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Esel

Esel

Titel: Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gantenberg
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auf ein Happy End. Vielleicht sogar Hoffnung auf das EINE , wenn ich fertig wäre mit den Zeugnissen, auf der Suche nach Körperlichkeit und Nähe.
    »Ja?«
    Ich hielt meine Arme weit gespreizt, um sie darin gefangen zu nehmen. Eine Geste, die mindestens so blöd war wie mein Lächeln, zumindest in dieser sehr speziellen Situation.
    Karin ging an mir vorbei in Richtung Ausgang. Sie ging vorbei an meinen Armen und meinem Verständnis, wenn man das so sagen kann.
    »Karin?«, rief ich irritiert, fast schon sorgenvoll. Fast!
    Sie blieb stehen, drehte sich langsam um und sprach dann unglaublich leise, aber präzise zu mir, als hätte sie jedes Wort bereits mehrfach geprobt und getestet: »Weißt du, was mich an dir wahnsinnig stört, Björn?«
    Ich sagte nichts.
    »Deine vollständig fehlende Spontaneität.«
    »Wie kommst du denn jetzt da drauf?«
    »Und dass du das noch nicht mal mitkriegst, macht mich auch wahnsinnig.«
    »Was krieg’ ich denn nicht mit?«
    »Das ist doch nicht wahr, Björn.«
    »Kein Scheiß, Karin, was krieg’ ich nicht mit?«
    Sie ging zur Tür, ohne ein weiteres Wort. Ich folgte ihr. Was ihr egal war. Sie lief unbekümmert weiter.
    »Karin, bleib doch mal stehen.«
    Blieb sie nicht.
    »Karin?!«
    Kurz vor ihrem Auto holte ich sie ein. Dass meine Socken blitzschnell nass wurden, war kein Zufall, ich stand in einer Pfütze.
    »Mist!«
    Ich zeigte auf meine nassen Socken, was Karin nicht zu interessieren schien. Sie stieg in ihr Auto. Ich trippelte ihr hinterher, auf Zehenspitzen, als könne man so den Grad der Feuchtigkeit reduzieren.
    »Geh vernünftig!«, giftete Karin.
    Wenigstens sprach sie mit mir.
    »Karin?«
    »Björn, ich geh’ jetzt ins Kino, allein. Du machst deine verdammten Zeugnisse, und ich seh’ Fatih Akin.«
    »Wusste gar nicht, dass der in der Stadt ist.«
    »Korinthenkacker.«
    Während ich nur einen Scherz gemacht hatte, wurde sie beleidigend. Ich wollte die Stimmung heben, sie wollte sie vernichten. Karin startete den Motor.
    »Okay, warte, ich komme mit, Karin.«
    »Nein.«
    Karin gab Gas. Noch ohne eingelegten Gang. Der Wagen brüllte auf. Ich habe ihr tausendmal gesagt, dass man das nicht machen soll. Nicht bei einem kalten Motor. Aber egal, es war ihr Wagen, und ich wollte nicht der Korinthenkacker sein, der sich ständig wiederholt mit seinen motorschonenden Tipps.
    »Karin, was soll das, erst sagst du, ich wäre nicht spontan, dann bin ich es, und dann ist es auch wieder verkehrt.«
    »Björn, du bist so spontan wie eine Landtagswahl.«
    Karin trat die Kupplung, schob den ersten Gang ein und fuhr los. Motorschonend, wie ich feststellen musste. Wenigstens das.
    Auf sie wartete Fatih Akin und auf mich noch ein Dutzend Marios.
    MAILVERKEHR
    Hallo Björn,
    Ich glaube, wir müssen mal reden, aber nicht am Telefon, okay?
     
    Gruß Karin
     
    Gesendet vom Handy – 18:47 Uhr
    • • •
    Björn,
    schade, dass du nicht antwortest. Egal, wirst schon deine Gründe haben.
     
    Karin
     
    Gesendet vom Handy – 18:59 Uhr
    • • •
    Wenn du nicht in einem Funkloch steckst, fände ich es doof, dass du nicht schreibst. Und komm mir nicht mit der leeren Akkunummer, du würdest nie mit einem halbleeren Akku unterwegs sein. Ich kenne dich!
     
    K
     
    Gesendet vom Handy – 19:23 Uhr
    • • •
    Verstehe
     
    Gesendet vom Handy – 19:34 Uhr

32. Rettendes Ufer – in jeder Hinsicht
    Klasse, vielleicht sollte sich meine Frau mal Gedanken darüber machen, dass es außer Funklöchern und leeren Akkus auch noch andere Gründe gibt, warum man nicht im Sekundentakt irgendwelche Mails beantworten kann. Es war schwer genug, die Mails zu lesen. Ihr zu antworten, habe ich mich schlichtweg nicht getraut. Markus hat mich im Blick, und ich könnte schwören, dass er nicht nur was gegen Lehrer hat, sondern vor allem gegen Menschen, die Dinge tun, die er nicht kontrollieren kann.
    Und jetzt kommt er näher. Ich beginne zu schwitzen, obwohl die Sonne über der Uckermark ihr heizendes Tagewerk längst beendet hat und sich auf ein nettes Lichtspielchen beschränkt, das den Fluss in hübsche Farben taucht. Die Uferlandschaft sieht nun so aus, als hätte der Besitzer einer Modellbauanlage in der letzten Phase des Schaffens nicht mehr genug Häuser und Bäume gehabt. Das hier ist das Ende der Sperrholzplatte.
    »Wo ist dein Esel?«, will Markus von mir wissen.
    »Im Stall.«
    »Meiner auch.«
    Bis hierher ist schon mal alles gutgegangen. Glück gehabt.
    »Gehst du morgen weiter?«
    Markus klingt

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