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Eskandar: Roman (German Edition)

Eskandar: Roman (German Edition)

Titel: Eskandar: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siba Shakib
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für unser Land und unser Volk wollen.
    Das behaupten sie alle, murmelt Eskandar-Agha.
    Am nächsten Morgen fasst er einen Entschluss. Ich habe es in meinem Leben nicht weitergebracht als zum Diener, Geschichtenerzähler, einfachen Büroangestellten, Gärtner und jetzt auch noch zum Spion, denkt er bei sich, während er mit dem Fahrrad zum ominösen Haus fährt. Einer wie ich kann nicht viel für sein Land tun, aber es ist eben auch mehr als nichts, sagt Eskandar-Agha, als hätte er Zuhörer. Wenn ich schon den Gärtner spielen muss, dann wenigstens richtig und überzeugend.
    Ich brauche Geld, sagt er zum Möchtegern-Pahlewan.
    Ich auch, sagt der und stößt seinen Ellbogen Eskandar-Agah in die Seite und lacht schallend.
    Ich muss Samen und Setzlinge, eine Schaufel und eine Picke kaufen, sagt Eskandar-Agha, und brauche bitte etwas Geld.
    Geld, Geld, alle wollen Geld, sagt der Möchtegern.
    Agha, wenn Sie wollen, dass ich meine Arbeit mache, brauche ich diese Dinge. Andernfalls werde ich Sie nicht weiter belästigen, auf mein Fahrrad steigen und nicht mehr wiederkommen, sagt Eskandar-Agah und kommt sich sehr mutig vor.
    Der Möchtegern legt den Kopf schräg, fängt an, die Ärmel von seinem Hemd hochzukrempeln, und macht einen Schritt auf Eskandar-Agha zu.
    Give him the money, sagt der Amrikai, der vom Fenster aus zusammen mit seinem Übersetzer die Unterhaltung mitbekommen hat.
    Und wenn es das Letzte ist, was ich in diesem Leben vollbringen werde, murmelt Eskandar-Agha. Ich bin entschlossen, diesen leblosen Ort in einen schönen und duftenden Garten zu verwandeln, sagt er zum Möchtegern, der hinter ihm das Tor schließt.
    Gerade bindet Eskandar-Agha im Basar einen kleinen Mandelbaum auf den Gepäckträger, da ertönt laut krachend eine Detonation, die Erde bebt, im ersten Moment herrscht Grabesstille, dann rennen in allen Gassen Männer hin und her, rufen und schreien.
    Im Haus eines Mullah, nicht weit vom Basar, ist eine Bombe explodiert. Der Akhund hat zu jenen gehört, die es trotz mehrfacher Warnungen gewagt haben, sich öffentlich gegen den Schah und die Machenschaften der Farangi auszusprechen, sagen die Leute. Wer immer es getan hat, will ein Exempel statuieren, sagen die Basari. Sie wollen uns einschüchtern.
    Trotz ihrer Angst ziehen die Männer mit erhobenen Fäusten durch die Straßen und rufen: Tod den Mördern des Volkes.
    Mit zitternden Knien und in Schweiß gebadet radelt Eskandar-Agha zum Haus des Amrikai und wird den Gedanken nicht los, dass dieses Haus genau der Ort ist, an dem das Attentat geplant worden ist und in Zukunft noch viele weitere schreckliche Dinge geplant werden. Am liebsten würde er nie wieder an diesen schrecklichen Ort zurückkehren. Doch er befürchtet, dass Roxana ihm das nie verzeihen würde und dies vielleicht für sie der willkommene Anlass wäre, ihre Gastfreundschaft zu beenden und ihn und seine Sahra vor die Tür zu setzen. Also beißt er die Zähne zusammen und kehrt zum Haus des Amrikai zurück.
    Was ist mit dir?, fragt der Möchtegern und lässt unter seinem Nylonhemd wieder die Brustmuskeln spielen.
    Nichts, antwortet Eskandar-Agha. Ich bin nicht mehr der Jüngste, wie du siehst, und das Radfahren strengt mich an.
    Am liebsten würde Eskandar-Agha gar nicht wissen, was der unsympathische Farangi, der Möchtegern in seinem Nylonhemd und ihre noch abscheulicheren Freunde planen, aber sosehr er sich auch in seine Arbeit im Garten vertieft, schnappt er immer wieder Fetzen ihrer Gespräche auf.
    Jeden Tag, wenn er vor seiner Gärtnerhütte auftaucht, hocken Roxana-Khanum und der Student, der zu ihrem Schatten geworden ist, bereits auf seiner kleinen Lehmveranda und können es nicht erwarten zu hören, was er zu berichten hat.
    Wollen Sie jetzt jeden Tag hier auf mich warten und mich aushorchen?, fragt Eskandar-Agha ein wenig forsch.
    Ja, antwortet Roxana-Khanum, ohne sich auch nur im Geringsten zu schämen, aber immerhin belohnt sie Eskandar-Agha mit einem Geldschein, den sie ihm in die Hand drückt.
    Er ziert sich, steckt den Schein aber ein und sagt vorsichtshalber, Khanum, das mache ich nicht für Geld, sondern weil ich die Hoffnung habe, das Richtige für meine Heimat zu tun.
    Vertrauen Sie mir, beruhigt Roxana ihn, das tun Sie.
    Soweit ich verstanden habe, wollen der Farangi und seine Freunde Druck auf den Schah ausüben und ihn davon überzeugen, dass er den Premier entlassen soll.
    Sind Sie sicher? Was soll das bringen?, fragt Roxana. Das letzte Mal, als der Schah

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