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Eskandar: Roman (German Edition)

Eskandar: Roman (German Edition)

Titel: Eskandar: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siba Shakib
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erwartet.
    Es ist das erste Mal, dass er Frau-Mahrokh mit offenem und unbedecktem Haar sieht, das ihr bis über die Taille reicht. Ihre Stimme, ihr Duft hüllen ihn ein wie ein Tuch aus Seide und machen ihn zu ihrem Gefangenen. Die Hitze in seinem Bauch steigt hinauf in seinen Kopf, stürzt wieder hinab in seinen Bauch, erfasst seinen ganzen Körper und lässt ihn erbeben.
    Weil Eskandar sich nicht bewegt, sich nicht bewegen kann, geht sie zu ihm, streckt die Hand nach ihm aus, und da erkennt er im Schein der Kerze ihre Brüste, die nur von einem dünnen Hemd bedeckt sind. Er selbst hat den Stoff im Basar für sie besorgt und sich vorgestellt, sie würde einen Schleier oder eine Kopfbedeckung daraus anfertigen lassen.
    Als sie seine Verwunderung sieht, lacht sie kehlig, und es lässt seine Männlichkeit anschwellen, und er hofft, Frau-Mahrokh bemerkt es nicht.
    Komm, sagt sie und schnurrt dabei wie ihre Katzen.
    Eskandar hebt wie im Traum seinen Arm und legt seine Hand in die ihre, und er folgt ihr in ihr Gemach.
    Fürchtest du dich?
    Eskandar schweigt, benötigt seine Kraft, um sich nicht auf sie zu stürzen, sie in die Arme zu nehmen, ihre Brüste zu umfassen und sie zu küssen.
    Wir sind allein, die Diener habe ich weggeschickt, und der Khan ist in den Süden gereist.
    Eskandar wird es schwindlig, als sie jeden einzelnen seiner Finger küsst und schließlich seine Hand auf ihre Brust legt und ihn anlächelt. Die erste Brust, die er berührt. Seine Hand wird feucht und schwerer und schwerer und rutscht unbeholfen von der Brust seiner Herrin. Regungslos starrt Eskandar auf den feuchten Stoff, der nun an ihrer Brust klebt und sie noch deutlicher seinem Blick preisgibt.
    Verzeihen Sie, Saheb, murmelt er. Verzeihen Sie. Eskandar wendet sich von seiner schönen, halbnackten Herrin ab und geht mit ungelenken Schritten hinaus auf die Veranda, in den Garten und zurück zu seinem Quartier. Erst als er die Tür zum Essraum der Bediensteten öffnet und die Stimmen der Männer hört, kommt Eskandar wieder zur Besinnung.
    Was ist mit dir?, fragt Agha-Mobasher. Du siehst mitgenommen aus.
    Mit Verlaub, Agha, ich hatte viel zu tun, antwortet er.
    Trink einen Tee, sagt der Verwalter und beachtet ihn nicht weiter.
    Eskandar hockt sich auf seinen Platz neben dem Samowar, schlürft seinen Tee und starrt wortlos vor sich hin. Um die Bilder in seinem Kopf und das Feuer in seinem Bauch auszulöschen, versucht er sich auf den Verwalter, den Reiter und ihr Gespräch zu konzentrieren. Alles, was er mitbekommt, ist, dass Hodjat-Agha über den Khan schimpft, weil der einmal mehr Leibeigene in seinen Dörfern opfert, um sich mit Verkauf von Land an die Engelissi zu bereichern.
    Agha-Mobasher richtet sich auf und sagt seufzend, der Dichter hat bereits gesagt: Ein Mann ist klug, wenn er sein Glück erkennt, ein Mann ist stark, wenn er sein Glück zu packen weiß.
    Eskandar trinkt seinen Tee aus, spült in aller Ruhe sein Glas ab und sagt, ich werde mein Glück packen, und geht. Nicht in sein Quartier, sondern zurück in den Garten und durch die große Glastür direkt in das Schlafgemach von Frau-Mahrokh. Sie liegt in ihrem Bett. Noch immer nur bekleidet mit dem dünnen Hemd. Eskandar zieht die schweren roten Samtvorhänge zu, steigt mit allem, was er trägt, zu der schönen Frau des Tigers ins Bett, fragt sich nicht, woher er weiß, was er zu tun hat, tut es einfach, zieht die Schöne an sich, atmet ihren Duft ein und vereint sich zum ersten Mal in seinem Leben mit einer Frau.
    Als er beim ersten Hahnenschrei aufwacht, ist ihm nicht klar, wie er aus seinen Kleidern gekommen ist, weiß nur, niemals zuvor hat er sich so leicht und wohl gefühlt. Vollkommen. Männlich. Lebendig und gleichzeitig erfüllt von Ruhe und Gelassenheit.
    Eine Welt, in der ein solches Glück möglich ist, kann keine schlechte Welt sein, sagt er lächelnd.
    Und jetzt, da du dieses Glück kennst, willst du auch nicht mehr ohne es sein, antwortet Frau-Mahrokh lachend.
    Von nun an bestellt die Schöne ihn, wann immer ihr danach ist, zu sich. Nach und nach legen beide auch ihre letzten Hemmungen und Ängste ab, und Eskandar bleibt die ganze Nacht über bei seiner Geliebten und kehrt erst am Morgen zurück in sein Zimmer, das er mit zwei anderen Dienern teilt.
    Die bemerken sein nächtliches Fortbleiben natürlich, machen anzügliche Bemerkungen über sein verändertes Aussehen, sein stets geöltes Haar, seine geputzten Fingernägel und gewaschenen Hemden. Allerdings glauben

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