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Essen mit Freunden - Roman

Essen mit Freunden - Roman

Titel: Essen mit Freunden - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Insel Verlag
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machte sie glücklich?
    Wenn jetzt eine Sternschnuppe fiel, was würde sie sich wünschen?
    Sie schob die Fernbedienung zur Seite. Es war gut, dass nun Ruhe war. Sie hatte das Gefühl, als würde sie endlich zu sich kommen nach all den Märchen, Chorkonzerten, Spielfilmen und Kochshows. Selbst an Weihnachten gab es die. So viel Inszenierung, so wenig Herz.
    Was also machte sie glücklich?
    Milchreis mit Zimt und Zucker.
    Hühnersuppe.
    Sahne. Vanille.
    Zimtsterne.
    Ihre Hände im Kuchenteig.
    Das kräftige Orange von frischen Möhren.
    Der Duft von Backgemüse mit Rosmarin in der Ofenröhre.
    Der Dampf gekochter Kartoffeln, in die sie Butterflöckchen mengte und Muskatnuss rieb.
    Der Moment, wenn die Konsistenz der Sauce Hollandaise genau jenen Punkt zwischen zu flüssig und zu spät annahm.
    Das Lachen ihrer Gäste am Küchentisch.
    Der Geschmack von Portwein, der sich langsam über die Zunge im Rückgrat ausbreitete.
    Sie war glücklich, wenn sie kochte. Wenn sie für Freunde kochte. Und am glücklichsten war sie, wenn ihre Freunde glücklich waren über das, was sie gekocht hatte.
    Â 
    Sie blieb noch einen Augenblick auf dem Sofa liegen und starrte auf den dunklen Fernseher. Dann wickelte sie sich aus ihrer Decke, brachte all das, was sich in den letzten Tagen auf ihrem Couchtisch, auf dem Sessel, auf dem Fußboden rund um das Sofa angesammelt hatte, in die Küche, stellte den Geschirrspüler an und ging unter die Dusche.
    Es war halb acht.
    Es wurde Zeit, zu beginnen.
    â€‚Champagner
    Sie hatte darauf bestanden, dass sie kommen, alle, auf jeden Fall, selbst wenn sie von der Silvesternacht noch verkatert wären. Sie wusste, es war sehr spontan, am dreißigsten Dezember für den Neujahrsabend einzuladen, und ihre Vehemenz war für Außenstehende wenig einsichtig. Trotzdem
verfolgte Luise ihren Plan hartnäckig. Sie wusste nämlich auch, dass ihr desolater Zustand vor Weihnachten ihr As im Ärmel war. Normalerweise spielte sie nicht mit Krankheiten oder Gemütszuständen, aber in diesem Fall war ihr jedes Mittel recht. Sie wollte es einfach so schnell wie möglich bekanntgeben, damit sie nicht mehr zurückkonnte. Was gesagt war, war gesagt – das ließ sich nicht rückgängig machen. Anne hatte Luises Einladung per SMS bekommen. Sie hatte daraufhin aus den Alpen zurückgerufen und zu bedenken gegeben, dass Natascha und sie erst gegen fünf Uhr am Nachmittag von ihrer Skireise zurück seien und es für sie daher nahezu unmöglich sei, noch am selben Abend auszugehen, worauf Luise nur geantwortet hatte, sie habe das schon eingeplant und sie würden mit dem Essen erst gegen acht beginnen. Thorben wollte sich ebenfalls eine Hintertür offenhalten, denn er war von seiner neuen Internet-Bekanntschaft auf eine Silvesterparty eingeladen worden und hoffte, dass diese Einladung den Neujahrstag mit einschloss. Die Möglichkeit legte für seinen Geschmack jedenfalls das Online-Profil von Sugarbabe nahe: Schmollmund mit blonder Mähne und langen Beinen, gut fünfzehn Jahre jünger als er, suchte eine starke Schulter zum Anlehnen. Also ihn! Er hatte etwas von karmischer Fügung gemurmelt, als er versucht hatte, sich schon mal rein prophylaktisch für sein eventuelles Fernbleiben von Luises kleinem Neujahrsempfang zu entschuldigen, doch die hatte nur orakelt: »Wenn du tatsächlich bei ihr landest und sie einlöst, was du dir von ihr versprichst, wirst du spätestens am frühen Nachmittag so fertig sein, dass du froh bist, wenn du einen Grund hast zu verschwinden. Und wenn du doch nicht mitkommen darfst zu ihr, bist du sowieso froh, wenn du stattdessen uns drei
sehen kannst.« Darauf war ihm kein überzeugendes Gegenargument eingefallen. Sybille war die Einzige, die ihr Kommen sofort freudig zugesagt hatte, denn nach der Feier in der Galerie hatte sie mit ihrem jungen Künstler, dessen Namen Luise schon wieder vergessen hatte, alle Akte einer Beziehung im Schnelldurchlauf durchgespielt und war pünktlich zu Silvester beim letzten angekommen: »Du willst keine Kinder. Du hast Angst, dich einzulassen. Ich trenne mich!« In diesem Zustand war Sybille erfahrungsgemäß zu allem bereit, wenn sie nur nicht allein zu Hause grübeln musste.
    Und so saßen sie schließlich um acht am Neujahrsabend rund um den Küchentisch. Anne, Thorben und Sybille schauten Luise gespannt an, weil

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