Eskandar: Roman (German Edition)
Engelissi und heißt Farrokh-Agha. Beide arbeiten seit ein paar Monaten für den verehrten Mossadegh und sagen, dies sei die beste Zeit ihres Lebens. Er ist der einzige Politiker im Land, der wirklich meint, was er sagt, und dann auch noch durchsetzt, dass es umgesetzt wird, schwärmt der Student, Farrokh-Agha. Der verehrte Agha liebt seine Heimat und ist ein wahrer Nationalist.
Schon in den ersten Stunden fühlt Eskandar-Agha, wie gut es ist, endlich wieder etwas Sinnvolles zu tun. Auch wenn es ihm schwerfällt, seine Kollegen und auch den Sekretär immer gleich zu verstehen, weil sie Worte benutzen, die Eskandar-Agha nicht kennt und an die er sich erst gewöhnen muss. Am Abend hat er vom ungewohnten Sitzen auf dem Stuhl und Arbeiten am Tisch einen steifen Rücken. Auch seine Schultern, der Nacken, die Arme und Hände schmerzen, trotzdem ist er glücklich wie schon lange nicht mehr und verspricht dem Sekretär, am nächsten Tag wiederzukommen.
Auf dem Weg nach Hause fühlt Eskandar-Agha sich leicht und beschwingt und gar nicht wie einer, der die vierzig längst überschritten hat. Er geht durch Straßen, in denen er unzählige Male unterwegs gewesen ist, aber sie kommen ihm vor, als sähe er sie zum ersten Mal. So viele Schotterstraßen sind inzwischen mit Kopfstein gepflastert oder sind sogar asphaltiert, es gibt so viele Automobile, dass man sie unmöglich zählen könnte, und überall ragen zweistöckige Häuser über die Mauern der Gärten hervor, in den Vierteln sind unzählige Läden entstanden, alles ist größer, bunter und lauter geworden, notiert Eskandar-Agha am Abend, und ich bemerke es erst jetzt.
Am nächsten Morgen steht Eskandar-Agha noch vor seiner Aftab-Khanum auf, heizt den Samowar an, brüht frischen Tee auf, besorgt frisches Fladenbrot, frischen Schafskäse und Honig.
Ich gratuliere Ihnen, sagt Aftab-Khanum. Jetzt, da Sie eine neue Aufgabe gefunden haben und es Ihnen wieder besser geht, können Sie vielleicht auch zum Friseur gehen und Ihr Haar, das Ihnen wie Petersilie und Dill vom Kopf absteht, schneiden lassen.
Das werde ich, verspricht Eskandar-Agha mit einem Lächeln und küsst seine Frau auf die Stirn. Und bevor ich heute zum Haus des verehrten Mossadegh gehe, werde ich eines dieser modernen weißen Hemden aus dem Laden holen und es anziehen.
Sie werden darin bestimmt sehr gut aussehen, sagt Aftab-Khanum. Vielleicht sind Sie in der Stimmung, mich heute Abend von der Schule abzuholen, dann können wir Ihre neue Stellung feiern. Wir könnten in das Kebabhaus gehen, das in der Naderi-Straße aufgemacht hat.
Sie und ich in ein Kebabhaus?
Kommen Sie, sagt Aftab-Khanum, lassen Sie uns mutig sein und etwas unternehmen, was wir noch nie getan haben. Es wird uns beiden guttun.
Als Eskandar-Agha in den Laden geht, um ein weißes Hemd für sich selber auszusuchen, findet er einen Zettel, den ihm ein gewisser Hushang-Agha unter den Holzladen geschoben hat: Ich möchte in wichtiger Angelegenheit mit Ihnen sprechen. Sollte es Ihnen möglich sein, komme ich morgen Abend in Ihren Laden.
Hushang-Agha ist im gleichen Alter wie der junge Sekretär in Mossadeghs Haus, und auch er kleidet sich modern und nach Art der Farangi: gebügeltes weißes Hemd, das er sich ordentlich in die dunkelblaue Hose steckt, und Schuhe aus festem Leder. Hushang-Agha hat ein glatt rasiertes Gesicht und trägt das Haar mit Öl zurückgekämmt. Während er sich mit Eskandar-Agha unterhält, fährt er sich mit einem winzigen Stöckchen ständig unter den Nägeln entlang, obwohl sie makellos sauber sind.
Ich hatte das Privileg, auf Kosten des Staates im Ausland zu studieren. Allerdings habe ich nie gerne gelernt, und deswegen war ich auch kaum in der Universität, gibt Hushang-Agha ehrlich zu und vermittelt den Eindruck, als wäre er auch noch stolz darauf, das Geld des Staates verprasst und nichts gelernt zu haben. Sicher denken Sie, ich hätte einem anderen meinen Platz überlassen sollen, aber das hätte meinem Vater das Herz gebrochen. Er hat sich so sehr gewünscht, dass sein Sohn Arzt oder Ingenieur wird. Ich selbst war neugierig, Farangestan zu sehen, erzählt er und putzt weiter seine Nägel. Aber jetzt hat mein Vater, Gott sei seiner toten Seele gnädig, uns und diese Welt verlassen, und ich kann tun, was ich schon immer tun wollte, nämlich einen Laden führen. Einen wie diesen hier, sagt Hushang-Agha, lässt seinen Blick durch den Laden von Eskandar-Agha schweifen und strahlt glücklich.
Aber einen Verkäufer
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