Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
ESCORTER (German Edition)

ESCORTER (German Edition)

Titel: ESCORTER (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
Vom Netzwerk:
Doreés Rücken. David stand stolz und gerade, sein Körper strotzte vor Erhabenheit und Kraft. Nach einer kurzen Pause wechselte er in eine fremde Sprache, von der Doreé annahm, dass es sich um Aramäisch handelte. Obwohl sie die Worte nicht verstand, spürte sie ihre Wirkung. Die Verbindung mit ihrer Mutter war nicht durchtrennt, doch fühlte sie sich abgeschirmt, als würde sie hinter einem unsichtbaren Schutzwall stehen. David beendete die Liturgie mit den Worten, die er ihr auch am Morgen schon vorgetragen hatte. »Dieser Steinhaufen sei heute Zeuge zwischen David und Doreé! Der Herr wache zwischen mir und ihr, wenn wir einander nicht mehr sehen! Herr unseres Lebens, begleite uns. Nimm unser Leben in deinen Schutz. Mach uns zu Helfern deines guten Willens. Wir befehlen uns in deine Hand.«
    Bei den letzten Worten verspürte Doreé ein Kribbeln durch ihren Körper rieseln. Eine kräftige Brise kam auf und trocknete den Schweiß auf ihrer Haut. Ein Ruck zog an ihren Eingeweiden, wie am Morgen, als sie zu Boden gefallen war. Dunkle Gedanken stürmten auf sie ein. Ihre Mutter spürte, was sie tat, und offensichtlich gefiel es ihr nicht. Die Erkenntnis, nicht völlig hilflos zu sein, auf bescheidene Weise sogar Rache zu üben für ihren Verrat, erfreute Doreé.
    David ließ die Arme sinken und senkte den Kopf. Seine Lippen bewegten sich, doch kein Laut drang aus seinem Mund. Doreé sah zu Jaromir hin. Auch er sprach leise Worte. Sie beteten. Doreé kannte keine Gebete, wusste nicht, wie man mit Gott redete, also stand sie nur da und versuchte, die wütenden Empfindungen ihrer Mutter zu vertreiben.
     
     
    * * *
     
     
    Zurück im Haus aßen sie geräucherte Würstchen, Brot und den Rest des Sauerkrauteintopfes. Gut, dass sie Fleisch mochte, schoss es Doreé bei dem Anblick der dicken, mit Fettgrieben durchsetzten Würste durch den Kopf.
    Nachdem sie sich satt gegessen und gebadet hatte, fühlte sie sich den Umständen entsprechend zufrieden und erfrischt. Barfuß und wieder nur mit einem Handtuch um ihren Körper geschlungen, tapste sie über den Flur in das Gästezimmer. David, der vor ihr gebadet hatte, wühlte in seinen Socken herum. Er trug Jeans. Sonst nichts. Der Anblick seines nackten Oberkörpers, der feinen Narben auf seinem Rücken und der Schriftzeichen auf der Haut zog sie sofort wieder in ihren Bann. Musste er denn ständig halbnackt vor ihr herumlaufen? Sie wollte wegsehen, bevor er ihr Starren bemerkte, doch er blickte sich nach ihr um, ehe sie reagieren konnte.
    Er ließ die Arme sinken und seufzte. »Wenn es dir unangenehm ist, dass ich hier bin, dann schlafe ich eben im Wohnzimmer.« Scheinbar hatte er ihren Blick falsch gedeutet.
    »Ach quatsch«, sagte Doreé in bemüht leichtem Tonfall. »Wir haben einander schon nackt gesehen, wo ist also das Problem?«
    Einen Herzschlag lang hielt er ihren Blick, bevor seine Augen demonstrativ über ihren Körper wanderten. Die Luft veränderte sich, füllte sich mit Spannung. »Oh ja, ich erinnere mich. Ich glaube, der Anblick deines Körpers war einer der Gründe, warum ich mich dazu entschlossen habe, dir zu helfen.«
    Obwohl ihr die Röte in die Wangen schoss, beschloss sie, die Neckerei mitzumachen. Die Verbindung zu ihrer Mutter verlieh ihr Mut. »Tja, Pech für dich, dass dieser Körper unter einem Bann steht.« Aufreizend stemmte sie einen Arm in die Hüfte.
    Er zögerte einen Moment, befeuchtete nervös seine Lippen. Dann trat er auf sie zu, umfasste ihre Taille und zog sie zu sich heran. Sein Atem strich über ihre Wange. »Wie wäre es mit einem Kuss für deinen Retter? Das wird der Bann doch sicher erlauben?«
    Sie verschränkte ihre Arme in seinem Nacken. Ihr Unterleib kribbelte. »Habe ich denn eine Wahl?«
    »Nein«, wisperte er und presste seine Lippen auf die ihren. Seine Zunge stahl sich ihren Mund, lud die ihre zu einem Tanz. Der Kuss war anders als alle Küsse, die Doreé je bekommen hatte. Er war fordernd, erwachsen, ließ keinen Platz für ein Nein.
    Wo ist der zurückhaltende David hin und wie viel von dem hier bin ich und wie viel davon meine Mutter? , schoss es ihr durch den Kopf. Der Gedanke hatte etwas Beunruhigendes und zugleich Aufregendes. Vor ihr stand ein Mann mit Begierden. Ein Mann, der wusste, was er wollte, und sie war bereit, es ihm zu geben. Während er sie küsste und seine Hände die Konturen ihres Körpers ertasteten, wusste sie plötzlich, dass er den Bann brechen würde. Mit jeder Faser ihres Körpers sehnte sie

Weitere Kostenlose Bücher