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Esper unter uns

Esper unter uns

Titel: Esper unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Morgan
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Verhältnissen könnte sie sehr wohl eine eigene Praxis führen.«
    »Dann dürfen wir Gott danken, daß wir eine Regierung mit ein wenig Vernunft haben. Flower? Was ist das überhaupt für ein Name für ein angeblich zivilisiertes menschliches Wesen? Wertvolle Universitätsplätze für solche – solche Menschen …«
    Es hatte keinen Sinn, im Augenblick gegen so tiefverwurzelten Anglochauvinismus anzugehen, aber zumindest hatte diese Unterhaltung Natalie Tarrants Einstellung über alle Zweifel offenbart. Victor wechselte das Thema.
    »Wie lange ist Ihr Sohn schon in Australien, Mrs. Tarrant?«
    Geoffrey – blond wie ich – ein guter pflichtbewußter Junge – lernte fleißig und schaffte sein Diplom schon früh. Aber auch wie sein Vater – mit der gleichen Schwäche – diese prallhüftige Hure aus Birmingham hatte es von vornherein darauf abgesehen, ihn mir wegzunehmen – aber sie wird es schon noch merken – die Männer sind alle gleich – keiner kann einer Frau etwas geben – wie sehr man sich auch bemüht und vortäuscht, daß es einem ebenfalls gefällt, sie ziehen aus wie brünstige Tiere, nimmersatt – Charles und seine ständigen Weibergeschichten – das ewige Warten, die Lügen, die Ausreden, und die Streitereien – aber selbst da gab es noch ein wenig menschliches Gefühl. Und jetzt nichts mehr – nur die vier Wände, das unpersönliche Gequassel des 3-V, und abgepackte Mahlzeiten für eine Person …
    »Und die Kopfschmerzen? Sie konsultierten Dr. Bellman zum erstenmal vor zweieinhalb Jahren, nicht wahr?«
    »Ich erinnere mich nicht.« O doch, ganz genau sogar, und ich weiß, was Sie damit andeuten wollen, selbstgefälliger, rothaariger Bock! Sie und Ihre Fachbücher! Ich bin kein Studienobjekt, sondern ein Mensch …
    »Es ist auch nicht so wichtig. Ich weiß nicht, wieviel Dr. Bellman Ihnen über meine Methoden gesagt hat …«
    »Sehr wenig, er glaubte nur, daß Sie imstande sind, mir zu helfen.«
    »Sein Vertrauen ehrt mich. Wie sieht es damit bei Ihnen aus?«
    »Wollen Sie, daß ich offen bin?«
    »Immer.«
    »Nun schön, ich halte Sie für einen cleveren, teuren jungen Mann – aber das Ganze wird zu nichts führen.«
    »Sehr gut!«
    Sorgfältig nachgezogene Augenbrauen hoben sich über grünbepinselten Lidern. Was ist das für eine Musik? Ich bin sicher, daß ich sie schon einmal gehört habe. »Ich verstehe nicht. Wie können Sie das sagen, nachdem ich Ihnen gerade erklärt habe, daß ich kein Vertrauen zu Ihnen habe?«
    »Weil Sie sich jetzt zum erstenmal, seit Sie hier sind, entspannt haben und das sagten, was Sie meinten. Hassen Sie mich, verabscheuen Sie mich, was immer auch Sie wollen, es ist nicht wichtig, solange Sie ehrlich sind.«
    »Das bin ich immer.«
    »Natürlich. Aber es ist nicht einfach, nicht wahr? So, und jetzt werde ich Ihnen helfen, sich noch mehr zu entspannen.«
    Blaßblaue Augen folgten Victor, als er an einen Wandschrank trat und etwas silbrig in seiner Hand glänzte.
    »Was …?« Furcht klang aus der angespannten Kehle.
    »Ein ganz leichtes Mittel, völlig unschädlich. Sie werden sich darauf gleich viel wohler fühlen.«
    Mit Drogen verwirrt, anästhetisiert, mit einem Mann allein im Zimmer – wie in jener ersten Nacht – die Aufregung der Hochzeit, der Mittelpunkt aller Aufmerksamkeit, von allen beglückwünscht, der ungewohnte Sekt, der ihr in den Kopf gestiegen war und sie schließlich schläfrig machte – und das alles ausgelöscht durch diesen schrecklichen Augenblick der Brutalität, das konvulsivische Versteifen der Vaginalmuskeln, als ihr Körper sich wirkungslos gegen den Eindringling verschließen wollte – danach die stummen Tränen der Scham in der fremden Dunkelheit, das Präludium zu dreißig Jahren frigider Duldung, eine Strafe, die erst mit Charles Tod endete – nein, dumme, alte Frau! Dieser große lächelnde Mann will dich ja mit deinem schlaffen, alternden Körper gar nicht. Viel lieber grübe er sich in das schwarze Tier hinein, das mit frechen Augen hinter dem Schreibtisch im Wartezimmer sitzt …
    »Nun gut, wenn Sie es wirklich für nötig halten.«
    Victor hatte ihren Gedankengang mit all seinen Implikationen verfolgt. Nichts Menschliches war ihm fremd, und Natalie Tarrants Aberration war selbst in diesem sogenannten aufgeschlossenen Zeitalter nicht ungewöhnlich. Er nahm auch das furchterfüllte Kaleidoskop von Bildern auf, das ihn aus ihrer ersten Ebene ansprang, als er die Nadel ansetzte.
    »Gut. Jetzt möchte ich, daß Sie

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