Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eskandar: Roman (German Edition)

Eskandar: Roman (German Edition)

Titel: Eskandar: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siba Shakib
Vom Netzwerk:
lausche nicht.
    Ist schon gut, sprich, sagt Agha-Mobasher zwinkernd. Wir sind unter uns.
    Saheb, ich weiß nicht, ob das eine gute Nachricht ist, aber ich habe gehört, türkische und deutsche Truppen und Agenten operieren vom Irak aus gegen die Briten und Russen. Der Arbab hat gesagt, es gibt einen Almani-Farangi mit dem Namen Wassmuss, den die meisten Lawrence nennen.
    Der Verwalter hebt die Brauen.
    Saheb, er ist ein Agent der Almani. Auch die Männer im Basar sprechen über ihn. Sie sagen, Wassmuss und seine Leute bilden Angehörige der Stämme aus, bezahlen sie, geben ihnen Waffen und schicken sie gegen die Engelissi und ihre Alliierten in den Kampf.
    Hier bei uns, im Iran?, fragt der Verwalter.
    Saheb, die Basari sagen, alle Farangi, die Almani, die Engelissi und Russi rekrutieren die stärksten Leibeigenen, Arbeiter, sogar Schwerverbrecher in den Gefängnissen.
    Sie rekrutieren sie?, fragt der Verwalter. Rekrutieren sie wofür?
    Sie stellen eine Armee zusammen.
    Armee?, fragt der Reiter Hodjat empört. Das sind allenfalls Söldner und Banditen.
    Sie geben ihnen Farangi-Waffen, sagt Eskandar.
    Und gegen wen sollen sie kämpfen?, fragt der Verwalter.
    Um es spannend zu machen, trinkt Eskandar in Ruhe einen Schluck Tee, bevor er antwortet. Saheb, mit Verlaub, sie schicken diese Söldner gegen andere Iraner in die Schlacht.
    Andere Iraner? Junge, sprich gefälligst so, dass ich dich verstehen kann, sagt der Verwalter ungeduldig.
    Saheb, die Almani und dieser Wassmuss machen es genauso wie die Engelissi und Russi. Und so rekrutiert und bezahlt jede Seite ihre eigenen Iraner und schickt sie gegeneinander in die Schlacht.
    Genau das meine ich, sagt der Hodjat. Die Engelissi, Russi, Almani, Torki kaufen, bestechen, bezahlen Iraner und hetzen uns gegeneinander auf.
    Gespannt wartet der Verwalter darauf, dass der Reiter weiterspricht, aber nun ist er an der Reihe, sich wichtig zu machen. Und wir?, sagt Hodjat und seufzt und schiebt sich eine Dattel in den Mund. Doch bevor er sagen kann, was er sagen will, beendet Eskandar den Gedanken an seiner Stelle.
    Wir lassen es mit uns machen, sagt Eskandar und erntet einen rügenden Blick vom Reiter Hodjat.
    Bravo, mein Junge, sagt der Verwalter. Das hast du gut gesagt. Wir lassen uns ausnutzen, kaufen und zu Verrätern gegen unsere eigenen Brüder machen.
    Im Augenwinkel bekommt Eskandar mit, wie seine Herrin, Mahrokh-Khanum wieder zu ihm herübersieht, und er muss sich zusammennehmen, um nicht zu grinsen, denn es macht ihn stolz, dass sie mitbekommt, wie er mit dem ehrenwerten Verwalter und dem Reiter Hodjat zusammenhockt und sich wie ein richtiger Mann über richtig wichtige Dinge mit ihnen unterhält.
    Es herrschen Chaos und Willkür, schimpft der Verwalter. Lebensmittel sind inzwischen so teuer, dass selbst ich rechnen muss, um mit der wöchentlichen Haushaltskasse auszukommen. Als der Verwalter die nervösen Blicke des Reiters und seines Dieners sieht, lächelt er. Um Ihren und meinen Lohn brauchen wir uns keine Gedanken zu machen, beruhigt er sie.
    Um irgendetwas Wichtiges zu sagen und noch mehr Eindruck bei den Männern, aber vor allem der schönen Mahrokh-Khanum zu schinden, sagt Eskandar, um mich und meinen Lohn mache ich mir gar keine Sorge. Aber wenn ich an all die Leute denke, deren Bäuche leer und deren Kinder hungrig sind, dann weiß ich nicht, wie unsere Heimat jemals mit dem Fortschritt und der Entwicklung im Rest der Welt mithalten kann, sagt Eskandar und wundert sich selbst am meisten über seine schlauen Worte.
    Die Ärmsten der Armen haben nicht einmal mehr trockenes Brot, weil es im ganzen Land an Mehl fehlt, sagt der Verwalter und fordert Eskandar auf, die Geschichte von den armen Nagelklopfern im Basar zu erzählen.
    Vor ein paar Tagen, als ich bei den armen Jungen gewesen bin, erzählt Eskandar, hat einer von ihnen Bauchkrämpfe gehabt. Er hat sich vor Schmerzen gewunden, und er hat ausgesehen, als hätte sich sein Körper wie eine Jacke von innen nach außen gekrempelt. Als ich endlich einen Hakim gefunden hatte und ihn überreden konnte, mit mir in den hinteren Teil des Basars zu gehen und nach dem Jungen sind zu sehen, war es bereits zu spät. Er lag tot auf dem Boden, erzählt Eskandar. Die anderen Jungen sind um ihn herum gehockt, haben ihn stumm angestarrt und auf ihren schmutzigen Fingern gekaut.
    Auch ohne dass er sie ansieht, merkt Eskandar, dass Mahrokh-Khanum ihn genau beobachtet und mitzubekommen versucht, worüber er spricht.
    Und dann? Was

Weitere Kostenlose Bücher