Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition)
auffing.
„Möchtest du mal probieren?“
Das Busenwunder lachte auf.
„Was gibt es an dir schon zu probieren, Gertie?“
„Halt doch deine Klappe, Barb.“
„Wisst ihr was?“ Nika wischte die Handflächen auf
Gwens Kleid ab. „Ich werde mal nachsehen, wo der Kellner mit dem Champagner
bleibt. Bis später.“
„Bleib da, wo ich dich sehen kann.“ Teresa checkte
schnell noch einmal den Saal. „Verstanden?“
„Ist das Clares Baby? Hölle, sie ist… groß geworden“,
murmelte Gertie. Nika spürte die Blicke der Käfigtänzerin in ihrem Rücken. Meine
Güte.
„Halt die Füße still.“ Das musste Barb sein.
Teresa beendete die Diskussion mit ihrem ganz eigenen
Charme.
„Zu gut für euch zwei Schnattergänse, Schluss jetzt.“
Nika musste grinsen. Sie hörte sehr wohl den Stolz in Teresas
Stimme. Gelegentlich schlug er durch und erinnerte Nika daran, dass die
Engelsblüterin viel mehr war als nur eine Freundin oder ein Bodyguard. Neben
Julian war sie das, was einem Elternteil wohl irgendwie am nächsten kam.
Und Eltern waren eben stolz.
So zählte das erste
selbstgemalte Strichmännchen nicht weniger als ein Picasso und der Flohwalzer
auf dem Klavier versprach ein Ausnahmetalent. Aber Eltern besaßen so etwas wie
einen Radar. Wenn das Küken aus dem Nest kletterte, um sich todesmutig in den
Schlund der bereits wartenden Katze zu stürzen, standen sie bereit, um den
Nachwuchs abzufangen.
Teresas Hand lag auf ihrem Arm, kaum dass Nika auch
nur daran denken konnte, nach Daniel zu suchen.
„Sichtbereich, habe ich gesagt.“
„Ja. Und du siehst mich doch.“
Teresa verdrehte die Augen.
„Geh schon weiter, wir müssen sowieso reden.“Sie lotste Nika aus der Ballruine und ins Foyer, von
dem zwei Türen abgingen. Die hatte Nika vorher nicht bemerkt. Teresa hatte
schon die Hand an der Klinke, als plötzlich Daniel aus dem Nichts neben ihr
erschien.
„Hast du Madeleine und Jonah gesehen?“ Seine grauen
Augen fixierten Teresa. Sie zog die Stirn in Falten.
„Sie sind zu Hause. Mit Dad.“
„Nein, sind sie nicht.“
Teresas Hand rutschte von der Klinke. Sie blinzelte.
„Bestrafen sie uns, weil sie nicht herkommen dürfen?
Oder ist es jemandem gelungen, den Bann im Mayfairhaus zu brechen?“
Daniel antwortete nicht. Teresa dachte kurz nach.
„Niemand weiß, dass sie echte Nachkommen sind.“,
murmelte sie schließlich. „Jeder hält sie für adoptiert.“
„Das spielt jetzt keine Rolle mehr. Pass auf Nika
auf.“
Teresa nickte langsam, den Blick ins Leere gerichtet.
Kälte breitete sich wie ein Nebel um Nika aus, als
Daniel sich umdrehte und verschwand.
„Was wird er jetzt tun?“
„Suchen.“
Teresa seufzte, öffnete die Tür der Damentoilette
einen Spaltbreit und schob Nika durch.
Nika sah sich um. Der Luxus, der sich ihr bot, brachte
sie für einen Augenblick aus dem Konzept, weil er so gar nicht zu dem Rest der
Bauruine passte. Teresa begann, systematisch die Wände und Ecken abzutasten.
Sie betrat jede einzelne Toilettenkabine und kam erst wieder, als sie davon
überzeugt war, dass außer Nika und ihr niemand anwesend war. Weder
offensichtlich, noch verborgen, ob nun aus eigener Kraft oder mithilfe von
Amuletten. Sie trat neben den marmornen Waschtisch, an dem Nika lehnte und
legte die Hände auf ihre Schultern.
„Ach ja.“ Nika atmete durch, aber die Taubheit, die
mit der Sorge um Jonah und Madeleine in sie gedrungen war, blieb. „Du wolltest
mir noch etwas sagen, aber ich schätze, das ist gerade nicht so wichtig.“
„Doch. Der Streit mit Daniel. Du hast ihn falsch
verstanden, Nikki, er sprach nicht von Sophies Beerdigung.“ Teresa zögerte
offensichtlich, Nika zu erleuchten. Als Nika den Kopf schüttelte, weil sie
nicht von allein drauf kam, seufzte sie und fuhr endlich fort. „Daniel ist für
Sophies Tod verantwortlich. Er glaubt, du weißt das.“
Der aufmerksame Blick ihrer Elfe irritierte Nika.
Sicher wartete sie auf irgendeine Reaktion oder einen Hinweis darauf, ob Nika
richtig zugehört hatte. Und klar, das hatte Nika. Teresas Worte kreisten wie in
einem Endlosloop durch ihren Kopf.
Daniel hatte Sophie getötet.
„Schatz, hast du verstanden, was ich gesagt habe?“
Zumindest hatte Nika jedes Wort gehört. Und nun stand
sie da und erwiderte Teresas Blick. Ganz klar war sie diejenige, die
irgendetwas missverstanden hatte.
„Das ist unmöglich, Tess. Wie kommst du darauf?“
„Tristan. Du hast ihm von deinem Streit mit Daniel
erzählt. Der
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