Eselsmilch
und einer Terrine mit Gemüse zu erscheinen.
Wohl
oder übel schnürten die Trekker ihre Bergschuhe auf, schlüpften heraus,
betraten auf Socken das kuppelförmige Zelt und umringten die wohlbekannte
Bastmatte, die den nun wieder schmerzlich vermissten Tisch ersetzte.
Antje
Horn schien als Erste einzusehen, dass es nichts nützte, von einem Fuß auf den
anderen zu treten und missbilligend auf die Matte zu starren. Ein Tisch würde
genauso wenig von der Zeltkuppel herunterschweben wie die zugehörigen Stühle.
»Herrgott«,
seufzte Antje und ließ sich auf dem Boden nieder, »wann lässt du mich eine
Kauerstellung finden, die ich länger als zehn Minuten durchhalten kann?«
»Den
Rest des Nachmittags«, verkündete Elke beim Dessert, »habt ihr wieder zur
freien Verfügung. Ruht euch aus, steigt die paar Meter zur Neltner-Hütte hinauf –
dort kann man Getränke und allerhand Snacks kaufen und sich zum Lesen in den
beheizten Aufenthaltsraum setzen – oder geht spazieren. Macht einfach, wonach
euch ist. Aber denkt daran, das Gepäck unterzubringen, bevor ihr weggeht. Ich
hoffe, jeder hat sich die Nummer des Zeltes gemerkt, das er bisher benutzt
hat.«
Fanni
und Sprudel entdeckten das mit der gelben Reepschnur markierte in der Reihe der
Zweimannzelte neben dem der Horns. Schräg gegenüber befand sich das Kochzelt
und daneben das Speisezelt.
Sie
räumten ihre Gepäckstücke hinein, legten ihre Wäschebeutel bereit, entrollten
die Liegematten, breiteten die Schlafsäcke aus. Daraufhin nickten sie sich
verschwörerisch zu. Sie würden zur Hütte aufsteigen, jawohl, diese jedoch links
liegen lassen und weiterlaufen. Immer weiter, so lange es hell blieb.
Als
Fanni nach draußen kroch, spannte Dieter gerade eine Leine zwischen den beiden
Iglus.
»Eure
Socken haben darauf sicher auch noch Platz«, sagte er zu Sprudel, der bereits
neben ihm stand.
Nachdenklich
machte Fanni das Innenzelt zu.
Einen
Versuch ist es allemal wert!
Sie
griff nach dem Bändchen, das am Reißverschluss des Überzeltes angebracht war,
und zog und zerrte es rückwärts und vorwärts, als ob der Mechanismus klemmte.
»Man
müsste das Ding schmieren«, sagte Dieter, wie sie es erhofft hatte. »Notfalls
mit Seife oder Sonnencreme.«
Fanni
nickte verständig, gab vor zu überlegen und erwiderte: »Hab ich nicht neulich
irgendwo eine Dose Silikonspray herumstehen sehen? Das wäre doch genau das
Richtige. Bei wem hab ich bloß …«
»Hubert
hatte so ein Spray«, mischte sich Antje ein. »Aber die Dose muss leer gewesen
sein, weil ich gesehen habe, wie er sie in der Gîte in Oukaimeden zum
Abfallkorb trug.«
»Dann
werde ich es wohl doch mit Sonnencreme versuchen müssen«, meinte Fanni und zog
unbedacht an dem Reißverschluss, der ohne Holpern zuglitt.
Dieter
und Antje starrten perplex auf Fannis Hand.
Wie
kannst du nur immer derart stümpern!
Verlegen
richtete sie sich auf und hastete hinter Sprudel her. Der war schon ein paar
Schritte in Richtung der halbhohen Steinmauer gegangen, die den Zeltplatz auf
drei Seiten begrenzte und nur einen schmalen Durchschlupf freiließ. Hinter der
Mauer rupften zwei von ihrer Last befreite Mulis an einem harten Grasbüschel,
das zwischen Felsbrocken ein paar Erdkrumen zum Einwurzeln gefunden hatte.
»Die
Tiere scheinen sehr gutmütig zu sein«, sagte Sprudel, »und ziemlich verständig.
Mir ist aufgefallen, dass sie nicht einmal mehr nachts angepflockt werden.« Er
klopfte einem der Mulis auf den Hals. Es mampfte unbeeindruckt weiter,
quittierte die Berührung nur mit einem gleichgültigen Seitenblick.
»Bestimmt
sind die Tiere abends viel zu müde, um noch viel herumzulaufen«, meinte Fanni,
während sie und Sprudel weitergingen.
Bereits
nach wenigen Minuten tauchte die Neltner-Hütte vor ihnen auf, doch kurz vor dem
recht ansehnlichen Gebäude gabelte sich der Weg, und sie wählten den Pfad, der
laut Beschilderung zum Pass Tizi-n-Omagane führte. Als Fanni einige hundert Meter
später, von höher oben aus, einen Blick zurückwarf, sah sie Wiebke und Otto
Brügge mit Wasserflaschen in den Händen soeben aus der Neltner-Hütte
herauskommen.
Der
felsige Pfad, den Fanni und Sprudel entlanggingen, begann schroff anzusteigen.
Fanni forcierte das Tempo. Bereits nach kurzer Zeit nahm sie wahr, wie Sprudel
hinter ihr keuchte. Sie selbst atmete nicht weniger heftig, behielt den
schnellen Schritt jedoch unvermindert bei, obwohl es zunehmend steiler wurde.
Fast
eine Stunde lang stiefelte Fanni derart
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