Eskandar: Roman (German Edition)
Sie nur bitten, mir alles zu erzählen. Alles, was Sie wissen und woran Sie sich erinnern. Über meine Mutter Tajelmoluk, meine Großmutter, Rohan-Khanum, meine Geburt, von der Amme, der Frau des Mullah und, Roxana muss schlucken, natürlich von meinem Vater, den Sie Mesterr-Richard genannt haben.
Es ist weit nach Mitternacht, als Roxana keine Fragen mehr stellt. Bitte, kommen Sie mich besuchen, wann immer Sie Gelegenheit dazu haben. Das müssen Sie mir versprechen, sagt Roxana und lässt die Hand von Eskandar-Agha erst los, nachdem er ihr sein Wort gibt.
Wieder zurück im Gasthaus, ist Eskandar-Agha erleichtert. Der Sekretär schläft tief und fest. Er legt sich neben seinen Vorgesetzten, dreht ihm den Rücken zu und überlässt sich seinen Gedanken und verwirrten Gefühlen.
Die Sonne geht gerade über dem Berg auf, und ihr Licht fällt durch das Fenster auf das Gesicht von Eskandar-Agha, da steigt auch schon der Duft von in Butter gebratenen Eiern in seine Nase. Eskandar-Agha reibt sich die Augen, reibt seine steifen Arme und Beine, dreht sich zum Sekretär und sagt, so wie es aussieht, werden wir vor unserer Rückreise nach Teheran noch mit einem wunderbaren Frühstück verwöhnt werden.
Die beiden genießen den frisch aufgebrühten Tee und die Spiegeleier.
Selbst die schmecken besser als überall sonst, sagt der Sekretär und bestellt gleich noch eine Portion. Und während er darauf wartet, isst er gleich löffelweise vom kräftigen Honig und dazu frischen Milchrahm.
In den ersten Tagen nach seiner Rückkehr verfällt Eskandar-Agha in einen nicht gekannten Trübsinn, der so schwer auf seiner Seele lastet, dass er weder arbeiten noch schreiben oder fotografieren kann, noch kommt er überhaupt aus dem Bett. Selbst trinken und essen tut er nur, wenn seine Aftab-Khanum bei ihm ist, ihn dazu zwingt und ihm den Löffel in den Mund schiebt.
Aber was ist denn nur auf dieser unglückseligen Reise geschehen? Sie sind völlig aus der Bahn geworfen, sagt Aftab-Khanum. Drau ßen sind Unruhen, Demonstrationen, wegen der Nationalisierung des Naft, all das geht an Ihnen vorbei, während Sie sich unter der Decke verstecken.
Lassen Sie mich, bittet Eskandar-Agha. Mir reicht es, ich habe genug. Sie werden es bereuen, redet Aftab-Khanum auf ihn ein. Sie könnten Fotografien machen, mit den Menschen reden, Artikel für Zeitungen schreiben, die Kollegen in Ihrem Büro brauchen Sie.
Lassen Sie mich.
Lieber, verehrter Herr Gemahl, bettelt Aftab-Khanum, ich will Sie nicht erschrecken, andererseits kann ich Ihnen die furchtbare Nachricht nicht vorenthalten, sagt Aftab-Khanum, und Eskandar-Agha sieht sie wenigstens an. Der verehrte Mossadegh will die Engelissi des Landes verweisen, sagt Afatab-Khanum auf eine Art, als würde sie ein Geheimnis verraten. Sie werden es nicht glauben, was die Engelissi getan haben, als sie davon erfahren haben.
Was denn?, fragt Eskandar-Agha mit schwacher Stimme.
Um es noch spannender zu machen, lässt Aftab-Khanum sich Zeit, bevor sie sagt, sie haben ihre Kriegsschiffe in den Persischen Golf geschickt. Die Engelissi, Amrikai und auch andere reiche Länder drohen uns mit Krieg, erklärt Aftab-Khanum. Verstehen Sie? Krieg.
Kriegsschiffe? Krieg?, fragt Eskandar-Agha, wendet sich aber wieder ab und sagt, Khanum, auch davon habe ich schon genug in meinem Leben gesehen. Bitte haben Sie Erbarmen und verschonen Sie mich.
Nein, Agha, das werde ich nicht. Das Land steht kopf, und Sie haben nichts Besseres zu tun, als sich Ihrem Schwermut hinzugeben.
Gehen Sie an meiner Stelle hinaus, sagt Eskandar-Agha. Und dann kommen Sie und berichten mir. Aber bitte seien Sie vorsichtig, meine Geliebte, sagt er, dann wird sein Blick wieder leer und wandert an die Decke.
Eine Weile bleibt Aftab-Khanum bei ihrem Mann sitzen, dann fällt ihr Blick auf seinen aufgeschlagenen Notizblock, und ohne lange zu überlegen, schlägt sie eine neue Seite auf und schreibt.
Die Welt hat sich gegen uns vereint. Alle Farangi-Länder haben verkündet: Sie werden keinen Tropfen iranisches Naft kaufen, falls es Mossadegh gelingen sollte, unser Erdöl zu nationalisieren. Während mein Mann unter seiner Decke liegt und sich selbst bemitleidet, verändert sich die gesamte Welt, schreibt Aftab-Khanum.
Heute habe ich das ganz sichere Gefühl: Mossadegh wird es schaffen. Er wird unser Petroleum den Farangi entreißen und es zum nationalen Eigentum unseres Landes machen.
Allem Anschein nach macht es keinen Unterschied, ob ich laut oder
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