Esswood House
Kopf und sah Standish an. Seine Augen hatten die Farbe von Regenwasser in einem Faß. »Das nicht dein Baby«, sagte der Beamte langsam und mit einem ausgeprägten Akzent zu Standish. »Verstehst du vielleicht? Dieses Baby nicht dein Baby.«
Und dann begriff Standish, daß er alles verloren hatte. Das Leben, das er gekannt hatte, war dahin, er würde in diesem häßlichen und gefühllosen Land geköpft werden, und das Baby, das dort auf dem Tisch keuchte, war nicht sein Baby. Schwarzer Dampf, Tinte, Gift strömte durch seine Adern. Er stöhnte - Grauen und Verzweiflung schnürten ihm die Brust zu. Sein ganzer Körper wurde schwer wie Wasser, wie Blei. Er stöhnte wieder, da sein Leben zu Ende ging, und erwachte von Angst und Schrecken erfüllt in einem sonnigen Schlafzimmer in Esswood.
KAPITEL SECHS
»Schon wieder falsch«, sagte Robert Wall. Es war eine halbe Stunde später. Standish machte mit zwei Bleistiften, einem Notizblock und seiner Ausgabe von Crack, Whack and Wheel in der Hand die Tür vom Gesindekorridor zu und kam zum Tisch. Zwei Plätze waren eingedeckt worden, sein eigener von gestern Abend und der von Wall gegenüber. Goldene Kuppeln mit Henkeln bedeckten die Teller. »Sie sind ein Mann, der weniger ausgetretene Wege bevorzugt, Mr. Standish.«
»So wird es wohl sein«, sagte Standish.
»Ihr literarischer Geschmack läßt nichts anderes vermuten. Sehen wir nach, was unter diesen Abdeckungen wartet, ja?«
Sie hoben die goldenen Kuppeln. Standish sah einen ganzen ausgetrockneten Fisch mit offenen Augen auf seinem Teller.
»Ah, Kipper«, sagte Wall. »Sie sind ein Glückskind, Mr. Standish. Momentan sind wir hier ein klein wenig unterbesetzt, ich selbst muß in etwa einer Stunde nach Sleaford und Bewerbungsgespräche mit einigen potentiellen Aushilfen führen, und man kann nie genau vorhersagen, was sie zum Frühstück servieren. Letzte Woche bekam ich viermal nacheinander Porridge.«
Standish wünschte sich, die Küche hätte zur Abwechslung einmal Weizenkleie serviert. Er wartete, bis Wall ein Stück braunes Fleisch von einer Seite des Kippers gelöst, dabei eine fein säuberliche Reihe Gräten, den Saiten einer Harfe nicht unähnlich, freigelegt und es sich in den Mund gesteckt hatte. Als Standish es ebenfalls versuchte, pieksten ihn spitze Gräten in Zunge und Zahnfleisch. Der Fisch schmeckte wie gebrannter Ton. Er kaute und wollte resigniert schlucken, konnte es aber nicht. Sein Hals weigerte sich, diesen abscheulichen Klumpen in seinem Mund zu akzeptieren. Standish hob die Serviette zum Mund und spuckte die grätige Masse aus.
»Und jetzt«, sagte Wall und hob den Deckel von einer Schüssel, die zwischen ihnen stand. Standish betete um richtiges Essen - Rührei, Toast, Speck.
»Das ist wirklich Glück«, sagte Wall und entblößte eine zähe, gelbweiße, halb flüssige Substanz. »Kedgeree.« Er schaufelte es sich begeistert auf seinen Teller. »Dies ist ein Morgen der Gaumenfreuden. Bedienen Sie sich.«
Standish nahm einen Fischgeruch von der klebrigen Masse wahr. »Meinen Sie, es gibt auch Toast hier?«
»Unter der Toasthaube«, sagte Wall und warf ihm einen überraschten Blick zu. »Neben Ihrem Teller.«
Er hatte die zweite, länglichere goldene Haube neben seinem Teller noch gar nicht gesehen. Er hob sie und entblößte zwei Reihen braunen Toasts auf einem Metallhalter. Zwischen den Toastreihen standen ein Glas Orangenmarmelade und eines, das offenbar Erdbeermarmelade enthielt, jeweils mit einem goldenen Löffel darin. Standish häufte unverzüglich Marmelade auf ein Stück Toast.
»Stimmt etwas mit Ihrem Bückling nicht? Kedgeree mag nur etwas für englische Gaumen sein, aber geräucherter Kipper ist doch gewiß akzeptabel, es sei denn ...«
»Wunderbar, köstlich«, sagte Standish und kaute seinen Toast.
»Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Nacht?«
»Bestens.«
»Keine Schlafstörungen? Keine Unannehmlichkeiten?«
»Nichts.«
»Ausgezeichnet.« Wall machte eine Pause; Standish, der gerade eine zweite dreieckige Toastscheibe mit Marmelade bestrich, sah auf. »Eines muß ich noch mit Ihnen besprechen. Ich bin sicher, es ist bedeutungslos, aber ich wollte es gestern abend nicht zur Sprache bringen ...«
»Oh?« Standish hielt den Marmeladelöffel in einer und die dreieckige Toastscheibe in der anderen Hand.
»Offenkundig scheint es eine Unklarheit hinsichtlich der Umstände zu geben, unter denen Sie Ihre erste Lehrtätigkeit aufgegeben haben. War das nicht am Popham
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