Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
ESCORTER (German Edition)

ESCORTER (German Edition)

Titel: ESCORTER (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
Vom Netzwerk:
es ihr durch den Kopf. Aber machte es einen Unterschied? War sie nicht ebenfalls tot, solange sie sich an diesem Ort befand? Seine Lippen zumindest fühlten sich ziemlich real an.
    Die Erde vibrierte unter ihren Füßen, stärker jetzt. Der weiche Boden trug die Wellen unter den Bäumen hindurch. Doreé beachtete sie nicht, wollte einfach nur diesen letzten Kuss auskosten, bevor Gäap sie versklaven, foltern oder in Stücke reißen würde. David tastete über ihre Taille hinauf zu ihren Brüsten, presste seinen Unterleib gegen ihre Hüfte, sodass sie seine Erregung spüren konnte. Angst mischte sich mit Begehren zu einer schwindelerregenden Komposition.
    Wie Trommeln hallten die Schritte durch die Stille. Bumm, bumm, bumm. Sobald Gäap und die Nephilim den Wald betraten, würden sie Doreé und David entdecken. Die Zeit verstrich. Nichts geschah. Die Schritte passierten den Wald und entfernten sich. Widerwillig löste sich Doreé von David und spähte hinter dem Baumstamm hervor. Gäap und die Nephilim schlugen den Weg durch die Felsenebene ein.
    »Haben sie uns denn nicht gerochen?«, wisperte sie.
    David zuckte mit den Schultern. Er atmete schwer. »Ich weiß nicht. Aber wir bekommen eine zweite Chance, das ist alles, was zählt. Lass uns weitergehen.«
     
    Die Angst trieb Doreé vorwärts, obwohl sie noch immer schrecklich müde war. Sie konnte sich gar nicht erinnern, wann sie zum letzten Mal geschlafen hatte oder wie lange sie sich schon in der Gegenwelt befand. Das Zwielicht veränderte sich nicht, wurde nicht heller und auch nicht dunkler. Weder Tag noch Nacht brach an. Das brachte ihre innere Uhr durcheinander und verstärkte das Gefühl der Schutzlosigkeit.
    »Doreé, sieh mal.« David deutete hinter ihr auf den Boden. Seufzend hielt sie inne und blickte zurück. Da waren goldene Fußspuren. Aufgeregt betrachtete sie ihre Haut. Sie schimmerte. Hoffnung strömte durch sie hindurch bei dem Anblick. Lächelnd blicke sie David an. »Der Schimmer ist zurück.«
    Kurz darauf begegneten sie eine Gruppe Dämonen, die mit geschlossenen Augen gegen die Bäume gelehnt saßen, als würden sie schlafen. Mit den stark behaarten Körpern erinnerten sie an Tiere und Doreé fragte sich, wie sie wohl in ihrer wahren Form aussahen, wenn sie schon jetzt kaum menschlich wirkten. Zwischen ihnen hockte ein Mensch, gefesselt mit einem Seil, das um seine Hüfte geschlungen war. Zahllose Blutergüsse und Bisswunden zierten seinen nackten Oberkörper, seine Haare waren verfilzt und schmutzig, die Augen blutunterlaufen. Ob er sie als seinesgleichen erkannte, vermochte Doreé nicht zu sagen, nur dass er eine erschreckende Hoffnungslosigkeit ausstrahlte, die den Schimmer auf ihrer Haut sofort wieder verstärkte.
    Während sie die Fünf passierten, öffnete einer von ihnen die Augen und starrte sie an. Rund und bernsteinfarben waren sie mit einer großen, schwarzen Pupille. Wolfsaugen. Er knurrte leise und drohend.
    Doreé senkte den Kopf und presste die Lippen zusammen, um nicht versehentlich einen Laut auszustoßen. David ergriff ihre Hand und drückte sie beruhigend. Der Wolfsdämon schnüffelte, verfolgte David mit seinem Blick, rührte sich jedoch nicht.
    Stur hielt Doreé ihren Blick auf den Boden gerichtet, selbst dann noch, als sie die Gruppe längst passiert hatten. Erst am Waldrand sah sie wieder auf. Vor ihnen, völlig unvermittelt und unpassend, erstreckte sich eine mehrspurige Autobahn. Gleich daneben verlief ein breiter Fluss vor einem weitläufigen Landsitz. Das Herrenhaus mit den hohen Fenstern, den zahllosen Türmen und den efeubewachsenen Wänden wirkte so fehl am Platz und zugleich so real, als hätte es jemand aus der echten Welt direkt zu diesem Ort teleportiert. Ein buntes Bild inmitten von Schwarz-Weiß Fotografien.
    Doreés Aufmerksamkeit wurde jedoch von dem Fluss angezogen. Bei dem Plätschern und Rauschen machte sich der Durst mit ganzer Macht bemerkbar.
    »Glaubst du, das ist der Fluss Gjöll?«, wisperte sie.
    David zuckte mit den Schultern und deutete auf den Berg, der sich hinter dem Landsitz erhob. »Es ist nicht mehr weit. Das ist der Berg Zion.«
    Wie konnte das der Berg Zion sein, wo sie doch die entgegengesetzte Richtung eingeschlagen hatten?
    »Bist du sicher?« Doreés Augen wanderten den Steilhang hinauf, suchten die Licht umkränzte Bergspitze. Tatsächlich. Da war sie. Sie warf David einen überraschten Blick zu.
    »Die Geographie an diesem Ort ist nicht vergleichbar mit unserer Welt«, erklärte

Weitere Kostenlose Bücher