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Escape

Escape

Titel: Escape Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rush
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»da sind wir ja Stunden beschäftigt.«
    »Wenn wir uns aufteilen, dauert es sicher nur eine Stunde oder zwei.«
    Die anderen klangen skeptisch, aber im Moment blieb uns nichts anderes übrig. Als Sam sich Jahre zuvor den Hinweis per UV-Farbe hatte eintätowieren lassen, musste er sich sicher gewesen sein, ihn enträtseln zu können. Wenn sich also die Antwort hier irgendwo versteckte, würden wir sie auch finden.
    Wir verließen den Jeep und folgten dem unbefestigten Weg auf den Friedhof. Obwohl das nur an meiner Wahrnehmung liegen konnte, kam mir die Atmosphäre auf dem Friedhofsgelände schlagartig gruseliger vor. Sofort bekam ich eine Gänsehaut, die sich einfach nicht abschütteln lassen wollte.
    »Nick, fang du hinten links an«, befahl Sam. »Trev, du rechts von ihm. Cas, du übernimmst die rechte Seite von hier vorn, ich die linke. Und Anna...«
    »Ich kann hier in der Mitte suchen, wenn das in Ordnung ist.«
    »Cas, gib Anna eine Taschenlampe.«
    Die nahm ich dankbar an.
    Schon stoben alle auseinander und ich verfluchte mich innerlich dafür, stark und nützlich erscheinen zu wollen. Es war vier Uhr nachts, und ich stand ganz allein mitten auf einem Friedhof.
    Ich lief auf eine Reihe von Grabstätten zu. Marmorstatuen erhoben sich zwischen den versetzten Grabsteinen, ihre Form zeichnete sich hell vor dem dunklen Hintergrund ab. Ich kam an einem Engel vorbei, dessen lange, marmorne Haare bis zu seinen Schultern reichten. Seine Augen waren zwei dunkle Löcher und doch fühlte es sich so an, als würden sie mir folgen.
    Ein Schauer lief mir über den Rücken und ich schlang die Arme um mich, um ihn zu unterdrücken. Dabei überflog ich die Namen und Inschriften der Grabsteine.
    Beverly Brokle 1934-1994. Geliebte Ehefrau und Mutter.
    Stuart Chimmer 1962-1999. Du wirst uns fehlen.
    Dad hatte mir vor Jahren versprochen, wir würden nach Indiana zum Grab meiner Mutter fahren, sobald er mal Urlaub bekam. Doch ich hatte nicht geglaubt, dass wir je wirklich hinfahren würden. Dass Dad sich jemals die Zeit nehmen würde. Jetzt fragte ich mich, ob es überhaupt ein Grab gab.
    Wieso hatte meine Mutter mich zurückgelassen, wenn sie noch lebte? Hatte sie mich nicht gewollt? Am liebsten hätte ich meinen Vater angerufen. Ich wollte Antworten.
    Als ich am Ende der Grabreihe angelangt war, ging ich entlang der nächsten wieder zurück. Dabei ließ ich den Lichtkegel über alles gleiten, auf der Suche nach etwas, das nicht ganz passte. Ein paar der Inschriften waren eigenartig. Auf Michael Tenners Grabstein stand zum Beispiel: Ich hab die Katze getötet. Tut mir leid, meine Liebe. Und auf Laura Baskers: Weint nicht um mich, im Himmel gibt es keine Wäsche!
    Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Sams Hinweis sich um Wäsche drehte, aber ich prägte mir dennoch ein, wo die auffälligen Grabsteine standen. Als ich meinen Bereich abgesucht hatte, war mir nichts wirklich Hervorstechendes aufgefallen. Auf insgesamt acht Grabsteinen stand der Name Samuel.
    Ich erblickte Cas rechts von mir. Er untersuchte mit gekrümmtem Rücken ein eindrucksvolles Monument, auf dessen Spitze ein imposantes Kreuz stand. Ich schaltete die Taschenlampe aus, steckte sie in die Hosentasche und schlenderte zu ihm hinüber.
    »Hast du was gefunden?«
    »Nix.« Er machte einen Schritt zurück und fuhr sich mit den Händen durch die blonden Haare, die danach wild in alle Richtungen standen. »Das ist doch ziemlich zwecklos, findest du nicht? Verrat Sammy nichts davon, aber ich halte das für eine Sackgasse.«
    Ich grinste. »Na ja, es hat ja eine ganze Weile gedauert, herauszufinden, was es mit dem Schwarzlicht auf sich hatte. Da werden wir hier auch nicht gleich was auf Anhieb finden.«
    Cas hob eine Augenbraue. »Du willst dich ernsthaft acht Stunden lang auf einem Friedhof herumtreiben? Also, ich nicht. Ich möchte lieber eine Pizza.«
    »Interessiert es dich denn gar nicht, was das alles zu bedeuten hat?«
    Er hob einen Zweig auf, der sich im Unkraut verfangen hatte, und fuchtelte damit herum. »Ach, keine Ahnung. Wen kümmert denn, wer ich mal war? Vielleicht so ein Sportsnob mit so was hier im Hintern.« Er hielt den Stock hoch.
    Ich schnaufte. »Das bezweifle ich sehr. Aber Sam scheint das hier für wichtig zu halten.«
    »Kann schon sein.« Cas schaute auf, weil sich Schritte durchs Laub näherten.
    »Habt ihr was gefunden?«, fragte Nick.
    »Einen Ast.«
    »Mann, du Volltrottel, ich meinte etwas Wichtiges.«
    Ein kurzes, schrilles Pfeifen hallte

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