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Eskandar: Roman (German Edition)

Eskandar: Roman (German Edition)

Titel: Eskandar: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siba Shakib
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begehrst, von dem du träumst? Wer ist es, die dir schlaflose Nächte bereitet?, fragt seine Herrin. Und gibt es eine, von der du wünschst, sie würde die Mutter deiner Söhne werden?
    Eskandar hat das Gefühl, als würde sein Herz zerspringen und in Scherben auf dem Boden vor den Füßen seiner Herrin landen.
    Als wüsste sie genau, wie es um ihn steht, gewährt Mahrokh-Khanum ihrem Knecht Gnade, füllt Wasser in einen Becher, stellt ihn vor Eskandar und geht ans Fenster, damit er wieder zu sich kommen kann. Doch kaum hat er seinen Becher gierig leer getrunken, fragt sie, nun sprich, aus welchem Grund gibt es keine Frau in deinem Leben?
    Saheb, das weiß ich nicht, antwortet Eskandar. Ich habe mich noch nie so gesehen. Ich meine als -
    Du meinst als Mann?
    Frau-Mahrokh kehrt zu ihren Kissen zurück und zieht den kleinen perlenbesetzten Spiegel aus ihrer Rocktasche, den Eskandar aus dem Basar für sie mitgebracht hat. Sie wirft einen verführerischen Blick hinein, befeuchtet einen Finger mit der Zunge und streicht ihre vollen, schwarzen Brauen glatt. Du bist so sehr damit beschäftigt, ein guter Diener zu sein, sagt sie, damit du deine Stellung nicht verlierst und in der Nähe deiner über alle Maßen geliebten Roxana bleiben kannst, dass du nicht mitbekommst, wo das eigentliche Leben spielt. Sieh dich an, sagt Mahrokh-Khanum, streckt ihm den Spiegel entgegen, was ihn zwingt, näher zu kommen. Nur vier Schritte trennen ihn von dem Spiegel, ihrer Hand, ihrem Arm, ihrem Atem und ihren Brüsten. Doch Eskandar braucht für diesen kurzen Weg beinah mehr Mut, als er damals gebraucht hat, um über den verbotenen Berg zu steigen. Und als er den Spiegel endlich zu fassen bekommt, berühren ihre Finger sich. Es ist nur eine winzige Berührung, doch sie lässt ihn so stark erbeben, dass er es nicht verbergen kann.
    Du scheinst, was das weibliche Geschlecht angeht, vollkommen unerfahren zu sein, sagt Mahrokh-Khanum lächelnd. Es ist Zeit, dass eine Frau, eine erfahrene Frau, dich einweist, sagt sie und beißt genüsslich in eine saftige Traube. Sie hält Eskandar mit ihrem Blick gefangen, erst recht musst du lernen, dich selber im Verhältnis zu einer Frau zu sehen. Du musst lernen, diesbezügliche Fähigkeiten zu erkennen und zu entwickeln.
    Saheb, mit Verlaub, murmelt er, ich bin nur Ihr Diener.
    Wohl wahr, antwortet Mahrokh-Khanum. Und als solcher unterstehst du mir und hast meinen Anweisungen Folge zu leisten. Und als deine Herrin möchte ich, dass du dich zu mir setzt und aus deinem Leben erzählst. Sie bedeutet Eskandar, neben ihr auf den Kissen Platz zu nehmen.
    Weil er nicht anders kann und weil es sein sehnlichster Wunsch ist, ein Wunsch, so groß wie kein anderer, zögert Eskandar nicht und tut, was sie will. In diesem Augenblick ist es ihm vollkommen gleichgültig, dass es verboten ist und auch gefährlich, dass es ihn die Stellung und sogar das Leben kosten kann. Aber welchen Wert hätte das Leben noch, wenn er auf diesen Moment verzichten würde? Eskandar setzt sich auf das Kissen neben seine Herrin und taucht ein in die zarte Wolke aus Duft und Wärme, die ihr schöner Körper ausströmt.
    Ich habe Zarrin, die Frau von Hodjat-Agha kommen lassen und habe über dich gesprochen, sagt Mahrokh-Khanum. Von ihr weiß ich, dass du täglich mit Agha-Hodjat Übungen machst, um deinen Körper zu stählen, und sie sagt, du bist auf gutem Weg, ein richtiger Pahlewan zu werden. Mahrokh-Khanum streicht über ihren eigenen Körper, sieht Eskandar auf diese neue Art an und sagt, das erklärt, warum deine Arme, Beine und Schultern so kräftig und wohlgeformt sind.
    Das Verlangen nach seiner Herrin ist so groß, dass Eskandar sich nur mit Mühe zurückhalten kann, sich nicht auf sie zu stürzen.
    Als könnte sie seine Gedanken lesen, sagt die Frau des Tigers, wärst du nicht mein Diener, sondern ein freier Mann, der selbst bestimmt, was er tut und nicht tut, würdest du nicht nur wissen, was du willst, sondern es auch tun. Du würdest ein Mann sein, der sich nimmt, was er will. Habe ich recht?
    Saheb, es ist meine Pflicht zu gehorchen, antwortet Eskandar. Es ist meine Pflicht, für das Ihrige und das Wohl der verehrten Herrschaft zu sorgen und zu tun, was immer Sie von mir verlangen.
    Genau dazu werde ich dir Gelegenheit geben, sagt Mahrokh-Khanum. Ich möchte, dass du mir aus dem Basar einen neuen Duft mitbringst. Ich brauche neue Seife für mein Haar, neues Rosen- und Mandelöl für meinen Körper sowie Safran, um mich von innen

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