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Esquivel, Laura - Bittersuesse Schokolade

Esquivel, Laura - Bittersuesse Schokolade

Titel: Esquivel, Laura - Bittersuesse Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Esquivel
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eingewilligt, John zu einem Abendfest auf eine Nachbarfarm zu begleiten und so ihre von John bestätigte Genesung zu feiern: John hatte ihr das wunderhübsche Kleid geschenkt, das er schon vor langer Zeit in San Antonio, Texas, für diese Gelegenheit gekauft hatte. Die changierenden Farbtöne des Kleides erinnerten sie an die Halsfedern der Tauben, doch ganz ohne den schmerzlichen Beigeschmack jenes weit zurückliegenden Tages, als sie sich im Taubenschlag eingesperrt hatte. Ganz offensichtlich war sie wieder vollkommen gesund und bereit, an Johns Seite ein neues Leben zu beginnen. Mit einem zärtlichen Kuß auf den Mund besiegelten sie ihre Verlobung. Tita empfand zwar bei weitem nicht dasselbe wie damals, als Pedro sie geküßt hatte, doch sie hoffte, ihre so lange Zeit vermoderte Seele würde sich allmählich durch die Nähe dieses wunderbaren Mannes erwärmen und schließlich Feuer fangen.
    Endlich, nach drei Stunden rastlosen Hinundherlaufens hatte Chencha die Lösung gefunden! Wie stets war ihr die ideale Ausrede eingefallen. Sie würde Mama Elena einfach sagen, daß sie auf dem Weg durch Eagle Pass an einer Ecke auf eine Bettlerin mit völlig verschmutzter und zerfetzter Kleidung gestoßen sei. Aus Mitleid sei sie näher herangegangen, um ihr 10 Centavos zu geben, und habe dann völlig entsetzt festgestellt, daß es keine andere war als Tita. Sie sei aus dem Irrenhaus geflohen und ziehe nun rastlos durch die Gegend, um ihre Schuld zu büßen, weil sie ihre Mutter beleidigt habe. Sie, Chencha, habe sie inständig angefleht, mit ihr heimzukommen, doch Tita habe sich geweigert. Sie fühle sich noch nicht würdig, um wieder bei ihrer selbstlosen Mutter zu leben, und habe Chencha deshalb um den Gefallen gebeten, Mama Elena auszurichten, sie habe sie sehr lieb und werde niemals vergessen, was sie alles für ihre Tochter getan habe, und wolle versprechen, sobald sie sich gebessert habe, zu Mama Elena zurückzukehren, und dann würde sie ihr alle Liebe und allen Respekt schenken, wie sie es ihrer Mutter schuldig sei.
    Chencha hoffte, sich durch diese Notlüge mit Ruhm zu bedecken, doch unglücklicherweise kam es dann ganz anders. Als sie nämlich in jener Nacht heimkehrte, fiel eine Räuberbande über die Farm her. Chencha taten sie Gewalt an, und Mama Elena erhielt, als sie ihre Ehre verteidigen wollte, einen heftigen Schlag auf den Rücken, der sie von der Hüfte abwärts lähmte. Unter diesen Umständen war weder sie in der Verfassung eine derartige Nachricht entgegenzunehmen, noch Chencha, sie ihr beizubringen.
    Andererseits war es auch gut, daß sie ihr nichts gesagt hatte, denn spätestens als Tita auf die Farm zurückgekehrt war, nachdem sie von dem schlimmen Vorfall erfahren hatte, wäre ihre fromme Lüge durch Titas blendendes Aussehen und die Energie, die sie ausstrahlte, aufgedeckt worden. Ihre Mutter empfing sie schweigend, und zum ersten Mal erreichte Tita, als sie dem Blick ihrer Mutter unbeirrt standhielt, daß Mama Elena ihn schließlich abwandte. In Titas Augen zeigte sich ein seltsames Flackern.
    Mama Elena erkannte ihre Tochter kaum wieder. Wortlos machten sie sich gegenseitige Vorwürfe und zerrissen damit unwiderruflich die Bande des Bluts und des Gehorsams, die sie bisher fest zusammengehalten hatten. Tita wußte sehr wohl, daß ihre Mutter sich gedemütigt fühlte, weil sie ihre Tochter erneut in ihrem Haus dulden mußte; und damit nicht genug: Zu allem Überfluß war sie auch noch auf ihre Pflege angewiesen, wenn sie genesen wollte. Daher bemühte sich Tita von ganzem Herzen, ihre Mutter so gut wie möglich zu umsorgen. Eifrig bereitete sie ihr die Mahlzeiten und gab sich besondere Mühe bei der Ochsenschwanzsuppe, mit dem ehrlichen Wunsch, sie möge so erfolgreich zur Genesung ihrer Mutter beitragen wie zu der ihren.
    Tita goß die bereits gewürzte Suppe mit den Kartoffeln und den Bohnen in den Topf, in dem sie die Ochsenschwänze gekocht hatte.
    Nun müssen alle Zutaten zusammen noch eine halbe Stunde lang ziehen. Dann wird die Suppe sofort vom Feuer genommen und heiß serviert.
    Tita tat die Suppe auf und brachte sie ihrer Mutter auf einem feinen Silbertablett, das mit einer säuberlich gebleichten und gestärkten Spitzenserviette besonders hübsch gedeckt war.
    Sie konnte kaum die anerkennende Reaktion ihrer Mutter erwarten, als diese den ersten Löffel probierte. Mama Elena jedoch spuckte angewidert alles wieder auf die Bettdecke und verlangte zeternd, Tita möge dieses Tablett

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