Eskandar: Roman (German Edition)
und seinen Kopf fordern.
Aber, Khanum, ich muss mich um mein Kind kümmern, versucht Eskandar-Agha sich herauszureden.
Lassen Sie Sahra bei mir, sagt Roxana lächelnd. Sie wissen, wie gerne ich sie um mich habe.
Aber Khanum, im Garten wartet eine Menge Arbeit auf mich, die Rosen müssen beschnitten werden, sagt Eskandar-Agha.
Die können Sie morgen auch noch schneiden, antwortet Roxana-Khanum bestimmt.
Khanum, es ist Sommer und heiß. Ich werde Kopfschmerzen bekommen, protestiert Eskandar-Agha, doch ein schiefer Blick ist alles, was er von Roxana als Antwort erntet.
Am Anfang ärgert Eskandar-Agha sich, dass er wie ein Bote oder mehr noch wie ein Agent in die Stadt geschickt wird, um seine Landsleute auszuspionieren. Je länger er aber unterwegs ist, desto besser gefällt es ihm, wildfremde Menschen in Gespräche zu verwickeln und ihnen Fragen zu stellen, die immer freimütiger und einfallsreicher werden.
Am Ende des Tages ist er zwar erschöpft, aber zufrieden mit sich, seinen Notizen und Fotografien. Er hat das Gefühl, etwas Sinnvolles geleistet und seinem Land und dem verehrten Premierminister einen Dienst erwiesen zu haben. Und nebenher auch noch eine Menge schöner Fotografien und Notizen für sich selber gemacht zu haben.
Und damit es kein Missverständnis darüber gibt, dass er den Auftrag für seine Roxana und sonst niemanden ausgeführt hat, sieht Eskandar-Agha stur am Studenten vorbei und spricht ausschließlich mit ihr.
Khanum, viele, die gegen Mossadegh demonstrieren, wissen selbst nicht, warum sie es tun, und ich habe noch etwas Erschreckendes herausgefunden, berichtet Eskandar-Agha. Es ist nicht zu fassen, wie viele von denen, die für den König und gegen Mossadegh demonstrieren, nicht einmal wissen, dass er der Premier unseres Landes ist.
Als er die skeptischen Blicke des Studenten mitbekommt, sagt Eskandar-Agha, Khanum, beim Leben meiner Sahra, das ist die Wahrheit. Und welche Absichten und Ziele der Premier verfolgt, wissen die Leute erst recht nicht. Wenn Sie mich fragen, gehen die Leute nur auf die Straße, weil sie Geld, eine warme Mahlzeit in der Moschee oder sonst was dafür bekommen.
Aber was ist mit den tausenden und abertausenden Anhängern Mossadeghs?, fragt der Student. Haben Sie niemanden gefunden, der aus Überzeugung für ihn einsteht?
Eskandar-Agha sieht weiter am Studenten vorbei und sagt, doch Khanum, das habe ich. Eine Menge Leute, die sich Kommunisten nennen, sind für ihn und -
Das ist schlecht, fällt der Student Eskandar-Agha ins Wort, ohne ihn seinerseits anzusehen.
Warum ist das schlecht?, fragt Roxana und sieht den Studenten besorgt und voller Mitgefühl an.
Der Student macht eine wichtige Miene. Sollte es den Farangi gelingen, die Lage so darzustellen, dass Mossadegh gemeinsame Sache mit den Kommunisten macht, sagt er, wäre das das Todesurteil für ihn.
Eskandar-Agha kann sich nicht mehr zurückhalten und sagt, aber das wissen wir doch alles schon. Allerdings scheinen die beiden nicht zu hören, was er sagt.
Am nächsten Morgen, als Eskandar-Agha gerade einen Wasserlauf zu den Rosenbüschen freilegt, taucht Roxana, zu seinem Verdruss wieder begleitet vom Studenten, bei ihm auf. Zuerst spielen sie die Unschuldigen, bewundern die Rosen, und Roxana bittet Eskandar-Agha, ihr einen schönen Strauß für die Eingangshalle zusammenzustellen. Erst dann rücken sie mit dem eigentlichen Grund für ihren neuerlichen Besuch heraus. Eskandar-Agha soll sich für eine gewisse Zeit in einem Haus, das an einen Farangi vermietet worden ist, um den Garten kümmern.
Aber, Khanum, wer kümmert sich dann um unseren, ich meine um Ihren Garten?
Machen Sie sich keine Sorgen um den Garten, antwortet Roxana. Wir werden einen anderen Gärtner kommen lassen.
Warum schicken Sie den anderen Gärtner nicht in das andere Haus?, fragt Eskandar-Agha trotzig. Aber dann begreift er, dass es Roxana vollkommen ernst ist, und es wird ihm angst und bange. Habe ich Ihnen etwas getan? Wollen Sie mich loswerden?
Seien Sie nicht albern, ermahnt Roxana ihn. Das Gegenteil ist der Fall. Für diese Aufgabe brauchen wir einen Mann, dem wir vertrauen können.
Und wir brauchen jemanden, der zumindest ein wenig Engelissi versteht und die Verhaltensweisen der Farangi kennt, fügt der Student hinzu. Sie sollten stolz sein, dass man Sie für diesen Auftrag ausgewählt hat.
Für diesen Auftrag?, fragt Eskandar-Agha und zieht den Kopf ein.
Einen Auftrag, mit dem Sie Ihrem Vaterland dienen können,
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