Esper in Aktion
wieder warf er ein paar Worte ein, und dann begann ihr Redefluß von neuem.
Er hatte für halb neun einen Tisch in einem Restaurant an der A1 bestellt; ein protziger Schuppen im Tudor-Stil, in dem er gelegentlich ein paar Gläser getrunken hatte. Sie kamen kurz vor acht an, und Molly zeigte sich gebührend beeindruckt. Nach drei großen Gins mit Tonic wurde sie noch gesprächiger. Sie gingen in den Speiseraum, und er bestellte eine Flasche Asti Spumanti zum Essen – was Molly entzückte, weil sie das Zeug für Champagner hielt.
Ganz allmählich steuerte er die Unterhaltung in die Richtung, die er für seinen Angriff benötigte. Er begann mit pikanten kleinen Witzen und ging dann zu persönlicheren Dingen über. Anfangs zierte sie sich, aber nach kurzer Zeit begann sie selbst mit derben Pointen zur Unterhaltung beizutragen. Nein, eine Dame war sie nicht, aber sie schien zu wissen, was er für dieses Abendessen von ihr erwartete.
Als sie das Restaurant verließen, war Molly leicht angetrunken und Heß sich seine Zärtlichkeiten kichernd gefallen. Er überlegte schon, ob er sie mit zu sich nehmen sollte, als sie vorschlug, zu ihrer Wohnung in South Kensington zu fahren. Sie erklärte, daß ihre Freundin, mit der sie die Miete teilte, an diesem Wochenende nicht daheim sei.
Er war sofort einverstanden. Sein eigenes Apartment benützte er nicht gern, da das gelegentlich zu Komplikationen führte. Die meisten Frauen nahmen es persönlich, wenn man mit ihnen schlief. Sie wollten nicht einsehen, daß es wenig Sinn hatte, eine Bindung fortzusetzen, sobald das sexuelle Vergnügen erschöpft war.
Molly Quinns Wohnung lag im Keller eines großen alten Mietshauses. Die Farbe blätterte von den Wänden, und Kinder hatten das Stiegenhaus mit obszönen Kritzeleien verziert. Molly beharrte darauf, daß er seinen Wagen etwas entfernt vom Hauseingang parkte, und er kam ihrem Wunsch achselzuckend nach.
Die Einrichtung war so, wie er es erwartet hatte: billige Katalogmöbel, ein dünner, durchgescheuerter Teppich und kitschige Nippsachen. Molly drückte ihm einen feuchten Kuß auf die Wange und entschuldigte sich für ein paar Minuten.
Er steckte sich eine Zigarette an und betrachtete die häßlichen Drucke an den Wänden. Ungeduldig ging er auf und ab. Als sich die Wartezeit immer länger ausdehnte, öffnete er leise die Tür, durch die Molly verschwunden war. Er entdeckte dahinter einen Korridor.
Ganz in der Nähe hörte er Mollys Stimme. Neugierig geworden, schlich er über den Linoleumboden, bis er an eine andere Tür kam, die halb offen stand. Molly Quinn hatte ein rosa Nylon-Neglige und abgetretene Pantoffel angezogen. Sie unterhielt sich mit einem etwa zweijährigen Kind, das auf einem grünen Plastik-Nachttopf saß. Glover beobachtete die Szene mit wachsendem Abscheu, dann kehrte er um, ohne sich bemerkbar zu machen.
Eine leichte Übelkeit hatte ihn erfaßt. Er wußte, daß er unvernünftig reagierte. Schließlich war sie ein billiges Flittchen – er hatte nie etwas anderes in ihr gesehen. Und wenn sie ein Dutzend Bälger hatte, ihm konnte es egal sein.
Aber war es überhaupt ihr Kind? Unsicherheit stieg in ihm hoch. Hatte er sich da etwa auf ein gefährliches Abenteuer eingelassen? Wenn nun die angebliche Freundin überhaupt nicht existierte? Vielleicht teilte sie die Wohnung mit ihrem Freund oder Zuhälter, der dann im geeigneten Moment auftauchte und das alte Spiel begann: »Was suchen Sie hier bei meiner Frau?« Dann war Geld fällig … oder Prügel … oder beides …
Er hörte das Rauschen einer Toilettenspülung, und dann stand Molly lächelnd im Zimmer. »Entschuldige, Harry! Es hat etwas länger gedauert.«
Seine Befürchtungen ließen nach, als sie sich an ihn schmiegte. Er küßte sie und spürte die Wärme ihres Körpers unter den dünnen Falten des Negliges. Ach was! Wenn es eine Falle war, dann konnte er jetzt auch nichts mehr ändern.
»Du gehst aber ‘ran«, sagte sie mit einem leisen Lachen. Sie entwand sich seinen Armen und knipste das Licht aus. »So ist es gemütlicher, was?«
Sie ließ sich auf dem Teppich vor dem Kamin nieder. »Komm, das Ding ist herrlich weich – mongolische Ziege, hat mir der Verkäufer gesagt.« Die elektrische Heizspirale im Kamin glimmte rötlich. Molly hatte ihr Neglige geöffnet.
Im nächsten Augenblick lag Glover neben ihr.
»Na, endlich!« seufzte sie und preßte sich an ihn. »Du ahnst gar nicht, wie ich das brauche!«
Mit einem plötzlichen Schock erkannte
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