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Essen mit Freunden - Roman

Essen mit Freunden - Roman

Titel: Essen mit Freunden - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Insel Verlag
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und Häppchen. Und plötzlich war mir klar, wie mein Catering-Angebot aussehen könnte: ein Essen mit Freunden. Genau
wie mit euch. Kleine Runden in privaten Räumen, gern mit Kochen vor Ort. Keine Massenabfertigung, sondern alles viel persönlicher. Es müsste ein Rundum-Wohlfühlpaket sein. Keine Drei-Sterne-Küche, keine Haute Cuisine, sondern Nahrung für die Seele. Und das alles natürlich in guter Qualität und aufeinander abgestimmt, die Gerichte, das Drumherum. Notfalls bringe ich sogar meine eigenen Weingläser mit, wenn die besser passen. Ich möchte keine großen Gesellschaften bekochen, sondern ich will Menschen glücklich machen. Ich will sie verzaubern. Es soll um Träume gehen. Träume mit Sauce und Zuckerguss.« Sie blickte die drei an und wartete auf Kommentare. Die nicht kamen. Luise hatte mit allem gerechnet. Mit Zweifeln und Kritik, mit Gelächter und Begeisterung. Dass Sibylle kopfschüttelnd abwinken würde, Thorben eine komplizierte Kosten-Nutzen-Rechnung aufstellte, Anne hin und her gerissen wäre. Bloß dieses Schweigen hatte sie nicht erwartet. Diese kaum auszuhaltende Stille.
    Sybille drehte ihr Weinglas zwischen den Fingern, langsam, bedächtig, schaute in das rote Funkeln im Kelch, in dem sich das Leuchten der Kerzenflammen fing. Für einen kleinen Moment sah es so aus, als könnte sie in den Tiefen des Riojas die Zukunft erkennen. »Das ist gut«, sagte sie schließlich. »Das ist wirklich richtig genial.« Dann hob sie ihr Glas und prostete Luise zu.
    Nachdem das Schweigen von einer allgemeinen Begeisterung abgelöst worden war und alle ihren Ideen und Anregungen freien Lauf ließen, fragte Anne: »Nur ums noch mal klarzukriegen: Du willst aber nicht so etwas wie einen Supper Club gründen, wo irgendwelche Privatleute bei sich zu Hause für andere kochen, oder? Du willst keine Einladun
gen in Partisanentaktik übers Internet verteilen und keine fremden Leute bei dir am Tisch. Dir geht's nicht nur um den Spaß, sondern auch ums Verdienen?«
    Â»Ja, genau. Essen mit Freunden soll ein mobiler Koch-Dienst sein. Eine etwas andere Art des Caterings. Ich will keine unbekannten Leute vernetzen, und ich will sie auch nicht in meiner Wohnung bewirten. Ich will denen, die selbst nicht kochen können, die Möglichkeit geben, bei sich zu Hause etwas zu haben wie wir hier. Ich würde dann Vorgespräche führen, was sie sich genau wünschen, über ihre Vorlieben – und die der Menschen, die sie einladen wollen. Es werden aber immer ihre Gäste, ihre Wünsche und ihre Küche sein. Das einzig Partisanenmäßige, was ich anbieten könnte, ist, dass ich auch mal einen Bluff unterstütze. Dass sie ihren Gästen sagen können, sie hätten selbst gekocht. In dem Fall würde ich so planen, dass ich mich vorher verdrücken kann und als Beweise die dreckigen Kochtöpfe zurücklasse, damit es echt wirkt.«
    Â»Und wenn sie dir die Töpfe am nächsten Tag sauber abliefern, gibt es Preisnachlass. Wunderbar.« Sybille lachte.
    Â»Ich glaube, wenn du es wirklich als Catering im Miniformat aufziehst, ist es gar nicht so schwierig«, sagte Thorben. »Du hast zwar etwas Rennerei mit den Ämtern. Gesundheitsamt, Finanzamt, Gewerbezeugs und so. Aber der Rest? Die Küchenutensilien hast du. Ideen auch. Also!«
    Â»Ich brauche größere Töpfe«, sagte Luise. »Eventuell zwei Herdflammen mehr. Am besten mobile. Ein bisschen Geschirr. Gutes Werkzeug, bessere Messer. Irgendwas zum Transportieren und Warmhalten.«
    Â»Und ein neues und zuverlässiges Auto«, warf Sybille ein, denn der Zustand von Luises Wagen, den die, die höflich wa
ren, als Oldtimer bezeichneten, und der von den weniger Freundlichen nur als prähistorischer Schrott belächelt wurde, war allseits bekannt.
    Â»Und du brauchst eine Homepage«, überlegte Anne laut. »Da könnte dir sicher Ole helfen.« Breites Grinsen.
    Â»Oh, daran habe ich noch gar nicht gedacht.« Luise senkte verlegen den Blick und wischte mit dem Finger ein paar Weintropfen von der Tischplatte. »Gute Idee.«
    Â»Und du brauchst Mundpropaganda«, ergänzte Sybille. »Aber dafür hast du ja uns.«
    Â»Vielleicht gibt es sogar irgendwelche Finanz-Fördertöpfe. Wir können uns nächste Woche mal zusammensetzen und es kalkulieren. Du weißt ja, ich bin ganz gut mit Gelddingen.

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