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Esper unter uns

Esper unter uns

Titel: Esper unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Morgan
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wurde, daß sein Talisman sich nicht mehr in seiner Linken befand. Das veranlaßte ihn endlich dazu, sich zu bewegen. Er kämpfte sich auf die Knie und stellte fest, daß er sich etwa viereinhalb Meter von der Stelle entfernt befand, wo noch vor Sekunden die Delegierten gestanden hatten. Doch jetzt gab es keine Reihe mehr, nur noch einen Mob Farbiger. Einige redeten wild durcheinander, während andere wie betäubt auf die blutigen Leiber auf dem Boden starrten. Donleavy zuckte zusammen, als sich starke Arme unter seine Achselhöhlen legten und ihn hochzogen. Da er unfähig war, auch nur einen Ton herauszubringen, ließ er sich von Pelham-Wood aus dem Saal führen. Nur vage war er sich verschwommener Gesichter unterwegs bewußt, die sich besorgt erkundigten, wie es ihm ging.
     
    Pelham-Wood schenkte mit erstaunlich ruhiger Hand Kognak ein. »Soviel wir im Augenblick sagen können, muß dieses Schwein eine ungeheure Menge Explosivstoff um seinen Bauch gewickelt gehabt haben. Wir werden wahrscheinlich nie herausfinden, was schiefgelaufen ist. Vermutlich war er zu aufgeregt und löste die Detonation unabsichtlich zu früh aus – zu Ihrem Glück. Zehn Sekunden später und Sie hätten seine Hand geschüttelt, während das Zeug in die Luft ging.«
    Und mein Blut und meine Knochen wären mit den anderen vermischt …
    Donleavy griff dankbar nach dem Schwenker und nahm einen tiefen Schluck. Die versengende Glut schien in seinem Bauch zu explodieren und trieb ihm Tränen in die Augen, aber sie brachte ihn endlich wieder zu klarem Verstand.
    »Wer war er? Haben Sie eine Ahnung?« erkundigte er sich.
    »Noch nicht«, erwiderte Pelham-Wood. »Meine Sorge galt in erster Linie Ihnen. Wir waren auf normale Waffen vorbereitet, aber dieses …«
    Donleavy starrte in das leere Glas in seiner leicht zitternden Hand. »Er hat es sich etwas kosten lassen, mich umzubringen.«
    »Ein Wahnsinniger! Ein Fanatiker!«
    »Und fast wäre es ihm gelungen.« Donleavy wollte den Schwenker auf einem Tischchen abstellen, aber er verfehlte die Platte um gute fünf Zentimeter. Das Klirren des Glases auf dem Boden war wie ein verspätetes winziges Echo der Explosion.
    »Mit Ihrer Erlaubnis, Sir, möchte ich die ganze Meute verhören lassen«, sagte Pelham-Wood. »Ein paar von ihnen müssen von dem Plan gewußt haben.«
    »Bestimmt nicht die armen Teufel, die neben dem Burschen standen«, murmelte Donleavy.
    »Sie sind tot. Aber der Rest …«
    »Vergessen Sie nicht, daß alle der Anwesenden Führer mit beachtlichem Ansehen in ihren eigenen Bezirken sind. Manche davon sogar auf nationaler Ebene.«
    »Sie können sich darauf verlassen, daß sie entsprechend behandelt werden, Sir.« Etwas im Klang der Stimme des Sicherheitschefs veranlaßte Donleavy, die scharfen Züge näher zu betrachten. Gehörte er zu denen, dessen höchster Genuß es war, Zigarettenstummel in braunem Fleisch auszudrücken? Und Elektroden an zuckende Hoden anzuschließen?
    Pelham-Wood blickte Donleavy fragend an. »Wenn Sie sich kräftig genug fühlen, wäre es das beste, wenn Sie in die Zitadelle zurückkehrten. Aber ich halte es andererseits auch für richtig, wenn ich die Sache hier selbst in die Hand nehme …«
    »Ja, natürlich. Ich komme schon zurecht. Machen Sie nur weiter mit dem, was Sie zu tun haben.«
    »Sehr gut, Sir. Ich gebe Ihnen Dean mit. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden?«
    Donleavy blickte seinem Sicherheitschef nach. Er zitterte nun heftig am ganzen Körper unter dem verzögerten Schock. Zehn Sekunden hatte Pelham-Wood gesagt. Zwölf Herzschläge später, und er wäre in tausend Fetzen zerrissen worden. Ella! O Gott, mein Liebling, wenn du wüßtest …
    Automatisch tastete er nach seiner Pfeife, ehe er sich erinnerte, daß sie zerschmettert und blutverschmiert – vielleicht mit dem Blut seines Attentäters – im Saal lag. Selbst wenn man sie unbeschädigt fand, brächte er es nicht fertig, sie je wieder zu berühren.
     

 
3.
     
    Die rechte Wand war zum größten Teil hinter einem riesigen Aquarium mit tropischen Fischen verborgen. Die bequemen braunen Ledersessel waren auf der anderen Seite des warmen, goldgelben Teppichs um einen dunklen Eichentisch gruppiert, auf dem eine sorgfältige Auswahl von Journalen lag.
    In einem der Sessel hatte sich ein junger Mann mit narbigem Gesicht niedergelassen, den Victor als einen von Peter Morays Patienten erkannte. Eine ihm fremde Frau saß kerzengerade in einem anderen. Ihre sorgfältig manikürten

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