Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition)
Nicht aufregen.“
„Wir sind gefangen… Man hat uns entführt, oder?“ Madeleine
schnappte nach Luft. „Sie werden an uns herumexperimentieren, nicht wahr?
Jonah!“
Schritte erklangen von irgendwo her. Dumpf. Draußen.
„Maddie, hast du dein Amulett dabei?“
„Nein. Du?“ Sie fing an zu schluchzen. „Wir hätten auf
Mom hören sollen, sie hat uns so oft gewarnt. Was sollen wir denn jetzt
machen?“
Die Schritte wurden lauter. Verschiedene Schritte.
Schwere und leichte, mindestens drei Paar.
„Pssst, Maddie. Sei still.“
„Ich habe Angst!“
Metall rasselte, dann krachte ein Schlüssel in seinem Schloss.
Dem Geräusch nach zu urteilen war es eins dieser Relikte, die selbst total
verrostet noch unzerstörbar waren. Jonah rutschte an seine Schwester heran.
„Denk an Mom!“, flüsterte er. „Versuch, sie zu rufen.“
Zwei Mal knarrte das rostige Schloss, doch die Tür zu
ihrer Gefängniszelle wurde nicht aufgestoßen.
Wenn Madeleine und er die Schutzamulette getragen
hätten, so wie Mom es angeordnet hatte, dann wären sie jetzt vielleicht nicht
hier. Hatte überhaupt schon irgendwer mitgekriegt, dass sie nicht mehr in
Mayfair waren?
Statt endlich hereinzukommen, fing jemand zu murmeln
an. Jonah strengte sich an, aber er verstand nichts. Madeleine war einfach zu
laut.
„Pst, …“, flüsterte er so leise er konnte. „Hör lieber
zu, was sie sagen.“
Sie gehorchte. Ihr Körper schlotterte zwar weiter,
aber sie verkniff sich jeden Mucks.
„Ist das ein afrikanischer Dialekt, oder so?“ Sie
drehte den Kopf hin und her, als wollte sie der Stimme folgen. Plötzlich wurde
sie stocksteif. „Jonah… das ist Langaj. Sie haben jemanden, der Voodoo kann.“
Ein letztes Mal klickte der Schlüssel, dann entfernten
die Schritte sich wieder. Das Rasseln des Schlüsselbundes zog gemächlich davon.
Jonah stöhnte auf.
„Ich fass´ es nicht.“
„Jonah… Die haben… haben sie… uns…?“ Madeleines Stimme
wurde immer leiser. Sie keuchte, aber Jonah wusste, dass das nur Panik war. Er
kämpfte ja selbst damit.
„Sie haben
diesen Raum mit Voodoo versiegelt. Ja.“
Voodoo. Schöne
Scheiße. Das bedeutete wohl, dass sie vorerst hier gefangen waren. Ob nun
irgendwer sie hier aufspürte oder nicht, gegen einen magischen Bann kam niemand
an. Nicht mal ein Miller. Der Versuch, eine magische Grenze zu überschreiten,
war purer Wahnsinn, wenn man nicht ganz genau wusste, wer oder was aus dem
Voodoo-Bereich ausgeschlossen wurde.
Der Schutzzauber
in Julian Devons Kapelle zum Beispiel, konnte selbst das mächtigste Wesen in
der Luft zerfetzen. Ein einziger brutaler Gedanke reichte, um in ein blutiges
Gaswölkchen verwandelt zu werden. Selbst wenn man vorher stundenlang friedlich
auf einem Kirchenbänkchen gesessen hatte.
In Mayfair
musste es schon eine böse Absicht sein, oder das Tragen einer Waffe, zumindest
in den geschützten Räumen, wie etwa dem Schlaftrakt.
Aber was für
eine Art von Schutzmechanismus verwendeten die hier? Und wie wurde er
ausgelöst?
Durch das
Betreten des Bannraums, offensichtlich, sonst hätte man ihn nicht mit einem
Schlüssel kombiniert.
„Mach dir keinen
Kopf, Maddie. Wie es aussieht, wird unser Käfig mit einem Schlüssel aktiviert.
Also kann man ihn auf diese Weise auch wieder deaktivieren. Der Schlüssel und
das Schloss sind eine Art Amulett. Eine mobile Bannmeile.“
Und wenn er
damit richtig lag, dann hatte die Voodoo-Hexe von diesen Typen hier echt was
drauf.
Neunzehn
„Teresa Miller! Du bist ein wirklich böses Mädchen.“
Nikas Kopf schnellte herum, um zu sehen, wer es wagte,
so etwas zu sagen. Ihr Blick blieb an zwei Brünetten hängen, die aussahen, als
wären sie geradewegs aus ihren Tanzkäfigen in Las Vegas herausgesprungen. Eine
der beiden trug ein enges Lackoutfit und Stiefel, die bis an den Saum ihres
Röckchens reichten. Sie fiel Teresa um den Hals.
Die andere trug Hot Pants in Tigermuster mit passendem
BH und Plateausandalen. Sie hielt die durchtrainierten Arme unterhalb ihrer
Brust verschränkt, die sogar in Nikas Augen ein Eyecatcher war. Das Busenwunder
grinste.
„Du hast ein anderes Spielzeug gefunden, hm? Du rufst
nicht an, schickst keine Mail. Wieso zur Hölle bist du verschwunden,
Miststück?“
„Bin ich nicht.“ Teresa lächelte.
Nikas Blicke gingen hin und her. Die Dame in Lack
kramte ein Päckchen Zigaretten aus ihrem kleinen roten Beutel, der ziemlich
nach Chanel aussah. Sie zwinkerte Nika zu, als sie ihren Blick
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