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Esquivel, Laura - Bittersuesse Schokolade

Esquivel, Laura - Bittersuesse Schokolade

Titel: Esquivel, Laura - Bittersuesse Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Esquivel
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Englisch.«
    Die Worte, die Tita da soeben vernommen hatte, hallten noch lange in ihrem Kopf nach wie Kanonendonner. Niemals durfte sie das zulassen! Sie konnte es nicht fassen, daß man ihr auf einmal das Kind fortnehmen wollte. Sie mußte das um jeden Preis verhindern! Vorerst war es Mama Elena jedenfalls gelungen, ihr das Fest gründlich zu verderben. Das erste Fest ihres Lebens, das sie einmal richtig genossen hatte.
     
    FORTSETZUNG FOLGT...
     
    Nächstes Rezept:
    Chorizo nach Art des Nordens

 
KAPITEL FÜNF
     
    MAI:
    Chorizo nach Art des Nordens
     
    ZUTATEN:
    8 kg Schweinelende
    2 kg Filetspitzen vom Rind
    1 kg Ancho-Pfefferschoten
    6o g Kümmel
    6o g Oregano
    30 g Pfeffer
    60 g Nelken
    2 Tassen Knoblauch
    2 l Apfelessig
    1/4 kg Salz
     
    ZUBEREITUNG:
     
    Zunächst stellt man den Essig aufs Feuer und gibt die zuvor entkernten Pfefferschoten hinzu. Sobald der Essig zu sieden beginnt, nimmt man den Topf vom Feuer, deckt ihn zu und läßt die Pfefferschoten darin ziehen.
    Chencha setzte den Deckel auf den Topf und eilte in den Garten hinaus, um Tita bei der Suche nach Würmern zur Hand zu gehen. Jeden Augenblick konnte Mama Elena erscheinen, um zu kontrollieren, wie sie mit der Arbeit für den Chorizo vorankamen und ob ihr Badewasser bereitstand, doch mit beidem waren sie noch im Verzug. Das lag daran, daß Tita, seit Pedro und Rosaura mit dem kleinen Roberto nach San Antonio, Texas, übergesiedelt waren, jede Freude am Leben verloren hatte, mit Ausnahme eines hilflosen Taubenjungen, das sie mit Würmern aufpäppelte. Davon abgesehen hätte das Haus einstürzen können, es hätte sie völlig kaltgelassen.
    Chencha wollte sich lieber nicht ausmalen, was passieren würde, wenn Mama Elena dahinterkäme, daß Tita keinerlei Interesse zeigte, sich an der Herstellung des Chorizo zu beteiligen.
    Die Idee, Wurst zu machen, war ihnen gekommen, weil Schweinefleisch so auf die praktischste Art verarbeitet und haltbar gemacht werden konnte und damit für lange Zeit ein Vorrat an nahrhaften Lebensmitteln gesichert wäre, der nicht zu verderben drohte. Außerdem hatten sie zum Glück noch rechtzeitig beträchtliche Mengen an Räucherfleisch, Schinken, Speck und Schmalz eingelagert. Möglichst das gesamte Schwein sollte nun noch verwertet werden; es war nämlich das letzte Schwein und eines der wenigen Tiere, die ihnen noch geblieben waren, nachdem einige Tage zuvor ein Revolutionärstrupp über die Farm hergefallen war.
    An dem Tag, als die Rebellen kamen, befanden sich nur Mama Elena, Tita, Chencha und zwei Tagelöhner auf der Farm: Rosalío und Guadalupe. Nicolás, der Verwalter, war unterwegs, um ihren Viehbestand zu erneuern. Da sie bei der herrschenden Lebensmittelknappheit nach und nach alle Tiere hatten schlachten müssen, war er auf die Suche nach dem dringenden Ersatz für die fehlenden Tiere losgezogen. Zwei der treuesten Arbeiter hatte er zu seiner Unterstützung mitgenommen. Sein Sohn Felipe war zurückgeblieben, um die Farm zu verwalten; doch Mama Elena hatte ihn unlängst seines Amtes enthoben und selbst die Leitung übernommen. Felipe hatte sie nämlich auf den Weg nach San Antonio, Texas, geschickt, da man von Pedro und seiner Familie seit ihrer Abreise noch kein Lebenszeichen erhalten hatte. So mußte man befürchten, daß ihnen etwas zugestoßen war.
    Rosalío kam im Galopp herbeigeeilt, um zu melden, daß ein Trupp sich dem Hof nähere. Mama Elena holte daraufhin unverzüglich ihr Gewehr und überlegte, während sie es rasch etwas ölte, wie sie ihren wertvollsten Besitz am besten vor der Habgier der Plünderer verbergen könnte. Was man ihr von den Revolutionären erzählt hatte, ließ nichts Gutes ahnen, wenngleich diese Informationen nicht unbedingt verläßlich waren, stammten sie doch von Pater Ignacio und dem Bürgermeister von Piedras Negras. Beide hatten erzählt, wie die Soldaten in die Häuser einfielen, alles niedermachten und jede junge Frau, die ihnen über den Weg lief, vergewaltigten. Daher ordnete sie nun an, Tita und Chencha sollten das letzte Hausschwein holen und sich schleunigst mit ihm im Keller verstecken.
    Als die Rebellen eintrafen, fanden sie nur Mama Elena vor, die in der Küchentür stand. Flankiert von Rosalío und Guadalupe hatte sie sich dort postiert, die Flinte in den Falten ihres Unterrocks verborgen. Unerschrocken blickte sie dem Hauptmann, der den Trupp anführte, in die Augen, der sogleich verstand, daß dieser harte Blick einer Frau gehörte, mit der nicht zu spaßen

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