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Eselsmilch

Eselsmilch

Titel: Eselsmilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Mehler
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hin,
registriert und ist erleichtert, dass es nicht die eigene Frau ist, die sich da
so produziert.«
    »Pharisäer«,
schimpfte Fanni.
    Er
küsste sie noch mal und noch mal, und das zog sich hin.
    Nach
einiger Zeit sagte Fanni: »Neben Gisela erscheinen alle anderen Frauen in der
Reisegruppe richtig farblos. Sogar Olga und Elke, die nicht nur etliche Jahre
jünger sind, sondern auch wirklich hübsch.«
    »Die
Klein-Bäuerin ist sehr hübsch«, bestätigte Sprudel, »und deshalb zieht sie auch
oft genug Blicke auf sich. Aber sie hat eine ähnliche Ausstrahlung wie du, Fanni.
Olga sendet eine Art Signal aus, das kundtut: Macht mich bloß nicht an, sonst
könnt ihr was erleben!«
    Fanni
gluckste. »Gut, unterstellen wir, das stimmt, dann müsste dieses Signal aber
auch empfangen und beachtet werden.«
    »Na,
ist es etwa nicht so?«, fragte Sprudel. Aber bevor Fanni darauf antworten
konnte, fuhr er fort: »Im Übrigen scheint sich Olga eine Menge Sorgen um dich
zu machen. Während des Trekkings war sie ständig in deiner Nähe.«
    Fanni
nickte. »Hast du nicht selbst mitbekommen, dass sie die gleichen Schlüsse
gezogen hat wie wir? Daraufhin wird sie sich vorgenommen haben, die Augen offen
zu halten.« Sie fuhr mit dem Zeigefinger die Kontur von Sprudels Ohr nach.
»Außerdem glaube ich, dass Olga Heimweh hat. Ivo fehlt ihr. Vielleicht auch
Bene.« Sie schmunzelte. »Womöglich sogar der alte Klein. Jedenfalls hat Olga
unterwegs meistens von Ivo gesprochen. Wie gut er sich in der Schule macht, wie
tüchtig er auf dem Hof arbeitet. Und mit wem außer mir kann sie schon über Ivo
reden?«
    Es
war eine Weile still in dem Zimmerchen, weil sich Fannis Hand auf Sprudels
Wange gelegt hatte und ihre Lippen den seinen wieder ganz nahe gekommen waren.
    »Lass
uns unsere Sachen packen und einfach verschwinden«, sagte Sprudel irgendwann.
»Wir könnten in Marrakesch den nächsten Flieger nach irgendwohin nehmen.«
    Fanni
kicherte. »Das könnten wir tun, Sprudel. Was sollte uns daran hindern?« Dann
wurde sie ernst. »Aber so sind wir nicht, Sprudel. Wir sind weder impulsiv noch
leichtlebig. Wir sind konservativ. Wir sind so strukturiert, dass wir alles so
weit als möglich zu einem richtigen Ende bringen möchten. Wir leben unser
Leben, wie wir unsere Wohnung bewohnen; gehen nicht weg, bevor ordentlich
aufgeräumt ist.« Sie ließ Sprudel keine Zeit zu widersprechen. »Ist dir in den
letzten Tagen außer Olga nicht noch jemand aufgefallen, der ungewöhnlich oft in
unserer – in meiner – Nähe war?«
    »Melanie«,
erwiderte Sprudel prompt. »Sie hatte dich ständig im Visier.«
    Fanni
wartete darauf, dass er in Worte fasste, was die naheliegendste Folgerung
daraus war.
    Er
hob die Brauen. »Das macht sie in gewisser Weise noch verdächtiger, als sie
ohnehin schon ist. Lässt argwöhnen, dass sie nach einer Gelegenheit für einen
neuen Anschlag auf dein Leben sucht.«
    »Melanie
ist meistens, wenn ich unterwegs in den Büschen verschwinden musste,
hinterhergekommen und hat sich keine zwei Meter von mir entfernt hingehockt.«
    Sprudel
nickte. »Sie hing dauernd an dir dran. Aber genau das hat meinen Argwohn eher
zerstreut.«
    Fanni
sah ihn erstaunt an.
    »Stell
dir vor«, erklärte er, »Melanie hätte es auf dein Leben abgesehen und will,
nachdem sie schon mehrmals gescheitert ist, die Tat auf der Trekkingroute
ausführen. Würde sie dir dann in die Büsche nachrennen und dich dort
erschlagen? Keine zwanzig Meter vom Rest der Reisegruppe entfernt? Das wäre
doch komplett verrückt. Irgendeiner aus der Gruppe hätte zuvor garantiert
beobachtet, wohin du verschwunden bist und wer dir gefolgt ist.«
    Sprudel
schlug die Fleecejacke zurück, mit der sie beide zugedeckt waren. Offenbar
hielt er es für an der Zeit, aufzustehen.
    »Du
hast schon recht«, sagte Fanni, »aber – mal angenommen Melanie wäre unsere
Täterin, dann ist sie außergewöhnlich schlau und geschickt. Denn so geht der
Täter vor: schlau und geschickt. Marthas Tod ging problemlos als Unfall durch;
niemand stellte in Frage, dass wir beide am Montagabend in Marrakesch von einem –
wie sagte Hubert – Beraber-Banditen überfallen worden sind; und außer Olga
kam keiner auf die Idee, bei meinem Unfall im Restaurant hätte es sich um etwas
anderes handeln können als um ein unglückliches, aber selbst verschuldetes
Stolpern.«
    Sie
verschnaufte, fuhr jedoch fort, bevor Sprudel etwas einflechten konnte: »Melanie,
unsere mutmaßliche Täterin, dürfte darauf aus

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