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Eskandar: Roman (German Edition)

Eskandar: Roman (German Edition)

Titel: Eskandar: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siba Shakib
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angeleuchtet, sehen. Das Schicksal meint es gut mit mir, es hat mir diesen einheimischen Jungen geschickt. Ich werde ihn behalten.
    Richard lächelt, und wie damals, als er selbst ein kleiner Junge gewesen ist, laufen Tränen über sein Gesicht, und er lässt sich in das wunderbar leichte Gefühl hineinfallen, als wäre es ein Kissen, in dem er endlich Ruhe findet.
    Schuld an seiner Verbitterung, die zu Gift in seinen Adern geworden ist, ist seine Frau Margret und ihre Gleichgültigkeit. Acht Jahre sind eine lange Zeit, und die Briefe brauchen sechs und mehr Wochen von Kanada über England bis hierher. Aber während er ihr stets von seiner Sehnsucht geschrieben hat, sind Margrets Worte mit jedem Brief kälter und leerer geworden. Und das, obwohl sie weiß, wie sehr er ihre Unterstützung braucht für die harte Arbeit in diesem heißen und unwirtlichen Land.
    Immerhin lebt Richard seit acht Jahren in primitiven Hütten, Zelten und unter Schilfdächern, schläft in unbequemen Feldbetten und isst mit seinen Kollegen an wackligen Holztischen, und es gibt keinerlei Zerstreuung oder Möglichkeit, sich zurückzuziehen.
    Außer natürlich den seltenen Gelegenheiten, wenn der Khan ihn in sein Haus einlädt, wo Richard in einem eigenen Zimmer schläft und nicht nur einen Diener zu seiner Verfügung hat, sondern der Khan ihm ganz selbstverständlich die Dienste von jungen, noch unberührten Mädchen oder, falls ihm das lieber sein sollte, erfahrenen, heißblütigen Frauen aus seinem Harem anbietet. Frauen aus den Dörfern, die Eigentum des Khan sind, und solche aus der Stadt, deren Väter, Männer oder sie selbst dem Großgrundbesitzer Geld schulden. Sogar Mädchen aus Bagdad und Oman, Gastgeschenke für seinen Harem, hat der Khan Richard angeboten. Richard hätte nur zugreifen müssen; es wäre eine wohltuende Abwechslung gewesen zum eintönigen Leben im Lager. Aber er hat immer nur lachend abgelehnt und sich die Mädchen nicht einmal angesehen.
    Aber dann, an diesem verdammten Abend vor sechs oder sieben Monaten, ist Richard schließlich doch schwach geworden. Der Khan hatte aus der Stadt Waren und die Post für die Männer mitgenommen und auf dem Weg zu seinem Besitz im Lager haltgemacht. Nach dem Essen haben die Männer mit ihren Zigarren und dem importierten Brandy am Feuer gesessen, sie haben ihre Briefe gelesen und die Fotografien betrachtet, die ihre Frauen ihnen geschickt hatten. Nur Richard hatte keine Post, und er hat nur dagesessen und das Feuer angestarrt.
    Richard musste den Khan nicht ansehen, um zu wissen, dass er ihn beobachtete und dabei grinste. Im Gegensatz zu ihm strotzt der Khan vor Kraft. Sein wallendes schwarzes Haar und sein voller Bart, sein Turban, das prächtige Gewand und sein Dolch verleihen ihm ein beneidenswert männliches Aussehen, dem vermutlich sogar eine kühle Frau wie Margret nicht würde widerstehen können.
    Ich kann beim besten Willen nicht verstehen, wie ein Mann mit nur einer Frau zufrieden sein kann. Zumal diese eine Frau so weit weg ist und zumal ihm eine Auswahl von hübschen Frauen auf dem Silbertablett geboten werden, hat der Khan an jenem Abend beim Feuer lachend gesagt. Mein Freund, es ist ungesund und gefährlich, es ist ein Schaden für die Gesellschaft, wenn ein Mann, ein richtiger Mann, seine natürlichen Bedürfnisse unterdrückt. Bedürfnisse, die unmöglich von ein und demselben Weib befriedigt werden können, sagte er zufrieden lächelnd und hat seinen Bart glatt gestrichen. Spätestens dann, wenn die Frau Mutter von Söhnen geworden ist, die den Mann eines Tages beerben, Söhne, für deren gute Erziehung die Mutter verantwortlich ist, wie kann sie dann noch die geheimen Wünsche eines Mannes befriedigen?, hat der Khan gefragt und sich zurückgelehnt.
    Weil Richard viel zu zerknirscht gewesen ist, um dem Khan zu widersprechen, hat er ihn einfach weiterreden lassen. Gott hat den Mann stark und die Frau aus seiner siebten Rippe, also schwach, geschaffen. Es ist somit der Natur gemäß und dem Propheten gefällig, dass ein Mann so viele Frauen wie möglich besitzt. Als Vorbild für alle Männer hat der Prophet selbst so viele Frauen genommen, dass heute niemand mehr weiß, wie viele es gewesen sind. Ich, mein Freund, hat der Khan gesagt und sich vorgebeugt, ich kann und will mir ein Leben mit nur einer Frau nicht einmal vorstellen.
    Richard hat gegähnt und sich vorgenommen, sich bei erstbester Gelegenheit aus dem Staub zu machen, doch der Khan hat sich zu ihm gesetzt und

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