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Esquivel, Laura - Bittersuesse Schokolade

Esquivel, Laura - Bittersuesse Schokolade

Titel: Esquivel, Laura - Bittersuesse Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Esquivel
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war sie da, als plötzlich Chencha vor ihr stand. Die gleiche Chencha wie früher, mit einem freudestrahlenden Lächeln. Noch nie war Tita so glücklich gewesen, sie zu sehen, nicht einmal damals, als sie bei John aufgetaucht war, um sie zu besuchen. Wieder einmal erschien Chencha wie vom Himmel gefallen, gerade in dem Moment, als Tita sie am meisten brauchte.
    Es war erstaunlich, sie derart gut erholt zu sehen seit dem Tag, als Tita sie hatte ziehen lassen, so vergrämt und am Boden zerstört, wie sie damals war.
    Nicht die geringste Spur des Schocks, den sie erlitten hatte, war noch zu sehen. Der Mann, dem es gelungen war, sie zu heilen, begleitete sie und zeigte ein freimütiges, breites Lächeln. Aus meilenweiter Entfernung war ihm anzusehen, daß es sich um einen aufrichtigen und schweigsamen Mann handelte. Doch wer weiß, ob letzteres nicht daran lag, daß Chencha ihn überhaupt nicht zu Wort kommen ließ, außer um Tita mitzuteilen: »Jesús Martinez, stets zu Ihren Diensten.« Daraufhin riß Chencha wie immer die Unterhaltung völlig an sich, um Tita in der Rekordzeit von nur zwei Minuten über die neuesten Ereignisse zu unterrichten:
    Jesús war ihr erster Bräutigam gewesen und hatte sie nie vergessen können. Chenchas Eltern hatten sich damals dieser Liebe strikt widersetzt, und wäre sie nicht in ihr Dorf zurückgekehrt, wo sie ihn wiedertraf, hätte er niemals erfahren, wo er Chencha hätte suchen sollen. Natürlich störte er sich nicht daran, daß Chencha keine Jungfrau mehr war, und nahm sie ohne Zögern zur Frau. Sie waren gemeinsam auf die Farm gekommen, um nun, da Mama Elena nicht mehr lebte, ein neues Leben zu beginnen, viele Kinder in die Welt zu setzen und für alle Zeiten glücklich zu sein ...
    Chencha hielt inne, um Luft zu schnappen, denn sie war mittlerweile dunkelviolett angelaufen. Tita nutzte diese Pause, um ihr in einem nicht minder atemberaubenden Tempo mitzuteilen, sie sei unheimlich glücklich über ihre Rückkehr auf die Farm und morgen wolle man über die Anstellung von Jesús reden, doch heute werde jemand um ihre Hand anhalten, denn sie werde bald heiraten, habe jedoch das Abendessen noch nicht fertig und bitte darum, ob man ihr nicht ermöglichen könne, zur Entspannung ein Bad mit Eiswasser zu nehmen, damit sie vorzeigbar wäre, wenn John einträfe, was jeden Augenblick geschehen könne.
    Chencha warf sie buchstäblich aus der Küche hinaus und übernahm sogleich die Regie. Den Champandongo konnte sie, wie sie meinte, mit verbundenen Augen und gefesselten Händen zubereiten. Wenn das Fleisch gut durch ist und kein Saft mehr heraustritt, geht man dazu über, die Maistortillas in Öl zu backen, nicht zu lange, damit sie nicht hart werden. Danach füllt man in eine feuerfeste Form zunächst eine Schicht Sahne, um zu verhindern, daß das Gericht anbrennt, dann eine Schicht mit Tortillas, darüber eine Schicht Gehacktes und zu allerletzt die Pfefferschotensauce, die man mit dem in Scheiben geschnittenen Käse und schließlich mit Sahne bedeckt. Auf diese Weise wird die Form randvoll gefüllt. Das Ganze bleibt so lange im Backofen, bis der Käse vollständig zerlaufen ist und die Tortillas weich sind. Das Gericht wird zusammen mit Reis und Frijoles serviert.
    Wie ruhig fühlte sich Tita nun, seit sie wußte, daß Chencha in der Küche war. Endlich brauchte sie sich nur noch selbst zurechtzumachen. Wie ein Wirbelwind schoß sie über den Hof und bereitete sich das Bad. Ganze zehn Minuten blieben ihr noch zum Baden, Ankleiden, Parfumauflegen und zum Frisieren. So eilig hatte sie es, daß sie Pedro, der am anderen Ende des hinteren Hofes mit den Füßen Steine kickte, nicht einmal bemerkte.
    Tita entledigte sich flugs ihrer Kleidung, stieg unter die Brause und ließ sich das Wasser über den Kopf laufen. Welche Wonne! Mit geschlossenen Augen genoß sie jeden einzelnen Tropfen, der ihr eiskalt über den Körper glitt, und bekam allmählich wieder einen klaren Kopf. Bald bemerkte sie, wie sich bei der Berührung mit dem Wasser ihre Brustwarzen wie pralle Knospen aufrichteten. Ein weiterer Strahl floß ihr den Rücken hinab, um sich alsdann wie ein Wasserfall über die Kurven ihrer ausladenden Gesäßbacken zu ergießen und an ihren straffen Beinen bis zu den Fesseln hinunterzugleiten. Nach und nach verflogen mit ihrer schlechten Laune auch die Kopfschmerzen. Auf einmal hatte sie das Gefühl, das Wasser würde allmählich wärmer, ja heiß, bis es begann, ihr die Haut zu verbrühen. Das

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