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Esel

Esel

Titel: Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gantenberg
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sprechen.
     
    Dein Björn
     
    Gesendet vom Handy – 15.43 Uhr
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    Lieber Björn,
    ganz kurz, haben wir noch einen Zweitschlüssel fürs Auto, ich kann meinen nicht finden.
     
    Karin
     
    Gesendet vom Handy – 15:48 Uhr
    • • •
    Im Werkzeugkoffer unter der Wasserwaage.
     
    Gesendet vom Handy – 15:51 Uhr
    • • •
    Danke!
     
    Gesendet vom Handy – 15:53 Uhr
    • • •
    Gerne. Dafür bin ich da.
     
    Gesendet vom Handy – 15: 54 Uhr
    • • •
    Gibt auch noch andere Gründe.
     
    Karin
     
    Gesendet vom Handy – 15: 56 Uhr

39. NVA und Hopi-Eintopf
    Gibt auch noch andere Gründe? Karin!
    Sie schreibt tatsächlich, es gibt auch noch andere Gründe, die mein Dasein rechtfertigen.
    Welche? Egal, es gibt welche. Und die sind positiv. Oder? Natürlich.
    Ich beginne zu strahlen. Jetzt muss ich zurückschreiben, um sie zu fragen, welche Gründe das sind. Das muss ich jetzt wissen. Konkret. Ich möchte einen nach dem anderen erfahren.
    Friedhelm stupst mich in die Seite, bevor ich das erste Wort getippt habe, dabei fliegt mir das Handy fast aus der Hand.
    »Hey, pass doch auf.«
    Genau das tut er.
    »Du meinst …?«
    Er stupst mich erneut, etwas schwächer als beim ersten Mal.
    »Nicht?«
    Friedhelm hat recht, manche Fragen sollte man nicht stellen, wenn man sich nicht sicher ist, dass die richtigen Antworten folgen. Karin hat sich mir genähert, eine weitere Frage könnte sie verscheuchen. Friedhelm ist ein kluger Esel, und ich stecke das Handy wieder ein.
     
    Wir sitzen vor Marvins Hütte. Um genau zu sein, ich sitze, Friedhelm steht – wie meistens. Aber unser skeptischer Blick auf das, was wir sehen, der ist identisch.
    Marvin hat sich in seine Hütte verzogen, die von außen aussieht, als hätte jemand vergessen, sie fertigzustellen. Sie ist ungefähr so groß wie die Garage für einen normalen Lehrerkombi, wenn man links und rechts nicht auch noch die Winterreifen und hinten den Rasenmäher lagern möchte. Die Fenster sind schief und in einer Farbe gestrichen, die es in mir bekannten Baumärkten ganz bestimmt nicht gibt. Die Tür kann alles, nur nicht schließen, und das Dach besteht aus einer schwarzen Wellpappe, die so einladend wirkt wie ein ausgebranntes Autowrack an der A1. Aus der rechten Hälfte der Hütte ragt ein verrostetes Schornsteinrohr heraus, für das man gar nicht erst versuchen sollte, eine Genehmigung zu bekommen. Die komplette Fassade ist mit indianischem Schmuck und naiven Malereien verziert. Wobei naiv noch sehr schmeichelhaft ist. Falls es auf diesem Kontinent so etwas geben sollte wie eine Waldorfschule für gelangweilte Apachen, dann haben die sich hier künstlerisch ausgetobt.
    Friedhelm ist besonders an den kleinen Tierschädeln interessiert, die direkt unter dem Frontfenster angebracht wurden. Keine Ahnung, um welche Tiere es sich hierbei handelt, in jedem Fall beunruhigen sie meinen Freund.
    »Guck einfach nicht hin«, rate ich Friedhelm.
    Friedhelm starrt weiter auf den Schädelfriedhof an Marvins Hütte. Könnten das kleine Rattenköpfe sein?
    »Komme gleich!«, schallt es aus dem Inneren.
    »Kein Problem, alles gut. Ich hab’ Zeit.« Mehr als genug.
    Um die Hütte herum hat Marvin jeden einzelnen Strauch individuell geschmückt. Mal mit Farben, mal mit Federn und zwischendurch auch mal mit freigestalteten Stöckchenkonstruktionen, die hoffentlich nichts darstellen sollen. Denn ich kann beim besten Willen nichts Figürliches erkennen.
    Friedhelm scheint sich nun sicher zu sein, dass ihm weder von den Schädeln noch von ihrem Sammler Gefahr droht, und wendet sich dem zu, was er am liebsten macht – dösen und grasen.
    Dann erscheint Marvin mit zwei Radkappen in der Hand. Ich bin mir ganz sicher, dass es Radkappen sind, denn es gibt sehr wahrscheinlich keine Chromteller mit VW -Abzeichen. Und jetzt erkenne ich auch die Details. Es sind alte VW -Radkappen, die mit der tiefen Wölbung, zum Glück. Mit Radkappen neueren Datums hätte Marvin nichts anfangen können, denn wer Radkappen als Tellerersatz benutzt, der braucht keine aerodynamische Spielerei, der braucht eine gescheite Mulde. Tief, groß und praktisch.
    Es gibt Suppe, und ich hoffe, dass es keine Rostsuppe ist.
    »Das ist ein Eintopf der Hopi-Indianer.«
    »Ah ja.«
    Ich erkenne Bohnen, ein bisschen Speck, und was ich nicht erkenne, ist hoffentlich nicht gesundheitsschädlich.
    »Mhm, lecker.« Ich meine es ehrlich, nicht nur weil ich Hunger habe.
    Und während ich nun etwas Knorpel kaue,

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