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Essen mit Freunden - Roman

Essen mit Freunden - Roman

Titel: Essen mit Freunden - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Insel Verlag
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lächelte süffisant. »Wir haben uns verabredet, etwas getrunken und geredet, viel gelacht, ein bisschen geflirtet. Dann haben wir noch etwas getrunken. Und dann«, sie holte tief Luft und dehnte die Kunstpause bis an den Rand des Schicklichen, »habe ich einen der charmantesten Körbe meines Lebens bekommen.« Sie hob ihr Glas und prostete Anne zu.
    Â»Du? Einen Korb? Warum das?« Anne schien überrascht.
    Â»Er meinte, er sei momentan emotional anderweitig gebunden. Und dann haben wir einfach weitergeredet und -getrunken. Was auch ganz nett war.«
    Â»Klingt«, Anne überlegte, »interessant.« Sie lächelte. »Wobei es mir für dich natürlich leidtut.«
    Â»Ach, halb so schlimm. Hier ist doch auch einiges Nettes unterwegs.« Sybille blickte auf die Tanzfläche und strahlte den blonden Hünen an, der die ganze Zeit zu den vier Freundinnen herüberschaute. »Ich glaube, ich tanze«, sagte sie, drückte Anne ihr Glas in die Hand und verschwand.
    Â 
    Â»Wir gehen dann mal.« Anne hatte bereits ihre Jacke an. »Natascha hat Kopfweh, und für mich reicht es jetzt auch
mit Nostalgie.« Sie umarmte Luise. »Aber du: Geh hin und berausche dich an der Jugend.«
    Â»Ich bin doch nicht –«, begann Luise.
    Â»Viel Spaß noch«, unterbrach Anne sie und warf einen lächelnden Blick über ihre Schulter.
    Luise drehte sich um und stieß beinahe mit dem blonden Hünen zusammen.
    Â»Schöne Schuhe«, sagte er. »Vintage?«
    Luise spürte Annes leises Kichern noch im Nacken, als sie antwortete: »So was Ähnliches.«
    Sie setzten sich zusammen an den Tresen, lachten, fanden sich sympathisch und tanzten noch ein bisschen. Dann beschloss Luise, dass es auch für sie genug wäre für heute. Sie nickte Thorben und Sybille zu, die zu Let's dance ihr Standardtanz-Wissen ausgepackt hatten, und schrie dem Hünen: »Ich geh jetzt« ins Ohr, um David Bowie zu übertönen.
    Â»Gut«, sagte er.
    Und folgte ihr.
    Als sie an der Garderobe nebeneinanderstanden, fragte sie sich, ob sie nun etwas klarstellen müsste, was die getrennten Heimwege betraf, doch dann blickte sie der anzüglich lächelnden Garderobiere ins Gesicht, die erst sie und dann den Hünen musterte, genoss die unausgesprochene Unterstellung und gönnte es sich, heimlich diese Fantasie zu teilen. Ein paar Schritte lang. Bis zu ihrem Auto, wo sie dann die Hoffnungen des Hünen endgültig zunichtemachte.
    â€‚Saure Gurken
    Selbstständigkeit war wirklich etwas Wunderbares. Im letzten Sommer hatte sie sich bei Text-Berg einen dicken Schnupfen eingefangen, den sie anderthalb Monate nicht mehr losgeworden war, weil die Klimaanlage die ganze Zeit auf vollen Touren lief und sich die Temperatur in den einzelnen Büros nicht individuell regeln ließ. In diesem Sommer war das Schlimmste, was Luise sich eingefangen hatte, nur ein leichter Sonnenbrand auf dem Nasenrücken, weil sie keine Sonnencreme aufgetragen hatte, als sie – noch im Pyjama, die Beine auf der Balkonbrüstung und den Morgenkaffee neben sich – ein bisschen zu lange in den neuesten Ess-Zeitschriften geblättert hatte. Auch das war Arbeitszeit. Wenn sie sich hin und wieder aus alter Gewohnheit Sorgen um ihre finanzielle Perspektive und die Zukunft von Essen mit Freunden machte, waren diese Ängste jedoch kein Vergleich zu den schlimmen Nächten, die sie in Krisenzeiten bei Text-Berg mit dicken Socken und einer heißen Milch mit Honig auf ihrer Nussbaum-Arbeitsplatte verbracht hatte. Sie bereute keine Minute ihre Kündigung und keine der Entscheidungen seither. Mitte Juli kamen die Aufträge spärlicher, weil Ferienzeit war und sich die Stadt wie ein träger Kater in der Sonne räkelte. Luise hatte sich vorgenommen, die freie Zeit zu nutzen, um ein bisschen in der Küche zu experimentieren, sich im Blumenkandieren zu verbessern, nach neuen Menüs und Rezepten Ausschau zu halten und Ideen zu sammeln. Und immer häufiger dachte sie dabei an Markus' Vorschlag zu einer Belegung der freien Schubladen auf ihrer Homepage. Wieso eigentlich keine Kurse? Am Anfang hatte
sie diesen Gedanken rasch wieder verdrängt, in die hinterste Ecke ihres Ideenarchivs, denn sie wollte nicht an Markus erinnert werden. Seit er aus ihrem Leben verschwunden war, fielen ihr regelmäßig Sätze, Anregungen und Kommentare von ihm ein. Die Idee mit den

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