Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eselsmilch

Eselsmilch

Titel: Eselsmilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Mehler
Vom Netzwerk:
nicht!
    Sprudel
fuhr bereits fort: »Deshalb brauchen wir jemanden, der diese Recherchen zu
Hause für uns erledigt.«
    »Aber
der Einzige, der das könnte, sitzt für ein halbes Jahr in Atlanta«, entgegnete
Fanni.
    Sprudel
piesackte wieder seine Wangenfalten, was Fanni kundtat, dass er angestrengt
nachdachte.
    Jetzt
lässt er seine ehemaligen Kollegen Revue passieren, überlegt, ob doch noch
einer im Dienst ist, den er einspannen könnte!
    »Unser
Sekundant muss nicht zwangsläufig bei der Polizei sein«, sagte Sprudel nach
einiger Zeit. »Vielleicht wäre uns schon geholfen, wenn wir jemanden hätten,
der im Internet ein paar Nachforschungen über unsere Reisegefährten anstellt.«
    Beim
dem Wort »Internet« kam Fanni unweigerlich ihr Sohn Leo in den Sinn. Leo war
Lenis Zwillingsbruder. Er war ein krasser Rationalist mit einem Diplom in
Mathematik und einem in Physik, der jede freie Minute am Computer verbrachte,
um in World of Warcraft oder einem anderen dieser Strategiespiele abzutauchen.
    Leo
wäre der Richtige für Internetrecherchen, dachte sie.
    Leo
würde dir was husten, wenn du ihm damit kämst! Er interessiert sich nämlich
nicht für die Belange anderer, nicht einmal für die seiner Mutter!
    Das
ist zu hart ausgedrückt, rügte Fanni ihre Gedankenstimme. Wenn Leo wüsste, dass
das Leben seiner Mutter in Gefahr ist, würde er sogar World of Warcraft links
liegen lassen.
    Würde!
Wüsste! Er weiß es eben nicht, und er würde es auch nicht glauben! Aber er ist
ja wohl nicht der Einzige in der Familie, der ein wenig Grips im Hirn hat!
    Nein,
dachte Fanni, Leni ist genauso begabt. Wenn auch auf einem anderen Gebiet.
    Aber
ein bisschen googeln wird sie doch hinkriegen! Nach Feierabend hat sie sowieso
nichts anderes zu tun, als die Tage zu zählen, bis sie ihrem Marco
hinterherreisen kann!
    »Wir
könnten Leni fragen«, sagte Fanni.
    Sprudel
horchte auf, dann begann er zu strahlen. »Ja, wir fragen Leni! Sie hilft uns
bestimmt gerne.«
    Fanni
hob gebieterisch die Hand. »Aber wir verharmlosen die Sache, damit sie sich
nicht zu viele Sorgen macht.«
    Darauf
gab Sprudel keine Antwort. Ihm war jedoch deutlich anzusehen, dass er sich
fragte, wie man einen Mord und zwei Mordversuche verharmlosen könnte.
    »Ich
rufe Leni über Handy an und bitte sie, Melanie Fuchs, Bernd Freise und die
Brügges zu überprüfen«, verkündete Fanni. »Lange Begründungen dafür liefere ich
nicht – das würde ja auch viel zu viele Gebühren verschlingen.«
    Sprudel
nickte bedächtig. »Wenn wir ausführlich mit Leni sprechen wollen, sollten wir
das über Internet-Telefon tun. ›Skype‹ nennt sich so eine Telefonverbindung«,
fügte er betont angeberisch hinzu.
    »Skype«,
sagte Fanni großspurig. »Wenn Leni und Leo miteinander telefonieren, dann nur
über Skype. Aber vorerst begnügen wir uns mit dem Handy«, schloss sie trocken
und begann, in einer der Innentaschen ihres Rucksacks zu kramen.
    Während
sie nach dem Mobiltelefon fahndete, sagte Sprudel: »Melanie willst du wohl
deshalb zuerst aufs Korn nehmen, weil sie in der Gasse gegenüber dem Hotel mit
einem Fremden, nennen wir es konspiriert hat; und weil dieser Fremde –
gehen wir ruhig davon aus, dass es derselbe ist – hier in Oukaimeden
aufgetaucht ist. Die Brügges scheinen dir wegen Ottos Verletzung an der Hand
verdächtig. Aber warum gibst du dem Schwachstellenanalytiker den Vorrang vor
Seegers und Horns?«
    Fanni
hielt inne, zog die Hand aus dem Rucksack und fuchtelte mit dem Zeigefinger vor
Sprudels Nase herum. »Weil er sich an Gisela herangemacht haben könnte, um …«
    »Moment,
Moment«, rief Sprudel. »Sagtest du nicht, Gisela wäre diejenige …«
    »Gisela«,
unterbrach ihn Fanni, »wirft ihre Angel oft unwillkürlich aus. Aber wer sagt
denn, dass sie es auch bei Bernd getan hat? Was, wenn er sie kunstgerecht
umgarnt hat, bis sie weich und knetbar war? Ist es nicht ein bisschen komisch,
dass er ihr kaum von der Seite weicht? Dass er so tut, als hätte er innerhalb
von Sekunden seine große Liebe gefunden? Wann soll denn das gewesen sein? Im
Flieger? Hoch über den Alpen? Oder bereits auf der Startbahn? Als die beiden in
München ins Flugzeug gestiegen sind, konnten sie eigentlich nur das voneinander
wissen, was auf der Anmeldeliste der Agentur stand: Name und Wohnort. Beim
Aussteigen sah es aus, als wären sie ein Paar.«
    Fanni
merkte, dass Sprudel sehr zweifelnd dreinschaute, und fügte hinzu: »Überleg
doch mal, Sprudel, Bernd dürfte gut über

Weitere Kostenlose Bücher