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Eskandar: Roman (German Edition)

Eskandar: Roman (German Edition)

Titel: Eskandar: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siba Shakib
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es gewagt hat, den verehrten Premier abzusetzen, ist die Sache gar nicht gut für ihn ausgegangen.
    Khanum, was weiß denn ich. Ich sterbe jedes Mal tausend Tode, wenn ich in dieses Haus gehe. Was erwarten Sie von mir? Dass ich die Farangi nach den Gründen ihres Treibens frage und ihnen auch noch Unterricht in Geschichte erteile?
    Während der Student keine Miene verzieht und auch keine Fragen stellt, lacht Roxana. Wenigstens haben Sie Ihren Humor nicht verloren. Erzählen Sie, was haben Sie noch in Erfahrung gebracht?
    Ashraf-Khanum, die Schwester vom Schah, soll ihren Bruder davon überzeugen, den Premier abzusetzen.
    Roxana-Khanum sieht den Studenten fragend an, der aber zuckt nur mit den Schultern.
    Schließlich ist es Mossadegh gewesen, der sie ins Ausland verbannt hat, weil sie ihn in der Öffentlichkeit einen Narren genannt hat, sagt Roxana-Khanum und spricht über die Schwester des Königs, als würde sie über eine Busenfreundin reden.
    Langsam, aber sicher gewöhnt Eskandar-Agha sich an sein neues Leben und findet sogar Gefallen daran. An manchen Tagen kann er es kaum erwarten, nach Hause zu kommen und Roxana und zwangsläufig auch dem Studenten zu berichten. Khanum, heute habe ich mit meinen eigenen Augen einen der Rashidian-Brüder gesehen, flüstert er so leise, dass Roxana und der Student ihn nicht verstehen und er es wiederholen muss. Die Rashidian-Brüder. Ich habe einen von ihnen gesehen. Und raten Sie, was er getan hat.
    Woher soll ich das wissen?, fragt Roxana.
    Von mir erwarten Sie, dass ich alles mitbekomme und alles weiß, aber Sie wollen nicht einmal raten.
    Er hat mit Ashraf-Khanum telefoniert, rät Roxana.
    Khanum, so macht das keinen Spaß.
    Roxana lacht, greift in die Tasche und gibt Eskandar-Agha einen Schein.
    Khanum, wollen Sie mich beleidigen? Schließlich bin ich derselbe Mann, der vor fünfundfünfzig Jahren zusammen mit den ersten Nationalisten für die Verfassung und das Parlament gekämpft hat.
    Nehmen Sie, sagt Roxana und steckt Eskandar-Agha das Geld wie der Amrikai in die Tasche. Damit tun Sie niemandem weh. Erzählen Sie, was hat die Königsschwester geantwortet?
    Das weiß ich nicht. Aber der Amrikai hat gesagt, dass seine Engelissiund Amrikai-Freunde auf den Weg nach Suiss sind, um Ashraf einen Besuch abzustatten. Der Amrikai hat gesagt, sie haben eine Menge Geld dabei und außerdem, Eskandar-Agha liest von einem Zettel ein Wort, das er nicht kennt, einen Mantel aus Nerz, sodass Ashraf-Khanum gar keine andere Wahl haben wird, als Ja zu sagen und mitzuspielen.
    Nur eine Woche später, im Juli, ist es kein Geheimnis mehr, und es verbreitet sich in der ganzen Stadt: Die Farangi haben die Königsschwester aus ihrem Schweizer Exil nach Teheran geholt, damit sie ihren Bruder, den Schah-an-Schah, überredet, den gewählten Premier und seine Regierung zu entmachten.
    Eskandar-Agha hat gerade seine prächtig blühenden Rosen gegossen, als der Farangi zusammen mit zwei Iranern und seinem Übersetzer wütend in den Garten stürzt und flucht. Woher kommen all diese Menschen auf den Straßen? Das darf nicht sein. Sie demonstrieren alle gegen den Monarchen und für die Regierung. Was ist das nur für ein Volk?, flucht der Amrikai. Die lassen sich von scheinbar nichts und niemandem aufhalten. Weder von bewaffneter Armee und Polizei noch von ausländischen Agenten, und auch nicht von den bezahlten Schlägertrupps.
    Wir sind eben ein mutiges und stolzes Volk, denkt Eskandar-Agha bei sich, schneidet eine hübsche, kräftige Rose ab, verwirft den Gedanken, sie dem Amrikai zu schenken, und steckt sie sich selber ins Knopfloch und radelt nach Hause.
    Khanum, ich bringe gute Nachrichten, verkündet Eskandar-Agha und grinst zufrieden, als wäre er selber verantwortlich dafür, dass die Leute zu Zigtausenden gegen den Schah und für Mossadegh demonstrieren.
    Die Straße siegt über den König und die Farangi, sagt Roxana-Khanum optimistisch. Jetzt wird der Schah nicht mehr den Mut aufbringen, Mossadegh und seine Regierung abzusetzen.
    So schnell geben die Amrikai nicht auf, Khanum. Morgen soll ein gewisser General Schwarzkopf zum Monarchen gehen und noch einmal versuchen, ihn davon zu überzeugen, dass er den verehrten Premier seines Amtes entheben soll, berichtet Eskandar-Agha und verbrennt den Zettel, auf dem er den Namen des Generals notiert hatte, in der Glut seiner Wasserpfeife.
    Sie sollten sich keine Notizen machen, flüstert Roxana ihm zu, damit der Student sie nicht hören kann.
    Am

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