, während der Zorn mich in Bewegung setzte. Ich wollte, dass die Pistole verschwand, ehe Sam noch jemand Weiteres verletzen konnte, auch wenn außer mir niemand mehr da war.
    Doch Sam sah mich auf ihn zustürmen und warf Cas die Waffe zu, der sie lässig auffing. Ich holte zu einem Faustschlag aus, der Sam erst am Kiefer, dann an der Schulter traf, bevor Sam mich an den Handgelenken zu fassen bekam und herumriss. Er presste mich gegen die Trennwand zwischen seiner und Nicks Zelle. Die von Einschusslöchern aufgeraute Oberfläche bohrte sich in meinen Rücken.
    »Ich hab ihn nicht getötet!«, schrie er. »Er wird überleben.«
    Ich rang nach Luft, hatte das Gefühl zu ersticken, so als hätte die Panik Mund und Nase verstopft. Ich würgte. Sam bog meinen Kopf nach hinten, schon strömte wieder Luft in meine Lungenflügel. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Diese Männer waren nicht tot. Und auf Dad war nicht geschossen worden. Und ich stand nicht so nah bei Sam, dass ich seinen Atem auf meinem Gesicht spüren konnte.
    Ich schloss die Augen und versuchte, bewusst zu atmen, ganz wie mein Kampftrainer es mir beigebracht hatte. Ich hatte nicht erwartet, dass ich das Gelernte je anwenden müsste. Oder zumindest nicht so. Langsam ebbte die Panik ab. Sam nahm meinen Kopf in beide Hände und zwang mich, ihn anzuschauen. Ich blinzelte, sah noch nicht wieder ganz klar, alles war noch ein bisschen verschwommen, und doch erkannte ich seine flussgrünen Augen, die mich an die vielen Nächte erinnerten, die ich hier bei ihm verbracht hatte.
    Ich hatte gedacht, ich könnte ihm trauen. Ich hatte gedacht, er wäre mein Freund.
    »Wieso hast du auf ihn geschossen?«, brachte ich hervor. »Er hat dir doch nie etwas getan.«
    »Wenn Connor feststellt, dass wir entkommen sind, ist es so für deinen Vater sicherer. Connor wird annehmen, dass er im Kreuzfeuer verletzt wurde, und ihn nicht für einen Komplizen halten.«
    Ich kratzte das letzte bisschen Mut zusammen, das ich noch aufbringen konnte, und biss die Zähne aufeinander. »Also wirst du auch auf mich schießen?«
    Er legte den Kopf zur Seite und seufzte genervt. »Nein«, antwortete er. Kurz und bündig. Keine weitere Erklärung. Ich war mir nicht ganz sicher, was das bedeutete oder ob es mich überhaupt interessierte.
    Er und Cas suchten die am Boden liegenden Toten nach Gegenständen ab, die vielleicht nützlich sein könnten. Ich hastete zu meinem Vater, bemüht, nicht in das Blut zu treten, das sich um ihn herum ausbreitete. Es sah aus, als hätte die Kugel ihn im rechten Bein getroffen, knapp oberhalb des Knies.
    Ich nahm seine Hand. »Alles in Ordnung?«
    Er versuchte, sich aufzurichten, zuckte aber zusammen. »Natürlich.«
    »Soll ich einen Druckverband machen? Oder das Bein abbinden?«
    »Mir geht's gut. Glaub mir.«
    Ich unterdrückte ein Schluchzen. Meine Hände zitterten immer noch. »Dir geht's nicht gut. Nichts von dem hier ist gut.«
    Die Tür zum Labor öffnete sich wieder, Trev und Nick erschienen. »Drei Männer vorm Haus«, berichtete Trev. »Bewaffnet. Sieht ganz so aus, als würden die auf uns warten.«
    »Höchste Zeit zu verschwinden«, fügte Nick hinzu.
    Dad schob mich ein Stückchen weg. »Du musst mit ihnen gehen.«
    »Was?« Das Wort klang wie ein Quietschen.
    Dad rief Sam über meine Schulter etwas zu.

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